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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Licht tauchte, denn die Morgendämmerung setzte gerade erst ein. Das Blut strömte mir in die Hände zurück, die heftig zu kribbeln begannen.
»Was soll das?«, fuhr ich zu Sir John herum.
Er verbeugte sich leicht.
»Ich werde dafür sorgen, dass Sie recht bald ein Frühstück bekommen. Bis dahin möchten Sie sich bestimmt von den Strapazen der Reise ausruhen. Ich werde mich jetzt ein wenig hinlegen, die Nacht war doch sehr anstrengend, nicht wahr?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Das zweimalige Drehen des Schlüssels im Schloss erinnerte mich daran, dass ich mich nicht zu einer Jagdpartie bei Freunden befand, sondern eine Gefangene war. Erstaunt bemerkte ich jetzt meine Reisetasche auf dem Bett. Sie enthielt zwei meiner Kleider, Unterwäsche, ein Nachthemd und meinen Morgenmantel. Ich kicherte und presste beide Hände auf den Mund.
»Du darfst jetzt nicht hysterisch werden!«, sagte ich laut. Offenbar hatten meine Entführer kein Interesse daran, mich in einem Verlies verrotten zu lassen. Alles ließ darauf schließen, dass ich Gast in einem herrschaftlichen Haus war. Nur gab es dabei einen Haken: Ich hätte gerne selbst entschieden, ob ich eine dementsprechende Einladung hätte annehmen wollen. Erneut vernahm ich das laute Rauschen, das eindeutig nicht vom Regen stammen konnte. Ich trat zum Fenster, schob den leichten, hellen Vorhang zur Seite und öffnete einen Flügel. Im nächsten Moment waren alle meine Sorgen und Bedenken vergessen.
Einundzwanzig Jahre hatte ich in London verbracht und die Stadt niemals verlassen. Natürlich kannte ich die breite, mächtige Themse mit ihren Tausenden von Schiffen. Aber ich hatte nie zuvor das Meer gesehen! Auch während meiner Reise nach Schottland war die Fahrt nicht an der Küste entlang gegangen. Cromdale House selbst lag inmitten des Hochlands. Natürlich hatte ich Bilder und auch diese neuartigen Aufnahmen, die sich Fotografien nannten, von Ozeanen gesehen. Aber was sich jetzt vor meinen Augen bis zum Horizont hin ausbreitete, war so atemberaubend, wie ich es mir niemals hätte vorstellen können. Grün, Grau, Blau – beinahe alle Farben wirbelten mit weißen Schaumkronen besetzt auf einer riesigen Fläche durcheinander. Mit Getöse brach sich eine Welle nach der anderen an den mächtigen Klippen, die sich schwarzglänzend aus der brodelnden Gischt erhoben und jedem Brecher unerschütterlich standhielten. Manchmal erreichten Spritzer mein Gesicht, und ich leckte mit der Zungenspitze die salzigen Tropfen ab. Die Luft war rein und klar, beinahe, als sei sie gar nicht vorhanden. Das unter mir tosende Meer machte mir klar, warum die Fenster meines Gefängnisses nicht vergittert waren. Ich befand mich zweifelsohne in einer alten Burg, Cromdale nicht unähnlich, die direkt aus dem Meer heraus erbaut war. Wenn ich mich weit vorlehnte, erkannte ich drei weitere Fensterreihen unter mir. Darunter kam nichts als der blanke Fels, an den in Sekundenabständen meterhohe Wellen donnerten. Selbst wenn es mir gelingen sollte, mich mithilfe eines Seiles oder zusammengeknoteten Bettlakens in die Tiefe hinabzulassen: Wenn ich nicht sofort an den Klippen zerschellte, würde ich binnen kurzer Zeit in dem eisigen Wasser jämmerlich ertrinken. Selbst ein guter Schwimmer hatte in dieser brodelnden und schäumenden Hexenküche nicht die geringste Chance. Und ich konnte nicht einmal schwimmen. Der Regen ließ langsam nach, schwach zeigte sich in der Ferne ein rötlicher Streifen.
»Morgenrot – Schlechtwetterbot«, erinnerte ich mich an das Sprichwort. Es war folglich nicht mit Sonnenschein zu rechnen. Wenigstens hatte ich jetzt eine ungefähre Vorstellung davon, in welchem Teil Schottlands ich mich befand. Da wir nach Osten gefahren waren, musste sich die Burg irgendwo an der Nordküste zwischen Lossiemouth und Fraserburgh befinden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir uns nördlich von Aberdeen befanden, denn dazu war die Reise zu kurz gewesen.
»Und was nützt dir das jetzt?«, fragte ich mich laut. »Vielleicht kannst du ja eine Flaschenpost ins Meer werfen in der Hoffnung, dass ein Ritter in schimmernder Rüstung zu deiner Befreiung eilt.«
Wenigstens hatte ich noch nicht meinen gesamten Humor verloren. Es war nur bedauerlich, dass im ganzen Zimmer weder eine Flasche noch irgendwelches Schreibmaterial zu finden waren. Nun, meine Wärter wussten wahrscheinlich, warum.
Da ich in meinem feuchten Kleid fror, kleidete ich mich in mein

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