Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
Vom Netzwerk:
Großteil des Verkaufstresens vor dem riesenhaften Flaschenregal im Auge behalten. Das Einzige, was sie nicht im Blick hatten, war der Fernsehapparat, in dem gerade eine Aufzeichnung des Nordderbys HSV gegen Werder Bremen lief.
    »Revanche geglückt, Bremen hat verloren«, teilte der Kellner den dreien ungefragt mit, als Rümker sich den Hals verdrehte, um doch noch etwas vom Spielverlauf mitzubekommen.
    »Was machen wir jetzt hier?«, fragte Discher.
    »In letzter Zeit gibt’s hier wieder anständiges Essen«, erklärte Kulbrod.
    Tatsächlich hingen überall schwarze Tafeln herum, auf denen von Labskaus über Pannfisch bis zu Sauerfleisch mit Bratkartoffeln alles angeboten wurde, was auf Hamburger Tellern Rang und Namen hatte.
    »Hamburger Kesselgulasch«, las Discher vor. »Ist das eine Anspielung auf die 86er Einkesselung der Brokdorf-Demonstranten auf dem Heiligengeistfeld? Zweihundert Mark Schmerzensgeld als Entschädigung für Freiheitsberaubung und Körperverletzung hab ich deswegen bekommen. Läppisch.«
    »Davon können Sie sich immerhin zehn Portionen Gulasch leisten«, meinte Kulbrod.
    »Das Gulasch ist nicht schlecht«, stimmte Rümker zu.
    »Ist das Ihre Hauptbeschäftigung als Detektive, in Kneipen rumsitzen?«, fragte Discher.
    »Na ja«, sagte Kulbrod. »Oft läuft’s darauf hinaus.«
    »Das ist es, was ich an dem Job am meisten mag«, erklärte Rümker.
    »Blödmann«, Kulbrod warf seinem Kompagnon einen verächtlichen Blick zu.
    »Ich meine, wenn die Spesen bezahlt werden.«
    »Versager.«
    »Steh ich im Weg?«, fragte der Kellner, der wieder angerückt war, um das Bier zu servieren.
    Kulbrod winkte ab: »Keine Gefahr im Verzug.«
    »Darf’s auch was zu essen sein, die Herren?« Der Kellner beugte sich verschwörerisch zu ihnen herab: »Oder erlaubt es die Mission nicht?«
    »Mission Knusperhaxe würde ich sagen«, sagte Rümker. »Ich hab einen verdammten Kohldampf.«
    »Na, ich weiß nicht, ob die alte Schachtel in ihrem Elbvorortschlößchen uns die Haxenspesen bezahlt.« Kulbrod kratzte sich am Kopf. »Aber egal. Ich nehm auch eine Portion. Mit Sauerkraut und Bratkartoffeln.«
    Discher schloss sich an.
    »Dreimal Haxe. Geht klar.« Wieder beugte er sich nach vorn. »Wir stellen’s warm, wenn’s pressiert.« Damit ging er.
    »Ich dachte immer, Detektive legen Wert auf ihr Inkognito«, meinte Discher.
    »Der einzige, der bei Nagel inkognito ist, ist der Koch.« Kulbrod griff nach seinem Bier.
    »Es heißt doch, der Chef…«, sagte Rümker.
    »Ein Chef, der kocht?«
    »Prost«, sagte Discher.
    Als sie die Gläser wieder abgesetzt hatten, fragte er scheinheilig: »Was wollten wir eigentlich in Hein Höges Hafenbasar?«
    »Hein kennt alle, die was anzubieten haben«, sagte Kulbrod.
    »Ist er ein Hehler?«
    Kulbrod schüttelte den Kopf. »Diese Bezeichnung würde er sich verbitten. Er vermittelt, wenn Not am Mann ist.«
    »Verstehe.«
    »Sein Kumpel Herbert ist eher der Mann fürs Grobe«, sagte Rümker.
    Kulbrod starrte ihn wütend an: »Sag mal…«
    Discher lachte: »Er ist nicht sehr verschwiegen.«
    Rümker hob die Schultern. »Was denn?«
    »Diskretion ist das A und O unseres Berufs«, sagte Kulbrod säuerlich.
    »Aber du hat doch selbst eben…«
    »Nix hab ich. Eine Andeutung hab ich gemacht.«
    »Das war doch keine Andeutung. Das war eindeutig.«
    »Unsinn!«
    Es war wohl an der Zeit, dass sie sich mal richtig stritten. Discher lehnte sich zurück und ließ das Streitgespräch an sich vorbeirauschen. Irgendwann kam der Kellner und balancierte drei Teller auf einem Arm, wie auch immer er das schaffte, stellte dampfende Haxen vor sie hin und gab das Kommando: »Schmecken!«
    Der Streit brach ab. Sie bestellten mehr Bier. Nach dem Essen wieder drei Gläser und die erste Runde Jubis. Da die Verdauung weiter gefördert werden musste, kamen weitere Runden Jubis dazu. Schließlich waren es so viele, dass die Kellner es als Ehre empfanden, einen auszugeben. Die drei Gäste wiederum ließen es sich nicht nehmen, ihrerseits eine Runde für die Kellner zu spendieren. Auch wenn Hein und Herbert nicht auftauchten, hatte der Abend in der Bodega Nagel somit seinen Sinn bekommen.
    Als das Lokal geschlossen wurde, gelang es Discher, sich von den Detektiven abzusetzen. Er winkte ein Taxi heran und ließ sich nach Othmarschen fahren.
    »Das ist ja widerlich, wie du dich aufführst«, sagte Marie-Christin, als er ihr um den Hals fiel, kaum dass sie auf sein Sturmklingeln die Tür geöffnet hatte. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher