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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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andeuten, dass Harrison mich betrügt?«
»Nun, ganz auszuschließen ist es nicht, oder? Immerhin müsste ein Besitz wie der ihrige ganz schön was abwerfen. Da sind zum Beispiel die großen Gerstenfelder im Westen. Ich weiß nicht, an wen das Getreide verkauft wird, aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie von uns dafür eine anständige Summe bekommen würden. Es sei denn, Sie hätten beschlossen, auf Cromdale demnächst selbst Whisky zu brennen.«
Ich versicherte ihm lachend, dass davon keine Rede sein könne.
»Sie wären also an der Ernte interessiert?«, hakte ich nach.
»Ja, das würde unsere Produktion um rund hundert Fässer im Monat steigern.«
»Haben Sie mit Harrison bereits darüber gesprochen? Für mich scheint das eine gute Sache zu sein. Wir selbst werden Gerste in einer solchen Menge sicher nicht verarbeiten können.«
»Ob ich mit MacGinny gesprochen habe?« Grimmig schnalzte James mit der Zunge. »Aber sicher doch! Die einzige Antwort, die ich erhielt, war folgende: ›Geben Sie mir die Mühle, dann bekommen Sie das Getreide!‹ Ich sagte bereits, dass unsere Familie kein Land verkaufen wird!«
Seltsam, was Harrison wohl mit der alten Mühle wollte? Eigentlich konnte es mir egal sein, viel wichtiger war jetzt, ein lukratives Geschäft abzuschließen. Die Gerste war beinahe reif zur Ernte, so dass ich binnen weniger Wochen über eine größere Summe Geld verfügen könnte. Ich setzte mich auf und streckte James die rechte Hand hin.
»Sie bekommen das Getreide!«
Er schlug ein, zögerte dann aber.
»Das wird Harrison gar nicht gefallen.«
»Das ist mir egal! Schließlich gehört Cromdale mir, oder etwa nicht?«
Während ich die Worte aussprach, wusste ich, dass ich nur so dachte, wenn Harrison nicht in meiner Nähe war. Trotzdem würde ich ihm beweisen, dass ich durchaus in der Lage war, mich um meinen Besitz selbst zu kümmern.
Dieses Mal hielt James nicht am Tor, sondern lenkte den Gig bis in den Stall. Er begleitete mich noch bis zur Eingangstür. Davor küsste er galant meine Hand und versprach, gleich morgen seinen Vater wegen der geschäftlichen Papiere zu mir zu schicken.
Beschwingt und glücklich, in Gedanken noch bei dem schönen Abend, betrat ich die Halle, blieb jedoch sogleich wie angewurzelt stehen. Obwohl es bereits nach Mitternacht war, saß Harrison lässig in einem Sessel, eine halb leere Whiskyflasche vor sich.
»So, die Lady kommt auch mal wieder nach Hause!« Seiner Stimme merkte man an, dass er getrunken hatte. Dennoch schwankte er keinen Millimeter, als er sich jetzt erhob und vor mich trat. Ich zog das Schultertuch fester um mich, fühlte ich mich doch plötzlich schrecklich nackt in dem Kleid, obwohl es mich den ganzen Abend über nicht gestört hatte, meine freien Schultern zu präsentieren. Ich wagte vor Überraschung nicht zu atmen, als Harrison jetzt eine Haarsträhne in meinem Nacken aufnahm und sie spielerisch durch seine Finger gleiten ließ. Dabei berührte er meine Schulter.
»Ganz Dame. Wirklich perfekt! Nun, ich muss gestehen, ich habe mich wohl geirrt. Sie werden Ihrer Rolle gerecht. Cromdale könnte keine würdigere Herrin haben.« Schwang da etwa eine Spur von Resignation in seiner Stimme? Oder sogar Traurigkeit? Sicher lag es nur am Alkohol.
»Mr. MacGinny! Bitte, ich bin müde ...«
Er nickte und trat einen Schritt zurück. Unwillkürlich vermisste ich die Wärme seiner Hand und wünschte, er würde sie wieder in meinen Nacken legen.
»Natürlich«, sagte er höflich. »Aber du bist so schön, so wunderschön!«
Das Licht der flackernden Kerze warf Schatten auf sein Gesicht, und ich erkannte, dass er sich heute noch nicht rasiert hatte. Dunkel hoben sich die Bartstoppeln von Kinn und Wangen ab. Ich widerstand der beinahe zwanghaften Versuchung, ihm über Gesicht zu streichen, und riss schnell meinen Blick von ihm los.
»Und Sie sind betrunken«, schleuderte ich ihm entgegen und zwängte mich an seiner Gestalt vorbei. Während ich die Treppe hinaufging, wurde mir mein Hinken stärker als je zuvor bewusst. Wenn er doch aufhörte, mich so anzustarren! Mir stiegen die Tränen in die Augen, eigentlich wusste ich nicht, warum. Waren es seine Worte, die mich als schön bezeichneten? Sicher bereute er sie längst, nachdem ihm wieder bewusst geworden war, dass sich hinter der schönen Fassade ein Krüppel befand. Das konnte ein noch so schönes Kleid auch nicht verbergen. Für einen Moment befürchtete – oder hoffte? – ich, dass Harrison mir folgen würde. Doch

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