Der Schatz von Njinjo (German Edition)
ein gewisser Jens Petermann aus Deutschland.“
„Na wenigstens“, warf Honorata ein.
„Wieso?“
„Na, weil sich dann wahrscheinlich auch ein paar Mächtigere um den Fall kümmern werden.“
„Mag sein, so wie ich allerdings den Apparat kenne, wird man Hannes und diesen Deutschen spätestens in Dar’ trennen. Dahin wurden beide heute Mittag zurückgeflogen.“
„Geflogen? Welch ein Luxus! Mzee Masisi, ich bedanke mich sehr herzlich für Ihren Anruf, auch in Hannes Namen!“
„Oh, keine Ursache. Sollten Sie zufällig diesen Petermann treffen, erinnern Sie ihn doch bitte einfach nur an das Geld, das er mir schuldet. Guten Tag!“
Als Karsten hörte, was Hannes zugestoßen ist, sagte er nur: „Das musste ja so kommen ...“
Honorata empörte sich: „Was soll das heißen? Er hat doch nichts verbrochen! Ich kann ihn nicht im Knast verfaulen lassen!“
„Nein, er war höchstens ein bisschen zu naiv. Verfolgt einen Mordverdächtigen ... Das kann überall leicht ins Auge gehen.“
„Und? Was soll ich jetzt machen?“
„Überlass’ das am besten der Polizei ...“
„Unseren korrupten Bullen? Ausgeschlossen!“
„... sonst passiert nachher auch dir noch was. Wer bearbeitet denn den Fall, weißt du das?“
„Ein gewisser Superintendent Makaïdi.“
„Oh, das ist einer der besseren Männer in der Stadt. Bestechlich und fähig.“
„Gut, dass ich mal wieder höre, auf welcher Seite du stehst“, schimpfte Honorata wütend und verließ den Raum. Noch bevor Karsten seine Mittagspause beendet hatte und zurück in die Firma fuhr, war sie fest entschlossen, dreierlei zu tun:
Erstens würde sie herausbekommen, wohin Hannes gebracht wurde. Der braucht doch was zu essen! Zweitens gilt es, den aktuellen Ermittlungsstand zu erfahren. Und drittens hilft vielleicht auch dieser Petermann weiter, wenn sie wüsste, wo die Polizei ihn untergebracht hat. Der bestechliche Oberinspektor Makaïdi wird einen gut betuchten Deutschen sicher nicht im Stich lassen. Wahrscheinlich logiert der längst irgendwo unter Hausarrest in einem Strandhotel, auf Kaution, versteht sich.
Bald darauf sitzt Honorata am PC der Härtlings, an dem sie sonst Karstens elektronische Post erledigt, und produziert sich ein Papier, das sie als Anwältin von ‚Safety First’, Karstens Firma, ausweist. Damit kann es sofort losgehen. Zwischendurch bemüht sie sich ein ums andere Mal, Majorie zu erreichen, um sie auf die Aufenthaltsorte der beiden Verhafteten anzusetzen. Doch nie nimmt jemand ab.
Gegen fünf beginnt es draußen in Strömen zu gießen. Minuten später rauschen bereits Sturzbäche durch die Gassen. Das Haus der Härtlings liegt an einem unbefestigten Sandweg, der immer als Erster überspült wird. Von Sekunde zu Sekunde wird es schwerer, die Hauptstraße zu erreichen, auf der die daladalas in die Stadt verkehren. Und der Ausweis, mit dem Honorata die Polizei zu beeindrucken gedenkt, ist noch nicht wasserfest. „Scheiße!“, flucht sie vor sich hin, als zum dritten Mal der Strom ausfällt. Zwar dauert es nie lange, doch jedesmal muss sie das Laminiergerät neu starten und aufwärmen, das das Papier einschweißen soll. Irgendwann wird ihr klar, dass sie nicht vor Morgen früh ins Polizeipräsidium wird stürmen können. Alles andere wäre doch arg unglaubwürdig: Eine völlig durchnässte Anwältin mit aufgelösten Papieren, die nach einem verhafteten Niemand aus Moshi fragt ... Nirgendwo sonst aber lassen sich bis dahin Informationen über Hannes Fall bekommen, oder?
Wie von selbst gleiten ihre Finger über die Tastatur und Karstens Firefox. Vielleicht stand ja in der Presse was? „The East African“, die renommierte Wochenzeitung, wirbt doch gerade mal wieder dafür, dass ihre Seiten auch im Internet zu lesen wären. „Mit Volltext-Recherche und immer noch kostenlos!“ Wenig später hat Honorata das Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe vor sich. „Von heute!“, freut sie sich. Für Seite siebzehn wird ein Artikel über den „Tod eines muzungu “ angekündigt. Sekundenschnell holt sie sich den Text auf den Bildschirm. Tatsächlich handelt es sich um den Fall Schütte. Hauptthese des Artikels, den ein Hussein Merere verfasst hat: Superintendent Makaïdi verschleppe die Ermittlungen absichtlich, um länger abzukassieren, ein alltäglicher Skandal. Natürlich schreibt Merere das nur zwischen den Zeilen. Als Beleg führt er an, dass es mehr als zwei Wochen nach dem Fund der Leiche noch immer kein offizielles
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