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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Es war unwahrscheinlich, dass es jemand hören würde, wenn ich schrie. Wenn es mir allerdings gelänge, in das Haus zu laufen ...
Ich verwarf den Gedanken sogleich, denn der Schatten hatte nur davon gesprochen, den Knebel zu lösen. Der Mann hielt eine Laterne in der Hand und stieg in die Kutsche. Als das schwache Licht auf sein Gesicht fiel, blinzelte ich erstaunt. Zwar war ich nie zuvor Opfer einer Entführung geworden, aber hörte man nicht immer wieder von Straßenräubern, die ehrbare Bürger überfielen? Dabei handelte es sich meistens um arme, vom Leben benachteiligte Menschen, die keinen anderen Weg wussten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der Mann, der jetzt mit schlanken, gepflegten Fingern den Knoten an meinem Hinterkopf löste, sah alles andere als arm aus. Im Gegenteil! Sein gefälteltes Hemd erstrahlte in einem makellosen Weiß und passte perfekt zu dem grünen Anzug aus teurem Tuch. Ich schätzte ihn auf ungefähr dreißig Jahre, wobei sich unter seinen Augen bereits Tränensäcke abzeichneten, die seinem sonst recht ansehnlichen Gesicht einen verlebten Ausdruck verliehen.
Kaum hatte er den Stofffetzen aus meinem Mund genommen, wurde ich von heftigem Husten geschüttelt. Meine Kehle war ausgedörrt, die Zunge schien auf das Doppelte angeschwollen zu sein. Mir wurde ein Holzbecher an meine rissigen Lippen gesetzt, und gierig schluckte ich das kühle Wasser, das mir nie zuvor so köstlich geschmeckt hatte.
»So, das ist genug!« Der Becher mit der Hand, die einen leichten Geruch nach Lavendel ausströmte, entfernte sich. »Wir wollen Sie ja nicht zu sehr verwöhnen, Lady MacHardy.«
»Wer sind Sie?«, konnte ich jetzt endlich hervorbringen, wobei meine Stimme nicht mehr als ein rostiges Krächzen war. »Was wollen Sie von mir?«
Entsetzt bemerkte ich, wie er meine Wange tätschelte. Ich zerrte an den Fesseln auf dem Rücken, konnte sie jedoch keinen Millimeter lockern.
»Nehmen Sie Ihre Finger weg!«, fauchte ich und versuchte, ihm ins Gesicht zu spucken. Er lachte. Da die Laterne an einem Haken an der Decke baumelte, konnte ich sein Gesicht ganz genau studieren.
»Keine Angst, meine Liebe, ich werde mich nicht an Ihnen vergreifen. Obwohl Sie schon ein leckerer Happen wären! Aber ...« Mit einer bedauernden Bewegung hob er die Hände und zuckte mit den Schultern. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Sicher ist es Ihnen lieber, wenn ich Ihnen diesen dreckigen Lappen nicht mehr in den Mund stopfe. Sie können auch schreien, so viel Sie möchten. Es wird Sie niemand hören können. Dort drüben im Gasthaus sind alle betrunken, und während der Fahrt werden wir auf keine Menschenseele treffen, es ist schließlich mitten in der Nacht. Darum schlage ich vor, Sie schonen Ihre Stimmbänder und meine Nerven und halten ganz einfach den Mund, ja?«
Ich schloss die Augen und nickte erneut. Was blieb mir auch für eine Wahl? Einen Moment später merkte ich, wie jemand auf den Kutschbock kletterte. Mein Verdacht, es handle sich um mehrere Entführer, erhärtete sich. Der Fremde schloss jetzt den Schlag und machte es sich mir gegenüber auf der Bank bequem.
»Ich werde Ihnen ein wenig Gesellschaft leisten, Mylady. Dort draußen ist es in Anbetracht des Wetters doch etwas ungemütlich.«
Ich erwiderte nichts, obwohl mir viel auf der Zunge brannte. Nicht nur Fragen, auf die ich sowieso keine Antwort erhalten würde, sondern auch eine Tirade von Schimpfwörtern, die ich seit dem Arbeitshaus nicht mehr vernommen hatte. Aber wahrscheinlich hatte der Fremde Recht: Ich musste versuchen, mich zu schonen. Da ich keine Ahnung hatte, wohin man mich bringen würde und was mit mir geschehen sollte, mussten meine Nerven so weit gefestigt sein, dass ich die erste Möglichkeit zu einer Flucht erkennen und ergreifen konnte. Darum schwieg ich und betrachtete meinen Entführer im flackernden Schein der Lampe.
Wie ich schon bemerkte, verfügte er über ein angenehmes Äußeres. Sein kurzes, dunkles Haar lockte sich über leicht abstehenden Ohren. Die lange und gerade Nase gab ihm im Zusammenhang mit dem energischen Kinn ein aristokratisches Aussehen. Mir war aufgefallen, dass er sich sehr gepflegt ausdrückte. Er war zweifelsohne ein Mann aus der höheren Gesellschaftsschicht. Er bemerkte, wie unverwandt ich ihn anstarrte, und sagte:
»Es ehrt mich, dass Sie mich so intensiv betrachten. Ich hoffe, meine Gestalt findet Ihre Zustimmung. In einer Situation, die es erfordert, dass wir einige Zeit miteinander verbringen werden, ist

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