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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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habe,
nur dieser Haß. Auf mich selbst, nehme ich an. Bestimmt auf mich
selbst. Aber Sie sind ein Teil meines Traums. Ich möchte, daß Sie das
wissen.«
    Ich hatte sie nicht ansehen können. Ich fühlte mich
preisgegeben und gedemütigt. Ich nahm mein Jackett und ging in mein
Zimmer, ohne die Verbindungstür zu benutzen. Durch die Fenster fiel
genügend Licht herein, so daß ich das Bett finden konnte, ohne die
Lampe einzuschalten. Ich zog die Schuhe aus und legte mich hin. Um
meine Stirn lag ein Reif aus Schmerz, und ich fror. Ich zog die Decke
über mich, aber das half auch nicht viel. Ich versuchte an andere Dinge
zu denken: an den Bauernhof, den wir am Nachmittag gesehen hatten, an
den Blick über den See von der Fähre aus, an die Choreographie der
Kellner, die uns bei Giannino bedient hatten … Aber das war
nur eine vorübergehende Ablenkung, und meine Gedanken kehrten
unbarmherzig immer wieder zu ihr zurück. Ich fror nicht nur äußerlich,
mir war von innen her kalt. Ich drehte mich auf den Bauch und vergrub
den Kopf in den Kissen. O Gott, wie soll ich die Nacht durchstehen? Ich
hätte den Mund halten sollen. Ja, und was dann? Dann … nichts.
Warum konnten wir nicht einfach so weitermachen, wie es war? Und das
wäre wie? Nun, eben als Freunde. Warum mußte ich annehmen, daß es im
Bett enden würde? Wer sagt denn, daß sie das überhaupt will? Weil es
darauf hinauslief. Du kannst doch die Augen nicht von ihr lassen. Du
bringst es nicht fertig, sie nicht zu berühren. Und worauf läuft das
hinaus? Auf den Austausch von Freundschaftsringen? Mach dir doch nichts
vor! Na schön. In sechs Stunden wird es hell. Du hast sechs schwere
Stunden vor dir, das ist alles. Was macht das schon, ein paar Stunden
mehr zu vielen anderen schwarzen, die du durchlebt hast!
    Ich hatte sie nicht kommen hören. Erst das Nachgeben des
Bettes riß mich hoch. Sie trug einen seidenen Morgenmantel und duftete
nach frischer Seife. Sie nahm mich in ihre Arme und drückte mein
Gesicht in die weiche Grube an ihrer Kehle.
    »O Gott!« stöhnte ich.
    So hielt sie mich, ganz still. Eine Träne tropfte auf meine
Stirn und rollte langsam an meiner Nase entlang. Unter dem seidenen
Morgenmantel spürte ich ihre Unterwäsche. Mein Kopf ruhte auf ihrem
Arm, wie ihrer in der Nacht zuvor auf dem meinen geruht hatte. Ich
glaube, sie begriff, daß ich mich vor meinem persönlichen Gewitter
ebenso ängstigte wie sie sich vor dem ihren. Aber mein Gewitter würde
sich am Morgen nicht mit der Sonne verziehen, auch wenn es für mich
hier, in der seidenumhüllten Wärme ihres Körpers, eine Atempause gab.
Darin, und in der Tatsache, daß jemand an meinen Qualen teilnahm. Es
war lange her, daß jemand an meinen Qualen teilgenommen hatte.
    Wie sich herausstellte, gehörte das Feld
nicht den Bewohnern des Bauernhauses selbst, sondern diese beackerten
es nur für den Besitzer, der gleichzeitig Eigentümer der
Supercortemaggiore-Tankstelle war. Ich erklärte ihm, ich sei
amerikanischer Journalist und wollte einen Artikel über den vergrabenen
Schatz schreiben.
    »Dann kommen Sie ungefähr um ein Jahr zu spät. Es haben schon
andere alles umgewühlt und nichts gefunden. Aber es waren ein paar
ziemlich aufregende Tage für die Leute hier.«
    »Dürfen wir uns denn ein wenig umsehen? Wir werden bestimmt
achtgeben, daß wir keine Pflanzen zertreten.«
    »Gewiß, gern. Wenn Sie was finden, machen wir halbe-halbe.« Er
lachte laut über seinen Witz und ging einen Wagen bedienen, der gerade
gekommen war.
    Wir suchten sorgfältig und gründlich, gingen langsam die eine
Furche hinauf, die andere wieder herunter. Wir ließen keinen Zollbreit
Boden unbeachtet. Die Sonne brannte, und die Pflanzen schwirrten von
Fliegen, die sich auf unserer feuchten Haut festsetzten.
    »Paul, mir ist gerade eingefallen, daß wir die zwei Kilometer
auf der Straße abgemessen haben. Was aber, wenn nun die Straße gar
nicht gemeint ist? Wenn jemand die Entfernung zu Fuß, genau in der
Himmelsrichtung abgemessen hat? Da könnte etwas ganz anderes
herauskommen.«
    »Das wäre möglich. Wir wollen es wenigstens versuchen.« Wir
kehrten zum Mussolini-Haus zurück, legten den Kurs fest und folgten ihm
querfeldein durch Gärten und über Äcker. Diesmal konnte ich die
Entfernung nicht auf dem Tachometer des Autos ablesen, aber ich ging
mit gleichmäßig langen Schritten. Genau zwei Kilometer, nach meiner
Schrittrechnung, brachten uns an die Pforte der kleinen, verlassenen
Kirche. Drinnen war es

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