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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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anfertigen.«
Dann nannte sie mir einen Preis, der ein weiteres elegantes Kleid und drei hübsche Nachmittagsroben beinhaltete. Ich war über die Summe angenehm überrascht. Augenscheinlich konnte man die Lebenshaltungskosten in Schottland wirklich nicht mit den Preisen in London vergleichen. So stimmte ich gerne zu, und Miss Kendall begab sich sogleich an die Arbeit. Bereits zwei Tage später hatte sie die ersten Teile des Kleides zugeschnitten und zusammengeheftet. Sie kam zur Anprobe in mein Zimmer, und ich schlüpfte in die Bahnen von Stoff, die sich für mich immer noch wie ein Traum anfühlten. Ich war es nicht gewohnt, längere Zeit still zu stehen. Daher war ich für eine Unterbrechung sehr dankbar, als Miss Kendall sagte:
»Hier am Saum muss ich noch etwas abstecken. Dazu benötige ich aber spezielle Nadeln, die ich in meinem Zimmer habe. Wenn Sie erlauben, gehe ich sie schnell holen, Mylady.«
Sie half mir, aus dem Kleid zu schlüpfen, und verließ mit schnellen Schritten mein Zimmer. Ich trat im Unterrock an mein Fenster und schaute hinaus. Geballte, dunkle Wolken ließen auf neuen Regen schließen. Hoffentlich regnet es am Samstag nicht, dachte ich in Gedanken an den offenen Wagen, den ich für die Fahrt zu den Grindles würde benutzen müssen. Vielleicht wäre die Anschaffung einer geschlossenen Kutsche möglich? Jetzt im August schien der Winter zwar noch fern, aber später wäre es bestimmt kein Vergnügen, im Gig auszufahren. Das Klappen der Tür unterbrach meine Gedanken. Überrascht, dass Miss Kendall so rasch zurück war, wandte ich mich um – und stand Harrison MacGinny gegenüber!
»Oh!« Er musterte mich mit spöttisch nach oben gezogenen Augenbrauen von oben bis unten. So schnell ich konnte, hechtete ich zum Bett und griff nach einer Decke, die ich mir vor den Körper presste.
»Wie können Sie es wagen ...!«
»Jetzt spielen Sie mal nicht die Prüde, Lucille! Ich habe schon öfters junge Damen in Unterröcken gesehen.«
»Das bezweifle ich keinen Moment!«, zischte ich zurück.
Harrison wandte seinen Blick nicht von mir, und ich selbst starrte wie gebannt in seine Augen. Bisher waren sie mir eisblau erschienen. Doch Eis war kalt. Jetzt aber lag Wärme in ihnen, und sie ähnelten eher einem Bergsee an einem strahlenden Sommermorgen als einem Gletscher. Endlich gelang es mir, den Kopf zur Seite zu drehen.
»Bitte, gehen Sie!«
»Aber Lucille ... Sie haben tatsächlich eine entzückende Figur! Sie sollten diese nicht immer unter den schlichten Kleidern verbergen.«
»Genau zu dem Zweck ist die Schneiderin hier!«
Zu meiner grenzenlosen Erleichterung betrat in diesem Moment Miss Kendall das Zimmer. Sie riss Augen und Mund auf.
»Ja, was erlauben Sie sich? Hinaus mit Ihnen! Aber sofort! Wie können Sie es wagen, das Schlafzimmer einer Dame zu betreten!«
Sie stürmte auf den gut und gerne drei Köpfe größeren und mindestens doppelt so schweren Harrison zu und drückte ihn mit beiden Händen nach draußen.
Ich musste wider Willen schmunzeln, denn die Szene erinnerte mich ein wenig an David und Goliath. Tatsächlich wehrte sich Harrison nicht und erhob auch keine Einwände. Miss Kendall schloss nachdrücklich die Tür.
»So, das wäre erledigt!«, sagte sie bestimmt. »Jetzt schlüpfen Sie wieder in das Kleid, damit ich den Rock noch heute fertig machen kann.«
Während sie mit Nadel und Faden hantierte, ging mir Harrisons Blick nicht aus dem Sinn. Er war ähnlich gewesen wie damals im Stall, als wir uns einen Moment an Bachelors Box nahe gekommen waren. Ich merkte, wie ich am ganzen Körper zitterte. Hoffentlich bemerkte Miss Kendall nichts davon! Dabei wusste ich gar nicht, warum. Ich zitterte nicht vor Ärger über Harrisons ungebührliches Verhalten. Auch nicht aus Angst vor ihm. Seltsam, obwohl er so groß, stark und überlegen war, verspürte ich in seiner Gegenwart keine Furcht, sondern vielmehr ein seltsames Gefühl in der Magengrube, das ich vorher nicht gekannt hatte. Es war kein unangenehmes Gefühl, trotzdem war ich beunruhigt. Erst viel später fiel mir ein, dass ich Harrison nicht gefragt hatte, was er eigentlich in meinem Zimmer wollte.
     
    So vergingen die Tage in reger Betriebsamkeit. Ehe ich mich versah, war der Samstag gekommen. Tatsächlich war das Kleid rechtzeitig fertig geworden. Miss Kendall würde sich jetzt noch zwei Wochen meiner weiteren Garderobe widmen. Die beiden Mädchen hatten mir am Nachmittag ein heißes Bad gerichtet. Dann zog ich mein neues Kleid an. Als ich

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