Der Schatz im Silbersee
Helden durch eene Wette zu belohnen. Wer geben will, der mag doch geben, und zwar nich indirekt durch eine falsche Wette, sondern gleich direkt mit der Hand in den Mund. Das is in allen höheren Kulturschtaaten so Sitte, und darum wird's auch im Umkreise meiner
Persönlichkeet nich andersch eingeführt.«
»So würden Sie es mir also nicht übelnehmen, wenn ich Ihnen ein Geschenk machte?«
»Sogar sehr! Schenken läßt sich der Hobble-Frank nischt; dazu hat er eene viel zu majestätische Ambition; aber een Andenken, so was der gewissenhafte Franzose een Subenir und Kataplasma nennt, das darf man mir schon reichen, ohne befürchten zu müssen, die Lyrasaiten meines Gemütes in mißgestimmte Nebenklänge zu komponieren.«
»Nun, dann haben Sie - ein Andenken also. Ich hoffe, daß Sie sich darüber freuen. Ich habe zwei und kann also eins entbehren.«
Er schob ihm eins seiner Prachtgewehre in die Hände. Frank aber schob es ihm zurück und sagte: »Hörnse, Mylord, Schpaß beiseite! Greifen Sie mich nich off demjenigen Punkte an, wo ich verderblich werden kann! Ich lächle gern und innig, aber ich kann ooch Kanonengesichter schneiden, wenn man meiner unbewachten Interferenz zu nahe tritt. Een kleener Scherz is gut und ooch für die Gesundheet leicht verdaulich; aber an der Nase zupfen, das kann ich mir nich gefallen lassen und laß ich mir nich gefallen; da denk' ich viel zu hoch und diagonal von mir!«
»Aber ich scherze ja nicht; es ist mein völliger Ernst!«
»Was? Sie wollen dieses Gewehr wirklich aus Ihrem Besitztum entlassen?«
»Ja,« entgegnete der Engländer.
»Und mir als bona immobilia schenken?«
»So ist es.«
»Dann her damit, nur rasch her damit, ehe die Reue kommt!
Der Wahn is kurz wie Jemmy, aber die Reue lang wie Davy, singt Freiligrath. Dieses Gewehr mein Eegentum, mein unumschtößliches und konzentrirtes Eegentum. Das is ja grad, als ob heut' Christbescherung wär'! Ich bin ganz außer mir vor Freede! Ich bin ganz komplexiert und überwältigt! Mylord, brauchen Sie mal eenen guten Freund, der für Sie durch dick und dünne geht, so pfeifen Sie mir nur; ich werde sofort apräsang sein! Wie bedanke ich mich nur? Wollen Sie eenen freundlichen Händedruck, eenen lukrativen Kuß oder eene interimistische Umarmung vor der ganzen Welt?«
»Ein Händedruck genügt.«
»Gut! Tü lah wolüh, Anton. Hier is meine Hand. Drücken Sie sie; immer drücken Sie sie, solange es Ihnen Freede und Vergnügen macht. Ich schtelle sie Ihnen von jetzt an täglich zur Verfügung, so oft ich sie nich selber brauche, denn Dankbarkeet is eene Zier, und finden thut man sie bei mir. Droll, Vetter aus Altenburg, hast du gehört, was mir das Glück dieses Tages in aller Hochachtung beschieden hat?«
»Ja,« antwortete der Altenburger. »Wennste een andrer wärst, so thät' ich dich beneide, weilste aber mein Freund und Vetter bist, gönn' ich dersch aus Herzegrund. Ich gratuliere!«
»Danke, wünsch' gleichfalls! Hurrje, wird's von jetzt an an een Schießen gehen! Mit diesem Gewehre fordre ich mein Jahrtausend in die Schranken, ohne Advokat und Protokoll.
Hier, Mylord, is meine Hand noch eenmal; drücken Sie; drücken Sie nur immer zu; ich will mirsch gern gefallen lassen. Ihr Engländer seid doch schtets prächtige Kerle; das konschtatiere ich, wenn's verlangt wird, sehr gern mit meiner eegenhändigen Namensunterschrift. Zählen Sie mich von heute an zu Ihren intimsten Haus- und Familienfreunden. Sobald ich mal nach London offs Newskij-Prospekt komme, besuche ich Sie. Sie brauchen sich nich zu schenieren; ich bin die reene Bescheidenheet und nehme mit allem fürlieb.«
Er war über das Geschenk unendlich glücklich und erging sich darum noch weiter in Redensarten, durch welche die andern sich höchst belustigt fühlten. Ein Glück, daß es so dunkel war und er also die Gesichter der Gefährten nicht erkennen konnte.
Da für den andern Tag bedeutende Anstrengungen zu erwarten waren, so wurden Wachen ausgelost, und dann versuchte man, zu schlafen, was aber lange nicht gelingen wollte. Man schlief erst nach Mitternacht ein, wurde aber schon beim Grauen des Morgens wieder munter, da der Abzug der Indianer unter bedeutendem Lärm vor sich ging.
Als es dann draußen ruhig geworden war, schlüpfte der Apache hinaus, um zu sehen, ob man das Versteck verlassen könne.
Als er zurückkehrte, brachte er einen befriedigenden Bescheid.
Es war kein einziger Utah mehr im Thale. Man konnte also das Versteck verlassen,
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