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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Galerie und die geöffnete Doppeltür eines offiziellen Salons, in dem sie mehrere Leute antrafen. Neugierig wandten sie sich Stephen und Olivia zu. Einige Sekunden lang, dank ihrer angeborenen Scheu, hielt sie die kleine Gruppe für eine beklemmende Menschenmenge. Aber während Stephen sie mit allen bekannt machte, verflog ihr Unbehagen.
    "Mutter, das ist Lady Olivia Moreland. Olivia – meine Mutter, die Dowager Countess, Lady Eleanor St. Leger."
    L ächelnd nickte die Lady dem neuen Hausgast zu, eine hübsche Frau in mittleren Jahren, das ehemals dunkle Haar fast weiß. Sie trug schwarze Trauerkleidung mit passendem Häubchen, dessen strenger Stil durch eine Spitzenborte etwas aufgelockert wurde. In den blauen Augen las Olivia unverhohlenes Interesse. Vielleicht hegte Stephens Familie den gleichen Verdacht wie ihre eigene, was den Grund betraf, warum er sie zu dieser Hausparty eingeladen hatte. Bei diesem Gedanken errötete sie ein wenig.
    "Und das ist die Witwe meines Bruders, Lady Pamela, die Countess St. Leger", fuhr Stephen seltsam ausdruckslos fort und zeigte auf eine Frau, die in einem Sessel neben der Hausherrin saß. Im Gegensatz zu Lady St. Leger trug sie ein modisches Kleid in hellem Grau, das die ausklingende Trauerzeit bekundete, mit schwarzen Spitzenrüschen geschmückt. Ihr schönes, kühles Gesicht wies nicht die geringsten Spuren eines eben erst überwundenen Kummers auf. Goldblond und blauäugig, entsprach sie genau jenem Frauentyp, in dessen Nähe sich Olivia unbeholfen und bedeutungslos fühlte. Warum hatte Stephen seine Schwägerin nie erwähnt? Eine so imposante Persönlichkeit konnte man wohl kaum vergessen.
    "Lady Olivia …" In Lady Pamelas Augen erschien verächtliche Belustigung, und ihre Stimme klang beinahe frostig. Verlegen errötete Olivia und erinnerte sich wieder an ihre derangierte Reisekleidung.
    "Und dieses Kind, das sich vor lauter Neugier kaum zu fassen weiß, ist meine Schwester, Lady Belinda St. Leger."
    "Oh nein, ich bin kein Kind!" protestierte Belinda und starrte ihren Bruder in gespieltem Zorn an. Dunkelhaarig wie Stephen, hatte sie strahlende graublaue Augen, und ihr Lächeln zeugte von lebhaftem, jugendlichem Temperament. "Ich freue mich so, Sie kennen zu lernen!" beteuerte sie und ergriff Olivias Hand. "Nicht nur ich – wir alle haben Ihre Ankunft herbeigesehnt."
    "Bitte, Belinda!" ermahnte sie ihre Mutter. "Sei nicht so ungestüm! Sonst wird Lady Olivia glauben, du hättest keine Manieren." Doch der liebevolle Blick, den sie ihrer Tochter zuwarf, milderte den Tadel.
    Ungerührt entgegnete Belinda: "Du weißt doch, dass ich Recht habe, Mama."
    "Darf ich Ihnen meine liebe Freundin Madame Valenskaya vorstellen, Lady Olivia?" Lady St. Leger wandte sich der Frau zu, die neben ihr auf dem Sofa saß.
    "Auch mir ist es eine Freude, Sie zu begrüßen", erklärte die Russin und nickte Olivia majestätisch zu. Für eine so kleine Frau hatte sie eine erstaunlich tiefe Stimme, und ihr Akzent war unüberhörbar.
    Aufmerksam betrachtete Olivia scharfe schwarze Knopfaugen in einem fleischigen Gesicht und gewann den Eindruck, Madame Valenskaya würde sie genauso eingehend mustern.
    "Und das ist Irina, Madames Tochter." Lady Eleanor zeigte auf eine farblose kleine Frau, die etwas abseits von den anderen saß.
    "Hallo", murmelte das Mädchen akzentfrei und schaute rasch weg. Ob Irina schüchtern oder einfach nur unhöflich war, konnte Olivia nicht feststellen.
    "Und Mr. Howard Babington." Lady St. Leger wandte sich dem Mann zu, der zwischen den Fenstern stand.
    Freundlich lächelte er Olivia an und verneigte sich. Wie sie wusste, hatte er Madame Valenskaya in die Londoner Gesellschaft eingeführt. Olivia kannte ihn nicht, was keineswegs ungewöhnlich war, da sie nur selten ausging. Sie hatte Kyria nach ihm gefragt, aber er war ihrer Schwester nie begegnet. Also schien er nicht der Oberschicht anzugehören – falls er überhaupt ein Gentleman war und kein Hochstapler – wie die Russin.
    Die meisten Medien wurden von solchen Mäzenen unterstützt, die sie in ihre Häuser einluden, mit ihren Freunden bekannt machten und ihnen geeignete Räume für die Séancen zur Verfügung stellten. Meistens waren diese Förderer nur Dummköpfe, die auf die Tricks der Medien hereinfielen. Andere halfen ihnen bei diversen Täuschungsmanövern. Zu welcher Kategorie Mr. Babington zählte, musste Olivia noch herausfinden.
    Schlank und mittelgroß, trug er einen Spitzbart, der sein bleiches, schmales

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