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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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ich könnte Harrisons männlich-herben Geruch spüren. Du fantasierst, sagte ich mir, nahm ein Blatt und schrieb Harrison die Namen der Pächter auf und was es dort zu erledigen gab. Nachdem ich damit fertig war, sah ich mich im Kontor um. An einem Haken neben der Tür hing Harrisons Jacke. Von dem Kleidungsstück ging ein schwacher Duft nach Erde, Moor und Pferden aus. Ich presste mein Gesicht an den rauen Stoff, dann hängte ich die Jacke schnell wieder an den Haken, als mir bewusst wurde, dass ich sie beinahe zärtlich in den Armen gehalten hatte. Nun galt meine Aufmerksamkeit den Büchern, die ordentlich aufgereiht in einem Aktenschrank standen. Für jedes Jahr gab es eine Bilanz, die in gestochen scharfen Buchstaben und Zahlen korrekt aufgelistet war. Zumindest konnte ich Harrison keine Unordentlichkeit vorwerfen. Auf der einen Seite standen die Pachteinnahmen und die Erträge, die Cromdale aus der Vieh- und Milchwirtschaft erzielte, dem gegenüber die Ausgaben. Mir stach sofort ins Auge, dass sich die beiden Positionen über Jahre hinweg die Waage hielten, wobei die meisten Ausgaben für größere Reparaturen erfolgt waren. So war zum Beispiel letztes Frühjahr das Dach des Ostflügels erneuert worden. Die Anschaffung eines neues Pfluges war erforderlich geworden, und hier stand eine größere Summe für die Erneuerung des Küchenherdes im letzten Winter. Auf den ersten Blick schien alles richtig und korrekt zu sein. Seufzend schlug ich das Buch zu und stellte es an seinen Platz zurück. Ich verstand von solchen Dingen nichts, ob ich wohl James Grindle würde um Hilfe bitten können?
»Ich hoffe, Sie haben mich des Betruges überführen können!«
Wie so oft erschreckte mich Harrison mit seinem plötzlichen Auftauchen so sehr, dass ich mich beinahe verschluckte. In Reitkleidung, die Peitsche lässig in der linken Hand, stand er vor mir. Sein Gesichtausdruck war steinern, ließ auch den Anflug von Spott, den ich bereits kannte, vermissen.
»Ich habe Ihnen nichts Derartiges unterstellt«, entgegnete ich und hielt seinem harten Blick stand. »Ich wollte mich lediglich darüber informieren, wie es um die Finanzen von Cromdale bestellt ist.«
»Und dazu mussten Sie die Pächter ausfragen!« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, und es wunderte mich nicht, dass Harrison bereits davon erfahren hatte. Obwohl – oder vielleicht gerade weil? – die Gegend karg besiedelt war, breiteten sich Nachrichten schneller als ein Waldbrand aus. »Sie haben sicher festgestellt, dass Sie hier kein Leben in Saus und Braus führen können, Mylady«, fuhr er fort. »Wir sind alle hart arbeitende Menschen, die bemüht sind, ihre Familien gesund und satt über den Winter zu bringen.« Er trat so schnell vor mich, dass es mir nicht möglich war zurückzuweichen. Da uns nicht mehr als eine Handbreit trennte, beugte ich mich zurück, stieß aber mit dem Rücken an den Schrank. »Gehen Sie zurück nach London, Mylady! Bevor der Winter mit Eis und Schnee und beinahe völliger Dunkelheit kommt. Dort ist Ihr Platz, nicht hier, wo man geboren sein muss, um Schottland zu lieben.«
War das der gleiche Mann, der mir vor wenigen Tagen gesagt hatte, dass ich eine schöne, begehrenswerte Frau war? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, Harrison MacGinny hätte einen Zwillingsbruder, dem ich regelmäßig begegnete.
»Ich bin Schottin«, stammelte ich unsicher, ohne den Blick von seinem Gesicht lösen zu können. »Zumindest zur Hälfte ...«
Warum ich plötzlich daran denken musste, wie es sich wohl anfühlte, von seinen Lippen geküsst zu werden, war mir unverständlich. Dieser Anflug dauerte auch nur eine Sekunde, dann wurde mir die Ungeheuerlichkeit bewusst. Schnell drehte ich den Kopf zur Seite, damit ich Harrison nicht mehr in die Augen sehen musste.
»Sie wissen sehr wohl, dass es nichts und niemanden gibt, der in London auf mich wartet.« Ich merkte selbst, wie schal meine Worte klangen, trotzdem fuhr ich fort: »Cromdale House ist das einzige Bindeglied zu meiner Familie, auch wenn von dieser niemand mehr am Leben ist.«
Harrison trat zurück. Fahrig strich ich mir übers Gesicht und stellte dabei fest, dass meine Wangen glühten.
»Zwanzigtausend Pfund!«
»Was haben Sie gesagt?«
Ich meinte, mich verhört zu haben, doch Harrison ließ mich nicht aus den Augen.
»Ich biete Ihnen an, Cromdale für zwanzigtausend englische Pfund zu kaufen. Das ist wahrlich ein angemessener Preis, obwohl manche denken, der alte Kasten sei

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