Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Statement über die Todesursache gebe. „Wo in aller Welt – wenn nicht gerade in Dar es Salaam unter Federführung eines Superintendent Makaïdi – dauern Obduktionen vierzehn Tage?“, fragt der Journalist. Es könnte ja schließlich sogar sein, dass überhaupt kein Fremdverschulden vorliege. Und der bekannte Superintendent von der Mordkommission gar nicht länger zuständig wäre ...
Honorata reagiert wie elektrisiert auf den Artikel. Augenblicklich weiß sie, wie sie vorzugehen hat. „Polizei nach Doktor fragen“, notiert sie sich. Doch heute lässt sich nichts mehr tun. Selbst wenn es ihr in absehbarer Zeit glückte, halbwegs trockenen Fußes in die Stadt zu gelangen, würde sie dort niemand Relevanten mehr antreffen. Auch telefonisch: keine Chance.
Noch einmal versucht sie, Majorie zu erreichen. Diesmal ist die Freundin schon nach dem ersten Klingeln am Apparat. „ Safety First, department of translations. What can I do for You? “
Wie immer erkennt Honorata sie sofort an der Stimme. „Majorie? Hier Honorata. Es tut mir ja so leid ...“, setzt sie gerade an, als Hannes Liebhaberin sie bereits unterbricht. „Er sitzt im Knast, ich weiß.“
„Wie? Du weißt schon? Ach, Karsten, klar ...“
„Ja, ich bin hier schon die ganze Zeit am Rumtelefonieren, von einem unserer Kontaktleute zum nächsten. Sogar den Halunken Salmin Kolimba hab ich schon kontaktiert. Stell dir vor: Der hatte unseren Hannes als Kurier nach Zanzibar geschickt! Ging aber gut ... Ganz nützlich, in einer solchen Situation bei ‚Safety First’ zu arbeiten. Auch, dass unsere Muttersprache Swahili und nicht Englisch ist. Das schafft doch gleich Vertrauen ...“
„Und? Weißt Du schon, wo Hannes schmort?“
„Noch nicht genau. Wahrscheinlich im Zentralgefängnis. Aber wo dort – Karsten sagt, das sei ein riesiges Gelände mit unzähligen Trakten, Sicherheitsschleusen und Kontrollbereichen –, hat mir noch niemand bestätigen können. Spätestens morgen früh weiß ich’s, bis dahin haben sich auch die letzten Informanten zurückgemeldet.“
Honorata fällt ein Stein vom Herzen: Karsten hatte also ebenfalls sofort gehandelt und Majorie auf Hannes angesetzt. Hätte es ihr ja ruhig schnell sagen können! Jetzt arbeiten sie schon zu zweit an Hannes Rettung, da fällt untätiges Warten bis Morgen nicht mehr ganz so schwer. Als könne es die Zeit verkürzen, bittet sie ihre Freundin, am Abend zu ihr zu kommen. „Sag Karsten, er soll dich mitnehmen.“
Als Karsten Härtling am Abend mit Majorie nach Hause kommt, sitzen seine Frau Anna und Honorata bereits auf der Terrasse. Längst hat es wieder aufgehört zu regnen, vom Meer weht eine leichte, beinahe kühle Brise. Die Nacht ist lau und unpassend friedlich. Außer Karstens Nachricht, dass sich am Nachmittag auch ein Sekretär zur Lippe aus der deutschen Botschaft an ‚Safety First’ gewandt habe mit der Bitte, Petermann ausfindig zu machen, bringt sie keine Neuigkeiten mehr.
„Wieso ist die Botschaft nicht direkt zur Polizei gegangen?“, hatte Honorata vor dem Zubettgehen noch wissen wollen. „Vielleicht sind sie da auf noch teureres Granit gestoßen“, mutmaßte Karsten Härtling.
Am nächsten Morgen verabreden sich Majorie und Honorata zum frühen Mittagessen vor der City Hall. Auch Anna Härtling will sich heute an den Nachforschungen beteiligen und kündigt an, dazuzustoßen. Sie will über ihre Bekannte Sabine Kortweit in Erfahrung bringen, ob Archivdirektor Roh vielleicht irgendetwas von der Suche nach Schüttes Schatz weiß und eventuell was zu Hannes Entlastung beitragen kann.
Als sich die drei kurz nach zwölf treffen, sind die meisten Fragen geklärt. Den Anfang macht Majorie:
„Hannes sitzt im Zentralgefängnis, Block C. Das ist der Block für Langzeitknackis, da gehört kein Untersuchungshäftling hin. War wohl eher ein Versehen der Verwaltung. Dort an ihn ranzukommen, wird schwierig, er muss da so schnell wie möglich wieder raus“, berichtet sie. „Da kriegt man weder Flohpulver noch eine Nachricht so leicht rein. Spätestens Montag aber, wenn einer unserer Kontaktbullen dort Dienst hat, können wir Hannes erreichen und versorgen. Bis dahin hält er hoffentlich durch.“
„So weit, so schlecht“, kommentiert Anna Härtling. „Von meiner Freundin hab ich erfahren, dass dieser Roh seit Tagen nicht zum Dienst erschienen ist. Die davon wissen, nehmen an, das hänge irgendwie mit dessen Aids zusammen.“ Auch diese Erzählung weckt nicht gerade
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