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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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am Schulterknochen eines Blauwals, der quer im Raum hing, und verließ den Laden.
    Er stieg in den Wagen und fuhr runter zu den Landungsbrücken und dann Richtung Westen. Über der Elbe hingen dicke Nebelschwaden, durch die sich träge Silhouetten ankommender Containerschiffe schoben.

26. FEBRUAR SPÄTNACHMITTAGS
    Der Range Rover machte Sinn. Über das noble Othmarschen fegte ein Sturm mit Böen, die gelegentlich Orkanstärke erreichten. Das Wetter machte keine Unterschiede, hier konnte man genauso gut von einem umstürzenden Baum oder einem abgerissenen Ast erschlagen werden wie in den weniger feinen Vierteln Hamburgs. Genau genommen war das Risiko in den Elbvororten sogar größer, denn hier gab es mehr Grünflächen. Dafür waren die Prämien der Lebensversicherungen für die Hinterbliebenen entsprechend höher angesetzt. Es lohnt sich immer, reich zu sein.
    Jens Discher fragte sich, was man wohl tun musste, um jemanden auf dem Anwesen von Evelyne Burchard dazu zu bewegen, das Tor zur Auffahrt zu öffnen. Ein Knopfdruck würde sicherlich genügen, aber es tat sich nichts. Er hatte den Range Rover vor der Einfahrt zum Halten gebracht, der Wind peitschte eimerweise den Regen gegen die Windschutzscheibe. Sollte er hupen? Er probierte es aus. Natürlich geschah nichts. Er würde wohl oder übel die Kapuze seines Dufflecoats überziehen und aussteigen müssen. Von hier bis zum säulenbewehrten Portal waren es gut zwanzig Meter. Eine Strecke, die genügte, ihm die Hosen patschnass zu machen. Er hätte ein gottverdammtes Handy mitnehmen sollen. Dann hätte er mal eben angerufen und die Sache klargemacht. In diesem Auto gab es sogar eine Freisprechanlage, damit man während des Fahrens sprechen konnte. Aber kein Handy. Telefonzelle? Gab es hier irgendwo eine Telefonzelle? Draußen war nicht viel zu sehen. Der Wind rüttelte den Wagen hin und her und schleuderte weitere Wassermassen gegen die Scheiben.
    Seufzend zog Jens Discher den Zündschlüssel ab, setzte die Kapuze auf und stieg aus. Der Wind riss ihm die Tür aus der Hand und die Kapuze vom Kopf. Mit großer Anstrengung gelang es ihm, den Wagen zu schließen. Dann sprang er über das Tor, das glücklicherweise niedrig genug war, und spurtete über die Auffahrt zum Portal. Die Säulen und das schmale Vordach boten kaum Schutz vor dem Sturm. Er drückte auf den Klingelkopf. Sofort öffnete sich die Tür.
    »Ich hab Sie schon gesehen«, sagte das transsylvanische Hausmädchen.
    »Warum haben Sie mir dann nicht das Tor geöffnet?«
    »Ach…«
    »Ich möchte zu Frau Burchard.«
    »Ich werde nachsehen, ob sie Sie empfangen kann.«
    »Sie kann bestimmt.«
    Sie tippelte den Flur entlang Richtung Salon, er strich sich die tropfnassen Haare aus dem Gesicht und wartete. Währenddessen hatte er Zeit, ein Taschentuch hervorzuziehen und sich die Haare notdürftig abzutrocknen.
    Das Mädchen kam zurück. Discher zog den Dufflecoat aus und hielt ihn ihr hin. Sie nahm ihn und sagte: »Gehen Sie einfach hinein. Sie wissen ja.«
    Evelyne Burchard lag in einem geblümten Kleid auf dem geblümten Sofa, kraulte die weiße Plüschkatze und reichte ihm matt die Hand.
    »Ach, dieser Sturm«, sagte sie. »Er drückt mich nieder.«
    Discher setzte sich, ohne auf eine Aufforderung zu warten, in einen der Sessel.
    »Er drückt sogar Bäume nieder.«
    »Ja, schrecklich, nicht?«
    »Ich bin nass geworden.«
    »Möchten Sie einen Tee?«
    »Oh, ist schon wieder Teezeit?«
    »Oder lieber…« Sie deutete auf das jugendstilverschnörkelte Silbertablett, auf dem eine Flasche Portwein und ein kleines halb gefülltes Glas standen.
    Discher schüttelte den Kopf. »Ich bin mit dem Wagen da.«
    Sie nickte und trank das Glas leer. Dann winkte sie dem Hausmädchen, das gerade in der Tür auftauchte. »Bringen Sie Herrn Discher etwas Tee.«
    »Lassen Sie mal«, sagte Discher. »Muss nicht sein.«
    Das Hausmädchen füllte stattdessen das Glas ihrer Herrin auf.
    »Was führt Sie denn zu mir?«, fragte Evelyne Burchard.
    »Diese Detektive, die Sie mir auf den Hals geschickt haben, gehen mir auf die Nerven.«
    »Ach ja, die Herren Kulbrod und Rümker. Ja, die haben mich wirklich sehr enttäuscht.«
    »Sagen Sie bloß.«
    »Sie verhalten sich recht eigenartig.«
    »Finde ich auch.«
    »Sehen Sie, ich habe mich an die Agentur gewandt…« Sie zögerte.
    »Weil sie eine Othmarschener Adresse hat.«
    »Ja, natürlich, man achtet ja auf Seriosität.«
    »Sie sollten mal deren Büro sehen. Eine Rumpelkammer.«
    »Sie

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