Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
Vom Netzwerk:
Nachthemd. Ich war gerade rechtzeitig fertig, als der Schlüssel gedreht und die Tür geöffnet wurde. Da ich Sir John erwartet hatte, war ich erstaunt, einem Mädchen gegenüberzustehen. Sie war etwa in meinem Alter, dabei aber mager und blass, mit dunklen Schatten unter den Augen. Ohne den Blick auf mich zu richten oder ein Wort zu sagen, stellte sie ein Tablett auf den Tisch.
»Ich danke dir«, sagte ich. »Wie ist dein Name?«
»Bridget«, war die kurze Antwort, dann verschwand sie so rasch, wie sie erschienen war, nicht ohne die Tür sorgfältig hinter sich abzuschließen.
Sarkastisch lächelte ich. Man war sogar so freundlich gewesen, mir ein Mädchen zur Verfügung zu stellen! Wirklich, wenn da nicht noch die roten Male von den Stricken an meinen Hand- und Fußgelenken gewesen wären, hätte ich mir wie auf einer Erholungsreise vorkommen können. Trotz aller Aufregungen meldeten sich meine natürlichen Körperfunktionen, und ich merkte, dass ich hungrig war wie ein Wolf. Das Mädchen hatte mir warmen Kakao, Eier, Schinken und Weißbrot gebracht. Binnen Minuten hatte ich alles bis auf den letzten Krümel aufgegessen. Nun, nachdem mein Bauch gefüllt war, überfiel mich eine bleierne Müdigkeit. Das Bett war weich und frisch bezogen. Es duftete leicht nach Rosenwasser. Noch bevor mein Kopf das Kissen berührt hatte, war ich bereits eingeschlafen.
     
    Ich erwachte mit einem Gefühl absoluter Entspanntheit. Der Raum war in ein mildes Dämmerlicht getaucht, und in dem unwirklichen Moment, der zwischen Traum und Erwachen liegt, fühlte ich mich leicht und unbeschwert. Doch dann bemerkte ich den pochenden Schmerz unter meiner Schädeldecke, und mit einem Schlag wurde mir wieder bewusst, wo ich mich befand und unter welchen Umständen ich hierher gekommen war. Schnell setzte ich mich auf und starrte in das unbewegliche Gesicht von Bridget. Jetzt wusste ich auch, dass mich ihr Eintreten geweckt hatte. In Ermangelung einer Uhr schätzte ich, dass es früher Abend sein musste, da eine fahle Sonne ihre Strahlen schräg durch das Fenster schickte. Das Mädchen hatte ein Tablett auf den Tisch gestellt.
»Sie haben den ganzen Tag geschlafen«, sagte sie vorwurfsvoll. »Ich habe Ihnen Tee und warmes Wasser gebracht, Mylady. Der Herr erwartet Sie nachher zum Dinner.«
Bevor ich eine der vielen Fragen, die mir auf der Zunge brannten, loswerden konnte, hatte sie das Zimmer bereits verlassen – nicht ohne den Schlüssel wieder sorgsam herumzudrehen. Als mir der Duft der frisch gebackenen Rosinenbrötchen in die Nase stieg, merkte ich, wie hungrig ich schon wieder war. Der Tee war heiß und stark, und die dicke Butter zerfloss wie schmelzender Schnee auf den warmen Scones. Ich aß alles auf, dann wusch ich mich und richtete mein Haar, so gut es eben ohne Kamm und Bürste ging. Inzwischen war es dunkel geworden. Nur das Tosen und Krachen der Brandung erinnerte mich daran, dass ich mich in einer Festung hoch über dem Meer befand. Da mein Kleid verknittert war, schlüpfte ich in ein frisches. Wie aufmerksam von meinen Entführern, an meine Garderobe zu denken, dachte ich ironisch. Danach musste ich nicht lange warten, bis Bridget mich abholte. Als ich hinter ihr auf den Gang trat, sah ich mich zur Orientierung rasch um. Das Mädchen besaß ungefähr meine Größe und Statur, und ich rechnete mir blitzschnell die Chancen aus, sie überwältigen zu können. Sie trug offenbar keine Waffe bei sich. Ich folgte ihr über eine Wendeltreppe nach unten. Erneut stellte ich fest, dass diese Burg eine große Ähnlichkeit mit Cromdale House besaß. Wahrscheinlich war sie ungefähr zur gleichen Zeit erbaut worden. Die Treppe endete in einer holzgetäfelten Halle, den Stufen gegenüber erkannte ich im Kerzenlicht die Eingangstür. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und schubste das Mädchen mit beiden Händen nach vorne. Sie strauchelte und fiel auf die Knie, die Kerze fiel zu Boden und verlosch. Bevor sie sich von ihrer Überraschung erholen konnte, hatte ich bereits die Tür erreicht. Mit zitternden Fingern schob ich den massiven Riegel zur Seite und drückte auf die Klinke.
»Verdammt!«
So sehr ich auch zerrte und rüttelte, die Tür bewegte sich keinen Zentimeter. Plötzlich hörte ich ein Lachen an meiner Seite.
»Aber, aber, meine Liebe! Schätzen Sie meine Gastfreundschaft so wenig, dass Sie mich ohne ein Wort des Abschieds verlassen wollen? Das wäre doch sehr töricht von Ihnen, denn wie Sie sehen, ist es bereits wieder dunkel. Wie

Weitere Kostenlose Bücher