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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welches zwar Raum genug geboten hatte, aber wegen der Anwesenheit der Pferde unbequem gewesen war. Zunächst wurde der Sicherheit wegen der Ein- und Ausgang des Thales mit je einem Posten besetzt und dann das letztere selbst genauer untersucht. Man fand ein Massengrab, welches einfach aus einem über den Leichen errichteten Steinhaufen bestand. Auch gab es einige tote Pferde, welche von irregegangenen Kugeln getroffen worden waren. Die Roten hatten sie unbenutzt liegen lassen; die Weißen waren klüger.
    Der Weg nach dem Silbersee führte, wenn man den Utahs ausweichen wollte, durch wüste Gegenden, die alles pflanzlichen und also auch animalischen Lebens entbehren. Es war da nicht leicht, hinreichend Nahrung zu finden. Da kamen die Pferde sehr gelegen. Der Westmann ist nicht wählerisch; er sättigt sich auch mit Pferdefleisch, wenn er nichts andres und besseres hat. Wird ihm doch, wenn er Gast der Indianer ist, sehr oft gemästeter Hund als Festbraten vorgesetzt! Man nahm also die besten Stücke, verteilte sie und brannte einige Feuer an, an denen sich jeder seinen Anteil braten konnte, um ihn zu konservieren.
    Das war kein Zeitverlust, da man den Roten nicht sofort folgen durfte. Auch war es besser, jetzt für fertige Portionen zu sorgen, als später die dann kostbar gewordene Zeit damit zu verschwenden. Daß die Pferde trinken und grasen durften, um sich für den heutigen Ritt zu stärken, versteht sich ganz von selbst.
    Nach der Entfernung der Utahs waren den Gefangenen die Knebel abgenommen worden. Sie konnten also wieder frei Atem holen und sprechen. Die »gelbe Sonne« war die erste, welcher von diesem letzteren Umstande Gebrauch machte. Er hatte lange still dagelegen, das Treiben der Weißen beobachtet und jeden einzelnen genau und mit finstern Blicken betrachtet.
    Jetzt wendete er sich an Old Shatterhand: »Welcher von euch ist es, der mich niedergeschlagen hat? Wie könnt ihr es wagen, uns gefangen zu nehmen und zu binden, da wir euch nichts gethan haben!«
    »Weißt du, wer wir sind?« fragte der Jäger entgegen.
    »Ich kenne Winnetou, den Apachen, und weiß, daß Old Shatterhand und Firehand sich bei ihm befinden.«
    »Ich bin Shatterhand, und mein Arm war es, der dich zu Boden schlug.«
    »Warum?«
    »Um dich unschädlich zu machen.«
    »Willst du behaupten, daß ich dir schaden wollte?«
    »Ja.«
    »Das ist eine Lüge!«
    »Gib dir keine Mühe, mich zu täuschen! Ich weiß alles. Wir sollten hier getötet werden, obgleich wir mit den Utahs die Pfeife des Friedens geraucht haben. Die Yampas haben euch gestern Boten geschickt und sind dann selbst gekommen. Jede Unwahrheit, welche du sagst, ist umsonst gesprochen. Wir wissen, woran wir sind, und glauben euch kein Wort.«
    Der Häuptling wendete das Gesicht ab und schwieg. An seiner Stelle ergriff der einfache Krieger, welchen der Hobble-Frank an dem Verstecke niedergeschlagen hatte, das Wort: »Die Bleichgesichter sind jetzt Feinde der Utahs?«
    »Wir sind Freunde aller roten Männer; aber wir wehren uns, wenn wir von ihnen feindlich behandelt werden.«
    »Die Utahs haben die Kriegsbeile gegen die Bleichgesichter ausgegraben. Ihr seid berühmte Krieger und fürchtet sie nicht.
    Weißt du aber, daß die Navajoes ausgezogen sind, den Bleichgesichtern zu helfen?«
    »Ja.«
    »Die Navajoes sind Apachen, und der berühmteste Häuptling dieses Volkes, Winnetou, ist euer Freund und Gefährte; er befindet sich bei euch. Ich sehe ihn dort bei seinem Pferde stehen. Warum schlagt ihr einen Krieger der Navajoes nieder und bindet ihm die Arme und die Beine?«
    »Meinst du dich selbst?«
    »Ja. Ich bin ein Navajo.«
    »Warum hast du dich dann nicht mit den Farben deines Stammes bemalt?«
    »Um mich zu rächen.«
    »Und worum ließest du dich hier noch treffen, als die Deinen schon gewichen waren?«
    »Eben wegen meiner Rache. Mein Bruder kämpfte an meiner Seite und wurde von einem Häuptling dieser Hunde erschlagen.
    Ich brachte seinen Körper in Sicherheit, damit die Utahs ihm nicht die Skalplocke nehmen könnten, und kehrte dann, obgleich meine Krieger schon gewichen waren, zurück, um seinen Tod zu rächen. Ich schlich an den Feinden vorüber, ohne von ihnen gesehen zu werden. Ein Häuptling hatte meinen Bruder erschlagen; ein Häuptling sollte mir dafür seinen Skalp geben. Ich, wußte, daß ein solcher im Thale zurückgeblieben war, und wollte ihn suchen. Da sah ich zwei Männer in meinem Wege, einen toten und einen lebendigen.
    Dieser letztere sah auch mich; ich

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