Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Mtwara, der Typ.“
„Und? Weißt du warum? Was heißt das für unser Unternehmen?“ Honorata wie sie leibt und lebt: nicht etwa bewundernd, wie ich es denn wohl angestellt habe, Petermann so schnell zu finden, sondern einfach geschäftig: „Du fährst natürlich mit, nicht wahr?“
„Ja, klar. Allerdings fehlen mir dafür noch ein paar Mittel.“
„Wie das? Du hast doch Geld gemacht, seit du hier bist, hast du selbst erzählt.“
„Das reicht mal gerade für meinen Anteil. Du schuldest mir zwei Drittel aller Ausgaben, schon vergessen?“ Majories Anwesenheit beflügelt mich zum forschen Ton.
„Welcher Ausgaben, bitte?“
„Na ja, tausend pro Nacht fürs Bett, tausend pro Tag für daladalas, zweitausend fürs Essen, plus fünf, sechs Tausender Schmiergeld – das ist das Mindeste. Macht zusammen, nur für die letzten fünf Tage, schon mal 25.000 Shilling pure Spesen.“
„24.500 maximal, um genau zu sein. Abzüglich der ersten beiden Nächte, die war’n ja wohl umsonst. Okay, vom Rest übernehmen Sarah und ich unseren Anteil. Lass mich überschlagen – 15.000 Shilling, sollst du haben.“
Kopfrechnen konnte Honorata schon immer besser als ich. Doch noch bin ich mit meinen Forderungen nicht am Ende. „Na ja, und den doppelten Betrag noch mal für die Tour in den Süden plus 500 Prozent Übernachtungs-Aufschlag – dort kennen wir ja niemand! – und 50.000 Shilling Fahrtkosten. Das reicht dann für zehn Tage und die Rückfahrt.“
„Neffe, seit wann tust du so, als ob du rechnen kannst? Im Süden ist das Leben doch höchstens halb so teuer wie hier in der Stadt, macht – großzügig aufgestockt – 60.000 für zehn Tage. Außerdem kostet das Ticket nach Mtwara mal gerade 25.000 Shilling, also kommst du inklusive Rückfahrt auf dem Landweg mit höchstens vierzigtausend aus. Unser Anteil an den Reisespesen beträgt demnach zwei Drittel von 100.000.“
„In Ordnung, macht 70.000 Shilling cash auf die Kralle, hier und jetzt.“
Honni nickt kurz zu Majorie, die aufsteht und nach einer Minute mit einem Bündel Scheinen zurück ist. Meine Tante zückt ihr berüchtigtes Vokabelheft, trägt die Summe ein und drückt mir 92.000 Shilling in die Hand: „66.670 plus 15.000 Altlasten und – damit wir in Verbindung bleiben – als Aktivposten sozusagen noch mal 10.000, damit lädst du dir airtime . Aber nur, weil ich heute Mittag manch Neues für uns erfuhr.“
„Wie bitte?“ Das kurze Nachzählen empört mich: „Was hast du denn rausgekriegt, so kurz nach deiner Rückkehr, das 3.000 Shilling Abzug wert wär’?“
„Lieber Neffe, ausgezahlt habe ich dir immer noch fast 500 Shilling zuviel, nicht 3.000 zu wenig. Aber Schwamm drüber.“
Meine Hochstimmung kriegt allmählich einen Knacks. Wie soll ich mit dem bisschen Geld im Süden bloß überleben? Man braucht doch schließlich auch Reserven!
Für meine Tante aber, die ehrenwerte Honorata, ist das Thema abgehakt. Sattdessen beginnt zu berichten: Ihre Chefin Anna habe ihr heute Nachmittag von einem Anruf erzählt, den sie von Sabine Kortweit, der Historikerin bei Singai Roh, erhalten habe. Darin hatte Rohs Historikerin recht aufgeregt von einem Deutschen erzählt, der überraschend im Archiv aufgetaucht sei.
„Doch nicht etwa unser Petermann?“
„Doch. Die Kortweit und er kennen sich, sind ja beide Deutsche. Und der Archivdirektor, dieser Roh, hat Petermann, anders als dich, nicht persönlich empfangen. Der muzungu hat die Kopie einer Karte abgeholt, die ein anderer, offenbar unser Schutte aus Moshi, Tage zuvor bei Rohs Sekretärin bestellt hatte. Das weiß die Kortweit von der Sekretärin.“
„Hat die Deutsche die Karte gesehen?“
„Weiß ich nicht. Auf jeden Fall wollte sie Petermann später noch einmal treffen.“
„Im ‚Silver Sands’, wie ich vermute.“
„Hannes, steckt in dir wirklich sowas wie ein Detektiv?“
„Na ja, das hab eben ich heute herausbekommen.“
„Klasse. Dabei gewesen bist du aber nicht?“
„Nein ...“
„Hast die beiden nicht ein wenig abgehört? Hannes, so wirst du's nie zu etwas bringen ... Nur eins noch: Die Historikerin vermutet, dass Direktor Roh an der Karte genau wie Petermann mehr als nur akademisches Interesse hat. Kurz nach Petermanns Besuch hat Singai Roh seine Sekretärin fürchterlich auseinandergenommen. Wollte unbedingt wissen, um was für eine Karte es sich gehandelt hat, die sie für die wazungu kopieren sollte. Scheint um die Landschaft rund um Njinjo am Matandu zu
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