Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
freundlich zu lächeln. Um alles andere kümmern wir uns schon. Schließlich kommen viele nur, um die neue Herrin von Cromdale in Augenschein zu nehmen.« Sie legte den Kopf schief und lächelte verschmitzt. »Was natürlich unserem Basar zugute kommt.«
Ich seufzte, doch ich hatte bald keine Zeit mehr, mir weitere Gedanken zu machen. Wie auf Verabredung strömten von allen Seiten Menschen mit Handkarren, Körben und Basttruhen auf die Wiese. Innerhalb einer Stunde waren die am Morgen noch leeren Buden mit vielfältigen Waren gefüllt: Handschuhe, Schals und Mützen aus dicker Wolle in dunklen, aber auch bunten Farben, Plaids und Umhänge in den verschiedenen Tartans, gehäkelte Deckchen, Untersetzer und Teewärmer. Natürlich wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt. Glenda MacGinny schenkte mit Rosies Hilfe Tee aus und bot dazu frische Brötchen, Butter und Marmelade an. Direkt daneben hatten Frauen aus dem Dorf Dutzende von Kuchen und Törtchen aufgebaut, bei deren Anblick mir das Wasser im Mund zusammenlief. Aber auch an die Männer war gedacht. Der sonst eher etwas plumpe Gastwirt eilte geschäftig zwischen Bierfässern umher, während James Grindle an seinem Stand breit grinsend den seinen Worten nach »unvergleichlichen Grindle Malt« ausschenkte. Als er mich sah, leuchteten seine dunkelbraunen Augen merklich auf, und er winkte mich zu sich.
»Was für ein herrlicher Tag«, bemerkte er und drückte mir ein Glas mit der goldbraunen Flüssigkeit in die Hand. Unwillkürlich schüttelte ich mich leicht, als mir der torfige Geruch des Whiskys in die Nase stieg.
»Ähem ... ich glaube nicht, dass ich bereits am Vormittag Alkohol trinken sollte.«
»Aber Lucille! Whisky ist kein Alkohol, sondern das Grundnahrungsmittel eines jeden Schotten«, widersprach James und leerte sein Glas in einem Zug. Widerwillig nippte ich nur leicht daran und wusste, dass ich diese Einstellung wohl niemals teilen würde. Hoffentlich würden nicht alle Männer bis zum Mittag betrunken sein, denn es war ein Barbecue mit saftigem Fleisch und Kartoffeln geplant.
»Du meine Güte! Ich hätte nie gedacht, dass so viele kommen würden«, wechselte ich das Thema und beobachtete, wie nun Kutschen, Einspänner und Gigs vorfuhren. Kurz nach zehn Uhr eröffnete Reverend Donaldson den Basar mit ein paar kurzen Worten und rief zu zahlreichen Käufen auf, denn die Kirche benötigte dringend ein neues Taufbecken.
»Natürlich sind auch großzügige Spenden willkommen, sonst muss ich eure Kinder demnächst draußen am Loch taufen«, sagte er, was ihm einige Lacher bescherte.
Die nächsten Stunden begrüßte ich an der Seite von Carla und Mrs. Grindle verschiedene Leute, schüttelte Dutzende von Händen und hörte Namen, die ich gleich darauf wieder vergaß. Aus der Halle waren Tische und Stühle nach draußen gestellt worden, an denen sich um die Mittagszeit die Leute zu einer Stärkung niederließen. Mr. Craig, der Arzt, hatte die Grillstelle übernommen. Während ich auf mein Stück Lammfleisch wartete, hatte ich Gelegenheit, ihn zu beobachten. Wenn er mit dem Operationsbesteck auch so gut wie mit der Grillzange umzugehen wusste, dann war er sicher ein guter Arzt. Als ich mich endlich setzte, schmerzten meine Füße, trotzdem fühlte ich mich glücklich wie schon lange nicht mehr. Der Basar schien ein großer Erfolg zu werden. Cromdale House war wirklich ein würdiger Rahmen, stellte ich mit stolzgeschwellter Brust fest.
James trat an meinen Tisch und fragte höflich, ob er sich setzen dürfe.
»Du machst das ganz wunderbar, Lucille.«
»Aber ich habe doch gar nichts zu tun«, hielt ich entgegen. »Hier weiß jeder genau, was zu tun ist, so dass ich eigentlich völlig überflüssig bin.«
» Du bist die Hauptperson«, wiederholte James die Worte seiner Mutter. »Keiner im Umkreis von dreißig Meilen wollte es sich entgehen lassen, einen Blick auf die neue Herrin von Cromdale zu werfen. Einige waren bestimmt sehr skeptisch, da du in ihren Augen Engländerin bist, zumindest bist du in England geboren und erzogen worden. Du weißt, jeder Schotte hat eine angeborene Abneigung gegen alles, was aus dem Süden kommt, aber ich denke, du hast sie mit deiner freundlichen, unkomplizierten Art überzeugt.«
»Danke.«
Mit offenem Blick, in dem eine tiefe Zuneigung lag, sah James mich an. Ich errötete leicht und beneidete Carla um ihren Bruder. Wie schön musste es sein, einen solchen Menschen an seiner Seite zu haben! Harrison MacGinnys Worte, dass er mich
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