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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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wählten sie die geschlossene Kutsche. Glendas Miene blieb wie immer undurchsichtig. Es war unmöglich festzustellen, was sie von der Reise hielt.
     
    Ich weiß es noch wie heute: Es war ein relativ milder, nebliger Tag, jeder Busch schien von silbrigen Spinnweben überzogen, in denen winzige Wassertropfen wie Juwelen funkelten. Auf den Wegen lag ein Teppich aus goldgelben, braunen und roten Blättern. Der Herbst bäumte sich ein letztes Mal gegen die eisige Faust des Winters auf, der bereits seine ersten Vorboten gesandt hatte. Ging ich spazieren, mied ich das Wäldchen. Ich wollte Maggie Baldwin nicht mehr begegnen, ob sie nun eine Hexe war oder nicht. So kam ich zum Fluss, und bald stand ich vor der alten Mühle. In den letzten Wochen hatte Harrison nichts mehr darüber gesagt, dass er die Ruine von den Grindles erwerben wollte. Wahrscheinlich empfand er in Violets Gegenwart andere Wünsche. Wünsche, die nichts mit der wirtschaftlichen Situation von Cromdale zu tun hatten. Erst als ich die alte Mühle betreten hatte, fragte ich mich, was ich hier wollte. Suchte ich nach einem Hinweis, dass Harrison und Violet sich erneut getroffen hatten? Hier, weit ab von Cromdale und dem Dorf, waren sie vor Entdeckung sicher. Beinahe wie in Trance ging ich durch die Räume, konnte das Bild von Harrison und Violet, die sich leidenschaftlich umarmten, nicht aus meinen Gedanken verbannen. Mein Selbstmitleid machte mich nicht nur traurig, sondern auch ärgerlich, so ärgerlich, dass ich plötzlich einen großen Stein aufnahm und ihn mit aller Wucht gegen die Wand schleuderte.
»Ich hasse dich, Harrison MacGinny!«
Natürlich hatte ich keine Antwort erwartet, aber dass die Wand plötzlich in sich zusammenfiel, als sei sie aus Pappe, erstaunte mich maßlos. Ich musste husten und presste eine Hand auf den Mund. In der Luft wirbelten Staub und Mörtel, die mir den Atem nahmen und mir in den Augen brannten. Als sich der Schmutz gesenkt hatte, starrte ich fassungslos in ein Loch, das in der Wand klaffte. Aber dahinter sah ich nicht das helle Tageslicht, sondern eine dunkle Höhle. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und ich fürchtete, dass mich aus dem Loch eine schreckliche Kreatur anspringen würde. Es raschelte, ich stieß einen spitzen Schrei aus, es huschte jedoch nur eine Maus an meinen Füßen vorbei. Nach dem ersten Schreck beachtete ich sie nicht weiter und spähte in den Hohlraum, kein Zweifel, hinter der Wand befand sich eine Nische, die kaum für einen Menschen Platz bot. Ich erinnerte mich, im Vorraum Kerzen gesehen zu haben. Zu meiner Erleichterung fand ich auch Zunder, und kurz darauf leuchtete ich in die Öffnung hinein. Jetzt konnte ich sehen, dass es sich keinesfalls nur um ein Versteck handelte, sondern dass eine schmale Treppe steil nach unten führte. Mithilfe eines dicken Astes, den ich hinter der Mühle fand, brach ich das Mauerwerk so weit auf, dass ich mich hindurchzwängen konnte. Für einen Augenblick beschlich mich Beklemmung, als ich in dem finsteren Loch stand. Die Kerzenflamme warf unruhige Schatten an die Wände, und die Luft roch muffig und abgestanden. Langsam, Stufe für Stufe, tastete ich mich in die Tiefe. Die Treppe mündete in einen niedrigen Gang, und ich musste gebückt weitergehen, um mir nicht den Kopf zu stoßen. Der Gang verlief schnurgerade, und nach einigen Minuten wurde mir bewusst, dass ich mich in Richtung Cromdale House bewegte. Ab und zu hörte ich ein Pfeifen und vermutete, dass ich mich in Gesellschaft von Ratten befand. Trotzdem empfand ich weder Ekel noch Angst. Es war offensichtlich, dass ich einen Geheimgang, der die alte Mühle und die Burg verband, gefunden hatte. Wahrscheinlich war der Gang in Zeiten von Belagerungen als Fluchtmöglichkeit gebaut worden. Mein Blut pochte, doch ich dachte nicht daran umzukehren. Jetzt machte der Gang einen scharfen Knick nach links und führte etwas in die Höhe. Obwohl mein Orientierungssinn nicht besonders ausgeprägt war, vermutete ich, dass ich mich nun unter dem Keller der Burg befand. Plötzlich wurde mir der Weg von einer Tür versperrt. Ich hielt die Kerze hoch und leuchtete das metallbeschlagene Holz ab. Ich sah jede Menge Spinnweben, aber keine Klinke. Natürlich, so sagte ich mir, wenn es ein Fluchtweg aus der Burg heraus ist, war niemand daran interessiert, den Eingang von außen zugänglich zu machen. Mein erster Impuls war es, den Weg, den ich gekommen war, zurückzugehen und Harrison von der Entdeckung zu berichten. Dann

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