Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
werfen!«
Ich rieb mir die Tränen so fest aus dem Gesicht, dass sich meine Haut noch mehr rötete. Doch der physische Schmerz holte mich in die Realität zurück. Ich würde nicht aufgeben! Ich hatte Anfeindungen, Intrigen und zwei Anschläge auf mein Leben überwunden. Cromdale House war das Einzige auf der Welt, das mir – mir ganz allein! – gehörte, und ich wollte alles dafür tun, dass es so blieb.
Die nächsten Tage schützte ich Unwohlsein vor und blieb in meinem Zimmer. Harrison besuchte mich ab und an. Wenn er mich besorgt ansah, meine Stirn streichelte und mir versicherte, dass ich ihm fehlen würde, konnte ich seine schauspielerischen Fähigkeiten insgeheim nur bewundern, doch ich hütete mich, ihn merken zu lassen, dass ich sein intrigantes Spiel durchschaut hatte. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, wollte ich erst noch den letzten, endgültigen Beweis finden. Manchmal dachte ich, wie glücklich ich gewesen war, als ich noch nichts von Harrisons Beziehung zu Violet ahnte. Wie wäre mein weiteres Leben verlaufen, wenn ich es nicht entdeckt hätte? War es manchmal nicht besser, einfach die Augen zu verschließen, das Negative im Leben zu ignorieren und sich über das Positive zu freuen? Bestimmt gab es Menschen, denen das gelang, aber waren sie wirklich glücklicher als andere? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich es nicht konnte.
Es war wohl meiner inneren Zerrissenheit zuzuschreiben, dass ich bei einem Spaziergang meine Schritte zum Wald lenkte. Ich hatte gar nicht darauf geachtet, wohin ich gegangen war, als ich plötzlich Maggie Baldwin gegenüberstand, die mit bloßen Händen im Erdreich nach Wurzeln grub. Einige lagen bereits in ihrem um die Hüften gebundenen Beutel. Sie nickte mir zu und verzog ihren zahnlosen Mund zu einem Lächeln.
»Sie sehen schon viel besser aus, Mylady. Viel, viel besser!«
Mein erster Impuls war, auf dem Absatz kehrtzumachen. Sicher, körperlich war ich wieder völlig hergestellt, mein Inneres jedoch war alles andere als im Gleichgewicht. So aber bestärkte mich ihre Reaktion in meiner Überzeugung, dass Maggie Baldwin zwar eine wunderliche Frau, keinesfalls aber eine Hexe war. Wenn sie tatsächlich über magische Kräfte verfügen würde, hätte sie mir direkt in mein Herz sehen und meinen Kummer erkennen müssen. Warum ich ihrer Einladung, sie in die Kate zu begleiten, folgte, weiß ich nicht. Vielleicht war es das Gefühl absoluter Einsamkeit, das mich mit einem Menschen sprechen ließ, dem ich eigentlich lieber aus dem Weg gegangen wäre. In den letzten Tagen hatte ich oft an James Grindle und seine Mutter gedacht. Der Kontakt zum Grindle-Hof war beinahe vollständig abgerissen, beschränkte sich lediglich auf zufällige Begegnungen im Dorf. Lebhaft konnte ich mir Mrs. Grindles Zufriedenheit vorstellen, wenn sie erfuhr, dass es auf Cromdale keine Heirat geben würde. Den Gang zu Reverend Donaldson, um die Trauung abzusagen, schob ich wie eine unangenehme Last vor mir her. Obwohl mir mein Verstand sagte, dass es unabänderlich sei, wünschte mein Herz etwas anderes. Im Dunkel der Nacht, wenn hinter den Bettvorhängen die Welt um mich herum ausgeschlossen war, fragte ich mich, ob ich nicht alles so lassen sollte, wie es war. Ich liebte Harrison mit einer solchen Kraft, dass die Vorstellung, ihn zu verlieren, mir schlimmer schien, als ihn mit jemandem zu teilen. Zum Glück siegte nach einer ruhelosen Nacht mein Stolz, und ich wusste, dass eine Trennung unvermeidlich war.
In Maggie Baldwins Kate hatte sich nichts verändert. Über der Feuerstelle brodelte in einem Kessel ein Brei, der scharf und unangenehm roch. Sie bat mich, Platz zu nehmen, und servierte wieder einen ihrer selbst gebrauten Tees.
»Sie tragen die Kräuter nicht«, sagte sie vorwurfsvoll.
Unbehaglich rutschte ich auf dem Stuhl hin und her.
»Äh ... ich muss sie wohl verloren haben ...«
Missbilligend wackelte sie mit dem Kopf und gackerte wie ein Huhn.
»Das ist nicht gut, gar nicht gut«, unkte sie. »Wird noch viel Kummer auf Sie zukommen, viel Kummer.«
Ruckartig erhob ich mich.
»Ich glaube nicht an solchen Hokuspokus, Maggie«, sagte ich überzeugter, als ich es war. Unwillkürlich musste ich an die Nacht denken, in der ich meinte, Lady Mabels Geist gesehen zu haben. Mit erstaunlicher Kraft drückte Maggie mich wieder auf den Platz zurück.
»Haben Sie ihn schon gefunden?«, wechselte sie plötzlich das Thema.
»Wie bitte?«
Obwohl ihre Knopfaugen auf mich gerichtet waren, schien es
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