Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
die Halle inspiziert.
»Wenn es tatsächlich regnen sollte, können wir hierher ausweichen.«
Mrs. Grindle hatte Recht behalten. Der jährlich stattfindende Kirchenbasar war bis ins letzte Detail perfekt organisiert, so dass ich eigentlich nicht viel zu tun hatte. Die Männer und Frauen verstanden ihr Handwerk, und binnen weniger Stunden war im Garten von Cromdale House eine kleine Budenstadt errichtet worden.
Als ich erneut leise, klopfende Geräusche aus dem unteren Stockwerk hörte, war ich nicht weiter beunruhigt. Sicher schlich Harrison MacGinny wieder im Keller herum. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass er ebenfalls an Schlafstörungen litt, und nahm mir vor, der Sache so bald wie möglich auf den Grund zu gehen.
Beim Morgengrauen stand ich auf. Langsam kroch die fahle Scheibe der Sonne über den Horizont und tauchte die Welt in ein diffuses, trübes Licht. Aber bis jetzt stand keine Wolke am Himmel, und ich hoffte, dass es ein schöner Tag werden würde, nicht nur, was das Wetter betraf.
Obwohl ich geglaubt hatte, die Erste zu sein, begegnete mir in der Halle Glenda MacGinny. Sie trug zwei große Körbe, aus denen es verführerisch nach frischen Backwaren duftete. Herrje, hatte die Frau etwa mitten in der Nacht begonnen, Brot zu backen? Vielleicht war es sie gewesen, deren Geräusche ich gehört hatte? Glenda nickte mir kurz zu und wünschte mir einen guten Morgen. Ich erwiderte den Gruß, dann nahm ich mir im Speisezimmer von der Anrichte nur eine Tasse Kaffee. Ich war zu aufgeregt, um etwas zu essen. Wenig später betrat Harrison MacGinny den Raum und bediente sich ebenfalls aus der Kanne.
»Morgen! Scheint ein schöner Tag zu werden, nicht wahr?«, fragte er, den heißen Kaffee in kleinen Schlucken nippend.
Ich nickte und bemerkte, dass Petrus es wohl nicht wagen würde, Regen zu schicken, wenn ein Basar zum Erhalt der Kirche abgehalten würde. Das entlockte Harrison ein Lächeln, das seine Augen warm schimmern ließ. Offenbar hatte er gute Laune, deswegen sagte ich rasch:
»Übrigens, Mr. MacGinny, geben Sie mir doch bitte den Schlüssel zu den Kellerräumen. Morgen vielleicht, ja?«
Augenblicklich stutzte er, und sein Blick verhärtete sich.
»Kellerräume? Die werden nicht mehr benützt. Was wollen Sie da?«
Ich war froh, mit dem Rücken an die Anrichte gelehnt zu stehen, sonst wäre ich vor seinen barschen Worten und seinem veränderten Blick zurückgewichen.
»Nun, ich habe mittlerweile das ganze Haus gesehen, bis auf die Kellerräume.«
»Da unten ist nichts! Außer Feuchtigkeit, Schmutz und ein paar Ratten. Die Vorräte lagern in den Räumen neben der Küche.«
»Ach, und deswegen schleichen Sie fast jede Nacht dort herum? Dann scheinen Sie morbide Angewohnheiten zu haben.«
Auf die Mitteilung, dass ich über seine nächtlichen Streifzüge informiert war, reagierte Harrison nicht. An seinen zuckenden Wangenmuskeln erkannte ich jedoch, dass er die Kiefer fest aufeinander presste. Er schenkte sich eine zweite Tasse Kaffee ein, dabei waren seine Hände ruhig und zeigten keinerlei Anzeichen von Aufregung.
»Wenn Sie es wünschen, werde ich Sie morgen in den Keller begleiten. Es ist schließlich Ihr Haus. Aber der Keller wird schon lange nicht mehr benützt, denn die Wände sind voller Wasser und schadhaft. Eigentlich müsste das ganze Fundament erneuert werden, darüber sollten Sie mal nachdenken!« Er leerte die Tasse in einem Zug, dann verließ er das Zimmer. Dass die Tür hinter ihm mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, konnte auch am Luftzug liegen, denn das Eingangsportal stand weit offen, aber ich vermutete, dass der Wind keine Schuld daran trug.
Die Grindles trafen zusammen mit dem Reverend als Erste ein.
»Ist das nicht ein wunderbares Wetter?«, rief Mrs. Grindle. Ihre runden Bäckchen glühten. Die ihrer Tochter Carla ebenfalls, was ich weniger dem Sonnenschein, sondern eher der Anwesenheit von Reverend Donaldson zuschrieb. Mrs. Grindle blieb im Garten stehen und schaute andächtig auf die Burg.
»Obwohl ich auf den Grindle-Hof sehr stolz bin und nirgendwo anders leben möchte, muss ich zugeben, dass Ihr Haus, meine Liebe, einen weitaus passenderen Rahmen für den Basar bietet.«
Ich dankte für die freundlichen Worte, äußerte dann aber meine Bedenken.
»Hoffentlich klappt alles! Ich habe doch gar keine Ahnung von einer solchen Veranstaltung.«
Mrs. Grindle tätschelte beruhigend meine Hand.
»Sie werden nichts weiter zu tun haben, als einige Leute zu begrüßen und
Weitere Kostenlose Bücher