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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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»Ungewöhnlich voll heute Abend.« Erstaunt bemerkte ich, dass mein Blick immer noch an seinen blauen Augen hing, und senkte rasch den Kopf, um meine volle Aufmerksamkeit wieder der Suppe zu widmen. Nicht nur seine Wimpern, sondern auch sein Haar war pechschwarz. Entgegen der herrschenden Mode fiel es ihm in unordentlichen Locken bis auf die breiten Schultern. Aber was wusste ich schon von der Mode in Schottland? Dass dieser Mann ein Schotte war, hatte ich an seinem ausgeprägten Akzent bemerkt. Plötzlich begann mein Herz, aufgeregt zu flattern. Tatsächlich saß ich zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Mann zusammen in einem Restaurant. Hoffentlich erwartete er keine geistreiche Konversation. Das war anscheinend nicht der Fall, denn er bestellte ein Gericht von der Tageskarte, und wir schwiegen, bis sein Essen serviert wurde. Zwischenzeitlich hatte ich den zarten, rosigen Lachs gegessen, ohne genau zu registrieren, was ich eigentlich auf dem Teller hatte. Ich schob meine Verwirrung der Müdigkeit zu, doch seltsamerweise fühlte ich mich auf einmal gar nicht mehr erschöpft. Es war, als würde prickelndes Feuer durch meine Adern fließen.
»Trinken Sie keinen Wein?«, fragte er plötzlich und deutete auf mein Limonadenglas.
Ich schüttelte den Kopf. Verflixt, ich konnte ihm unmöglich sagen, dass ich so gut wie noch nie in meinem Leben Alkohol getrunken hatte!
»Es erwartet mich morgen ein anstrengender Tag. Da muss ich einen klaren Kopf bewahren.« Irgendwo hatte ich einen ähnlichen Satz gelesen und fand, dass er recht passabel klang. MacGinny hob überrascht eine Augenbraue.
»Sie sind Engländerin, nicht wahr? Besuchen Sie Verwandte in der Gegend?«
Ich runzelte die Stirn. Was ging das den Fremden an?
»Das könnte man so ausdrücken«, entgegnete ich kühl. Tatsächlich hatte ich nicht gelogen, aber mehr wollte ich dieser Zufallsbekanntschaft nicht preisgeben. Doch MacGinny ließ nicht locker.
»Woher kommen Sie? Aus dem Süden, nehme ich an?«
»Aus London«, stimmte ich widerwillig zu und sah suchend nach der Bedienung, um die Rechnung zu verlangen. Insgeheim schalt ich mich ein dummes, naives Gänschen, dessen Gefühlswelt durch eine alltägliche Konversation völlig in Verwirrung geriet. Allerdings war Harrison MacGinny eine außergewöhnliche Erscheinung! Ich schätzte ihn gute zehn Jahre älter als mich.
»Trägt man in der Hauptstadt das Haar so streng?«, fragte er und musterte mich eingehend. »Sie sollten sich ein paar Locken in die Stirn kämmen. Dann würden Sie nicht wie eine sittsame Gouvernante aussehen!«
Hörbar schnappte ich nach Luft. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und aus dem Saal geflüchtet, aber ich blieb unruhig sitzen. Es war zwar absolut lächerlich, aber ich wollte auf keinen Fall, dass er meine Behinderung bemerkte.
»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht«, zischte ich leise zurück.
Doch MacGinny machte keine Anstalten, das Thema auf sich beruhen zu lassen.
»Habe ich etwa ins Schwarze getroffen, und Sie sind tatsächlich auf dem Weg, eine Stellung als Erzieherin anzutreten? Viele alte schottische Familien lassen ihre Sprösslinge von gebildeten Engländerinnen unterrichten.«
Einzig die Tatsache, dass er mir offensichtlich eine gewisse Bildung zuschrieb, hinderte mich daran, meinem Verlangen, ihm den Rest der Limonade mitten ins Gesicht zu schütten, nachzugeben. Zudem wollte ich nicht die Aufmerksamkeit der anderen Gäste erregen. Krampfhaft überlegte ich, wie ich es anstellen sollte, den Raum zu verlassen, um zu Bett zu gehen. Im gleichen Moment erklang aus dem Nebenraum Musik.
»Ah! Hören Sie?«, machte er mich darauf aufmerksam. »In der Bar wird musiziert! Sie müssen mit herüberkommen. Vielleicht wird sogar getanzt!«
Getanzt! Du meine Güte! Ich würde in meinem Leben niemals tanzen! Wie sollte ich auch? Es war einfach grotesk, mich mit meinem hinkenden Bein auf dem Tanzboden vorzustellen. MacGinny musste die Ablehnung in meinem Gesicht gelesen haben, denn er stand ohne weitere Worte auf und griff nach meinem Arm. Mühelos, als hätte ich das Gewicht einer Gänsefeder, zog er mich von dem Stuhl hoch.
»Nun kommen Sie schon! Wenn Sie das erste Mal in unserem schönen Schottland sind, dürfen Sie sich das Schauspiel nicht entgehen lassen. Hören Sie, die Männer singen in Gälisch, unserer alten Sprache. Sie dürfen es nicht ausschlagen, dass ich Sie zu einem guten Whisky einlade!«
Da er meinen Arm nicht freigab, musste ich ihm willenlos durch das Restaurant

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