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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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und es spielt den Geist."
    Allmählich erwärmte sich Olivia für ihr Thema. Sie erhob sich, öffnete einen Schrank und zeigte auf verschiedene Gegenstände.
    "Diese Flasche enthält phosphoreszierende Farbe. Damit bemalen die Medien irgendwelche Dinge, die in der Luft hängen und unheimlich schimmern – Trompeten sind besonders beliebt. Oder sie bestreichen einen Schleier mit dieser Substanz, den sie selbst oder die Komplizen über die Köpfe hängen, um wie Geister durch die Finsternis zu schweben. Oft genug konnte ich mit ansehen, wie sich intelligente Gentlemen, sogar Wissenschaftler, davon täuschen ließen."
    Als St. Leger an ihre Seite trat, um in den Schrank zu spähen, spürte sie seine verwirrende Nähe, seine Körperwärme, atmete den schwachen Duft von Rasierseife ein. Skeptisch inspizierte er einen Schleier, eine blecherne Spielzeugtrompete und eine Harfe. All diese Gegenstände waren mit der phosphoreszierenden Farbe bestrichen. "Grotesk", meinte er schließlich. "Warum sollte man diesen Unsinn für bare Münze nehmen?"
    "Nun, wenn diese Dinge im Dunkel leuchten und durch die Luft zu gleiten scheinen, wirken sie sehr eindrucksvoll. Zudem sind die Leute nervös und angespannt. Sie warten auf das Unbekannte, hoffen ihre geliebten Verstorbenen wiederzusehen, oder sie fürchten sich. Und wenn man an die Fähigkeiten eines Mediums glaubt, hält man den schimmernden Humbug bereitwillig für eine Geistererscheinung. Wie ich gestehen muss, sogar ich bin bei diesem Anblick erschauert, obwohl ich die Tricks kenne."
    "Was ist das?" St. Leger zeigte auf einen kurzen schwarzen Stab mit einer Klemme an einem Ende, und Olivia nahm ihn aus dem Schrank.
    "Diesen Stock kann man vergrößern oder verkleinern", erklärte sie und zog ihn auf die volle Länge von vier Fuß aus. "Damit hält das Medium die Gegenstände hoch in die Luft und holt sie wieder herunter. Meistens stecken mehrere Dinge in seinen Taschen. Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, tragen die Medien Kleider mit weiten Röcken und geräumigen Taschen zwischen den Falten. Nur wenige Leute würden darauf bestehen, die Kleidung eines Mediums genauer zu untersuchen. Das würde man unhöflich finden."
    "Und der Schrank, in dem Mrs. Terhune eingesperrt war?"
    "Damit 'beweist' das Medium, dass es die Geistererscheinungen nicht vortäuscht. Mrs. Terhune pflegt gefesselt in einem Schrank zu sitzen, aber sie versteht es, die Stricke zu lösen. Oder ein Spießgeselle sorgt dafür, dass sie nur ganz locker verknotet sind. Die Lampe erlischt, die Leute sehen nichts. Manchmal werden sie aufgefordert zu singen, um die Geister willkommen zu heißen. Dieser Gesang übertönt die Geräusche, die vielleicht entstehen, wenn sich Mrs. Terhune im Schrank von den Fesseln befreit. Dann hüllt sie sich in den phosphoreszierenden Schleier und verlässt den Kasten. Oder sie bleibt darin stehen, und ihr Kopf wird über der Tür sichtbar. Hin und wieder hält sie einen bemalten Handschuh oder eine Trompete hoch. Am liebsten benutzt sie Daguerreotypien mit Gesichtern. So lächerlich das auch aussehen mag, die meisten Leute halten die Bilder für Geister. Dann fesselt sich Mrs. Terhune wieder. Wenn einer der Gäste die Tür des Schranks öffnet, gibt sie vor, aus tiefer Trance zu erwachen, und will wissen, was geschehen ist."
    "So einfach ist das?" St. Leger runzelte die Stirn. "So offensichtlich?"
    "In der Tat. Aber die meisten Zuschauer betrachten die gespenstischen Objekte weder kritisch noch mit logischem Verstand. Sie wünschen sich, das Medium würde übernatürliche Kräfte besitzen – weil sie ihre geliebten Verstorbenen sehen und mit ihnen sprechen wollen. Vor allem klammern sie sich an die Hoffnung, das Leben würde nach dem Tod weitergehen. Und wenn man etwas so inbrünstig herbeisehnt, ist es sehr leicht, daran zu glauben."
    "Ja, das verstehe ich." Nachdenklich guckte er Olivia an. "Wenn Sie eine Séance besuchen – bemerken Sie das Ränkespiel? Können Sie das Medium entlarven?"
    "Vermutlich schon. Aber es würde eine Weile dauern. Vielleicht müsste ich an mehreren Séancen teilnehmen. Diese Täuschungsmanöver sind mühelos zu durchschauen, aber schwer zu beweisen. Ich kann erklären, wie ein Medium vorgeht. Aber wenn seine Opfer von seinen Talenten überzeugt sind, muss ich ihnen die Tricks glasklar vor Augen führen."
    Langsam nickte St. Leger, und sie hatte fast den Eindruck, sie könne beobachten, wie sich seine Gedanken überschlugen.
    Wer mochte von einem Medium

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