Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
den Doktor!«, wies James an. »Vater, kannst du aufstehen, damit ich dich ins Haus bringen kann?«
Ich beugte mich hinab und betastete vorsichtig die Verletzung. Dabei lächelte ich Mr. Grindle optimistisch an.
»Ich glaube nicht, dass etwas gebrochen ist, aber Sie werden sicher einige Wochen nicht richtig laufen können.«
Mr. Grindle erwiderte mein Lächeln, dann hoben ihn James und ein Arbeiter auf. Mühsam humpelte er zwischen den beiden ins Haus hinüber. James drehte den Kopf zu mir.
»Nächsten Sonntag findet das Gathering in Grantown statt. Fahren wir zusammen hin? Wir würden dich dann abholen.«
Ich stimmte zu und wünschte Mr. Grindle baldige Genesung.
»Hoffentlich können Sie uns begleiten?«
Er grinste und sah damit seinem Sohn sehr ähnlich.
»Ach, Mädchen, Unkraut vergeht nicht! Hauptsache, ich komme auf ein Pferd und meine Hand kann ein Whiskyglas zum Mund führen. Alles andere bringt mich nicht um.«
Ich lachte und verabschiedete mich. Während ich Bachelor langsam nach Hause lenkte, dachte ich darüber nach, was James wohl gesagt hätte, wäre der Unfall nicht dazwischengekommen. Und ich überlegte, was ich wohl geantwortet hätte.
Die Grindles holten mich mit ihrer Kutsche ab. Mrs. Grindle und Carla saßen darin, während Mr. Grindle und James zu Pferde neben uns ritten. Mr. Grindles Fuß war dick bandagiert, und zum Laufen benötigte er einen Stock, den er hinter sich auf den Sattel gebunden hatte. Es handelte sich um eine schwere Verstauchung, aber die Schmerzen waren laut seiner Aussage zu ertragen. Zu meiner Überraschung und zu Carlas offensichtlicher Freude stieg im Dorf Reverend Donaldson zu uns in die Kutsche. Sofort begannen sich Carlas Wangen mit einer leichten Röte zu überziehen, und ihre Augen leuchteten. Obwohl ich mir denken konnte, dass ihre Schwärmerei für den Geistlichen ohne Aussicht auf Erfolg war – dazu war sie noch viel zu jung –, beneidete ich sie manchmal um die Gefühle der ersten Liebe. Ich hatte solche niemals erlebt. Durch das Fenster betrachtete ich James, der gerade unmittelbar neben uns ritt. Er gefiel mir. Er gefiel mir sogar sehr! Wie würde mir zumute sein, wenn er aus irgendeinem Grund Schottland verlassen und ich ihn nie wiedersehen würde? Darüber wäre ich ausgesprochen traurig. Vielleicht auch ein wenig wehmütig. War dies, was man »sich verlieben« nannte? Es war nichts Wildbewegendes in meiner Zuneigung. Es gab keine atemberaubenden Momente mit Herzflattern und zitternden Knien, keine geröteten Wangen und kein brennendes, verzehrendes Gefühl und nicht die absolute Gewissheit, dass James der einzig Richtige war. Mit ihm zusammen zu sein war für mich einfach angenehm und ausgesprochen erfreulich, folglich musste ich doch in James Grindle verliebt sein. Oder?
Die Stadt war mit Hunderten von an langen Seilen quer über die Straßen gespannten bunten Wimpeln geschmückt. Aus vielen Fenstern wehte die schottische Nationalflagge – weißes Kreuz auf schwarzem Grund. Das Gathering fand auf einem Feld etwas außerhalb der Stadt statt. Überall herrschte reges und ausgelassenes Treiben, und ich war froh, als James mir seinen Arm bot und mich sicher durch die Menschen führte. Hier und da streifte mich ein neugieriger Blick, was bestimmt an der Schärpe lag, die ich über der Brust trug. James kannte hier beinahe jeden, grüßte links und rechts und rief den Vorbeieilenden den einen oder anderen Satz zu. Schließlich erreichten wir eine Art Tribüne, und James führte mich zu einem Platz, der ziemlich in der Mitte lag. Ich war erstaunt, einen mit den MacHardy-Tartan bespannten Stuhl vorzufinden.
»Ich dachte, wir würden zusammensitzen.« Meine Stimme klang ziemlich kläglich, und James drückte leicht meinen Arm.
»Den offiziellen Teil wirst du von dem angestammten Platz deiner Familie verfolgen müssen, liebe Lucille. Hier saß dein Großvater Jahr für Jahr. Es ist deine Pflicht als Herrin von Cromdale, die Tradition aufrecht zu halten.« Er sah meinen zweifelnden Blick und fuhr lächelnd fort: »Keine Bange! Unsere Familie hat ihre Plätze nur wenige Reihen weiter. Und sobald das allgemeine Vergnügen losgeht, werden wir uns wieder zu dir gesellen.«
Bevor die Wettbewerbe begannen, hatten wir noch etwas Zeit. Mr. Grindle besorgte Früchtepunsch für die Damen, Whisky für die Männer.
»Bruce, erinnerst du dich noch, als wir in Breamar waren? Vor drei Jahren?«
»Vor vier, meine Liebe. Das war vor vier Jahren«, antwortete Mr. Grindle und
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