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Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition)

Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition)

Titel: Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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wahren Grund für ihren Gemütszustand erkannt hatte.
    Was würde Friedrich Dierks sagen, wenn er wüsste, dass seine Tochter einen Mörder fangen wollte?
     
    Boysen wollte sich bereits auf den Weg nach Blankenese machen, als ein Constabler auf ihn zu eilte.
    »Endlich finde ich Sie, Offiziant Boysen! Sie sollen sofort auf die Brooktorwache kommen. Es gibt einen neuen Hinweis zu den Dirnenmorden!«
    Boysen spuckte Tabaksaft auf das Straßenpflaster. Eigentlich hätte er lieber diesem Carl Lütke auf den Zahn gefühlt. Es war kein Problem gewesen, mit Hilfe des Hamburger Adressbuchs die Anschrift des Mannes im vornehmen Stadtteil Blankenese zu ermitteln. Aber Boysen konnte nicht beurteilen, ob die andere Information etwas taugte. Schließlich musste er den Mörder so schnell wie möglich erwischen. Also eilte er an der Seite seines Untergebenen zur Brooktorwache.
    Offiziant Lohmann von der Frühschicht erwartete ihn bereits.
    »Einer unserer Spitzel hat was aufgeschnappt, drüben in der Kneipe Zur letzten Heuer . Ein Stauervize namens Borsig hat sich über einen Kedelklopper beklagt. Er soll gesagt haben, der Kerl hätte ständig ein blutiges Messer in der Tasche. Und Weiber würde er hassen wie die Pest.«
    Boysen zündete sich nachdenklich eine Zigarette an. Das Constabler Corps war auf Zuträger angewiesen, die in den Hafenkneipen und auf den Märkten Hamburgs die Ohren aufsperrten. Oftmals waren die Informationen der Spitzel allerdings mit Vorsicht zu genießen; hauptsächlich dienten ihre Hinweise dazu, die Revolutionäre und Aufrührer in Schach zu halten. Es kam eher selten vor, dass sie zur Aufklärung eines Tötungsdeliktes beitragen konnten. Aber das wusste man natürlich nicht, bevor man ihren Hinweisen nachgegangen war.
    Offiziant Lohmann schob Boysen den Zettel hinüber, auf dem die Einzelheiten niedergeschrieben waren. Boysen nickte, schob das Papier in seine Tasche und machte sich wieder auf den Weg.
     
    Der Hafen war eine Stadt für sich. Boysen setzte am Sandtorkai mit einer Dampfbarkasse auf das südliche Elbufer über. Dort, am Köhlfleet von Finkenwerder, lag die »Princess of Naples« vertäut. Auf ihr arbeitete der Stauervize Borsig. So lautete jedenfalls Boysens Information.
    Die eiserne schwarze Bordwand ragte himmelhoch vor dem Offizianten auf. Boysen sprang auf die hölzerne Gangway und enterte den schmalen Steg zum Achterdeck hinauf. Der Zweite Offizier war bei der Bordwache. Er blinzelte nervös, als er die Polizeiuniform erblickte. Jede Verzögerung in den Arbeitsabläufen bedeutete für die Reederei längere Liegezeiten und dadurch geringeren Gewinn. Aber das war Boysen herzlich egal. Er fragte sich zu Borsig durch.
    Wie eine willenlose Sklavenarmee bewegten sich hunderte von Schauermännern gebeugt unter der Last der Kaffeesäcke auf ihren Rücken. Der Duft des importierten Genussmittels reizte Boysens Geschmacksnerven. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen und er dachte daran, sich gelegentlich mal wieder eine Tasse Bohnenkaffee zu leisten. Der ewige Muckefuck auf der Polizeiwache hing ihm zum Hals heraus.
    Der Offiziant entdeckte den Stauervize. Der untersetzte spitzbäuchige Borsig war mit einer Seemannshose und einem Unterhemd bekleidet. Wie ein schmuddeliger Feldherr regierte er seine Truppen, indem er auf einer Seilwinde thronte.
    Borsig warf Boysen einen unwirschen Blick zu, als dieser sich ihm näherte.
    »Was wollen denn die Udels von mir? Ich hab' nix gemacht.«
    »Schön für dich.« Boysen spuckte Tabaksaft auf die Decksplatten, während er den Stauervize nicht aus den Augen ließ. »Es soll hier einen Kedelklopper mit blutigem Messer geben.«
    »Davon weiß ich nix«, erwiderte Borsig und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wenn du nix weißt, warum sabbelst du dann über den Kerl?«
    »Was soll ich gesabbelt haben?«, lautete die Gegenfrage.
    »Man hört so allerlei«, sagte Boysen.
    »Ich muss arbeiten.«
    Mit diesen Worten wandte sich der Stauervize ab. Aber der Offiziant packte ihn an der Schulter.
    »Wir sind hier nicht beim Kaffeeklatsch, Borsig! Ich ermittle wegen Mord oder Totschlag. Und wenn du den Täter deckst, dann hängst du mit drin.«
    Die Drohung wirkte. Der Stauervize warf Boysen einen Blick zu, der halb furchtsam und halb hasserfüllt war.
    »Der Kedelklopper heißt Pjotr«, knurrte er. »Wir nennen ihn nur den verrückten Russen.«
    »So, so.« Boysen machte sich eine Notiz. »Und wo finde ich ihn, den verrückten Russen?«
    Borsig zögerte einen

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