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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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hindurchgelaufen!«, rief Geibel mit leuchtenden Augen. »Sie sind hindurchgelaufen, junger Freund. Mitten hindurch. Allerdings haben Sie nicht auf die Details geachtet. Unverzeihlich.« Er kicherte. »Aber das, was mir ins Auge fällt, sagt Ihnen natürlich nichts.«
    Kai Heinrich gab sich desinteressiert. Er spürte einen heftigen Widerwillen gegen diesen wunderlichen Alten, der ihn hierher geschleppt hatte.
    Geibels Heiterkeit versiegte, und er sah seinen unfreiwilligen Gast mit kaltem, verächtlichem Blick an: »Sie glauben mir nicht? Natürlich nicht. Mir will keiner glauben. Theodor Geibel, der Wunderling! Ha! Sehe ich so aus wie ein Phantast?« Er deutete auf die alten Gegenstände. »Sehen diese Dinge etwa so aus, als hätte ich sie gefälscht? Um mich wichtig zu machen? Lächerlich! Aber ihr wollt es ja nicht wahrhaben. Man weigert sich, mich zur Kenntnis zu nehmen. Ich grabe trotzdem, auch wenn sie mich mit Schimpf und Schande aus ihren heiligen Hallen gejagt haben, in Kiel und Kopenhagen, in Lübeck und in Hamburg. Da sind die Dänen nicht besser als die Deutschen. Ignoranten allesamt! Was einmal als richtig angesehen wurde, soll für immer gelten. Was für ein Unfug! Der Hügel, lieber Herr Geibel, stellt doch nichts weiter dar als den Teil einer Verteidigungsanlage, die wir schon kennen. Ein Hügel am Wasser? Na, was kann das schon anderes gewesen sein als eine Sammelstelle für das Militär. Pustekuchen! Wenn sie mir mal richtig zugehört und meine Stichproben genau überprüft hätten, wenn sie mir Werkzeug und Helfer zur Verfügung gestellt hätten, dann hätte ich ihnen bewiesen, dass diese Anlage hier einst ein blühendes Gemeinwesen gewesen ist, in einer Zeit, als die meisten Menschen noch in schmutzigen Löchern hausten. Ja, ja, wenn ich das schon höre: Das ist ganz unmöglich, verehrter Herr Geibel, was Sie sich da ausgedacht haben, eine solche Siedlung gab es damals nirgendwo im Norden. Eben doch! Vor langer Zeit hat es hier eine Siedlung gegeben, ein blühendes Gemeinwesen.« Geibels Stimme wurde leiser. Er schien erschöpft zu sein. Seine Augen wurden stumpf. »Mag ja sein«, fuhr er fort, »dass diese Kultur untergegangen ist, aber das macht sie doch nicht weniger interessant. Ich werde es ihnen beweisen. Vielleicht wird es Jahre dauern, aber eines Tages werden sie mir zujubeln, weil ich ihnen Schätze und Erkenntnisse beschert habe, die sie sich in ihren kühnsten Forscherträumen nicht ausmalen konnten. Man wird mich in die Akademie aufnehmen, man wird mich hofieren…« Er starrte vor sich hin: »Als Propheten sollte man mich verehren, als Begründer einer neuen nordischen Idee, als den Menschen, der den Brückenschlag zwischen dem Germanentum der Vergangenheit und seinem Neuaufbruch in die Zukunft gewagt hat… meine Bücher sollten sie lesen, statt über mich zu lachen… Geld sollten sie mir geben… ach, wenn ich nur Geld hätte.«
    Kai Heinrich interessierte das alles herzlich wenig. Ihm war kalt in seinen durchnässten Kleidern. Er fühlte sich benommen, aber nicht so sehr, dass er sich nicht heftige Sorgen um Christine machte. Sie war verschleppt worden. Er hatte es doch mit eigenen Augen gesehen. Es musste irgendetwas unternommen werden! Aber wie konnte er nur diesen verrückten Alten dazu bewegen, ihm zu helfen?
    »Hören Sie, Herr Geibel, es tut mir sehr Leid, wenn Sie ungerecht behandelt wurden. Ich würde Sie unterstützen, wenn ich könnte, aber ich bin nur ein armer Schreiber, mittellos und wirklich nicht dazu in der Lage. Außerdem plagen mich andere Sorgen, wie Sie wissen…«
    Geibels Augen blitzten auf: »Aber Sie glauben mir doch, nicht wahr?«
    »Natürlich.«
    »Sie glauben mir doch, dass ich die bedeutendste Entdeckung aller Zeiten gemacht habe?«
    »Natürlich.«
    »Sie glauben mir doch, dass ich damit die Geschichtsschreibung revolutionieren werde? Und dass ich das Germanentum ganz neu begründen werde.«
    »Ja, sicher.«
    »Dann werden Sie mir auch helfen wollen.« Geibels Ton verwandelte sich von Anmaßung in einen bittenden Singsang: »Sie könnten mir wirklich helfen, mir zur Hand gehen. Es ist harte Arbeit. Ich brauchte einen jungen Mann, der mir zur Hand geht. Jemanden, der sich begeistern lässt für die große Aufgabe, die uns noch bevorsteht.«
    »Ich habe natürlich eine Arbeit, aber vielleicht ließe sich da etwas machen.« Kai Heinrich würde diesem Wahnsinnigen alles versprechen, wenn es ihm nur die Chance böte, hier herauszukommen.
    »Ich sage dir,

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