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Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition)

Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition)

Titel: Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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einen Regimentskameraden bei einem Ehrenhändel im Duell getötet hatte. Aber es ließ sich nicht leugnen, dass sein Einkommen als Detektiv ungefähr das Zehnfache seines früheren Solds betrug.
    Der Ermittler eilte zunächst in seine Wohnung in Eimsbüttel und zog sich um. Wenn er in das Milieu von Hafengesindel und Kleinganoven eintauchte, warf er sich stets in eine Art Räuberzivil: schäbige Tweedjacke, Cordhose, Seemannsstiefel, rotes Halstuch und Schlägermütze.
    In diesem Aufzug machte er sich auf den Weg nach St. Pauli. Es ging schon auf Mitternacht zu, als Wallmann die Pieselei »Zum einbeinigen Lotsen« betrat. Die Luft war graublau vom Feinschnitt-Tabak der vielen Shagpfeifen und der billigen Zigarren. Die meisten Gäste hatten schon reichlich Schlagseite, aber niemand traute sich, den Detektiv dumm anzureden. Wallmann war nämlich fast einen Kopf größer als die meisten Anwesenden. Außerdem reichte ein Blick in sein hartes Gesicht, um zu erkennen, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war. Er bestellte ein Lütt un Lütt. Als er die beiden Gläser erhielt, entdeckte er einen seiner Kontaktmänner. Der alte Stimmungssänger Rabenklau hockte stark angetrunken in einer Ecke. Wallmann ging zu ihm hinüber und schlug ihm freundschaftlich auf den linken Oberschenkel.
    »Aufwachen, Rabenklau! Noch ist die Nacht nicht zu Ende!«
    »Waaa?« Der Graubart mit der Seemannsmütze zuckte zusammen. Aber dann erkannte er den Detektiv. »Ach, du bist es, Wallmann.«
    »Wer denn sonst? Vielleicht Seine Majestät, der Kaiser?«
    Der ehemalige Offizier lachte über seinen eigenen Witz und fischte einen Fünf-Reichsmark-Schein aus der Jacke. Er hielt die Banknote so, dass nur Rabenklau sie sehen konnte. In einer Kneipe wie dieser bekam man schon für weniger Geld ein Messer zwischen die Rippen. Wallmann fürchtete sich zwar nicht, aber er wollte keinen Streit, sondern Ergebnisse.
    »Was willst du wissen?«, fragte Rabenklau. Trotz seiner Trunkenheit war die Gier in ihm erwacht. Er musste sich mehrere Tage lang mit Shantys die Kehle heiser singen, um so viel Geld zusammenzubekommen.
    Wallmann grinste, zündete sich eine Zigarre an und rückte näher an den alten Stimmungssänger. Er beschrieb ihm genau, wie Carl Lütke aussah. Der Detektiv hatte sich vom Vater des Verschwundenen eine genaue Beschreibung geben lassen. Eine photographische Aufnahme von Carl Lütke hatte Wallmann zwar ansehen, aber nicht mitnehmen dürfen. Der ehemalige Offizier respektierte natürlich diesen Wunsch seines gut zahlenden Auftraggebers. Theodor Lütke war ein vorsichtiger Herr, das hatte der Detektiv schnell erkannt.
    »Ich muss diesen jungen Mann unbedingt finden«, sagte er abschließend zu Rabenklau. Wallmann war sich darüber im Klaren, dass der alte Stimmungssänger ziemlich betrunken war. Doch Rabenklau hatte sich in der Vergangenheit schon oft als wertvoller Informant erwiesen, der trotz Trunkenheit nützliche Hinweise geben konnte. Der Alte sog an seiner kurzen Shagpfeife und ließ den Feinschnitt-Tabak im Pfeifenkopf glühen. Offenbar dachte er angestrengt nach, ohne sich vom Gröhlen und Singen der übrigen Gäste irritieren zu lassen.
    »Ich kenn' den Bengel.« Rabenklau sprach halblaut, wie zu sich selbst. »Er verkleidet sich als Schauermann, wenn er sich hier herumtreibt. Aber mir macht man nichts vor. Er hat kleine gepflegte Hände, mit gefeilten Fingernägeln, wie ein Weibsstück. Solche zarten Finger hat kein Schauermann.«
    Rabenklau lachte meckernd, und der Detektiv rang sich ebenfalls ein Grinsen ab. Wallmanns Puls beschleunigte sich, das Jagdfieber hatte ihn gepackt.
    »Wo kann ich ihn finden?«, hakte Wallmann nach.
    »Ist schon ein paar Tage her, dass der Knabe mit den Frauenhänden hier aufgetaucht ist. Ich glaube, er hat ein Zimmer bei einem Pfandleiher am Pinnasberg. Habe mal aufgeschnappt, wie er eine Deern dorthin abschleppen wollte. Die war so besoffen, dass sie kaum noch gehen konnte. Und er meinte, es wäre nicht weit bis zu ihm. Weil er eben diese Bude am Pinnasberg hat.«
    Der Detektiv nickte. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich ein Bürgersohn aus den besseren Kreisen einen festen Unterschlupf für seine Liebesabenteuer auf St. Pauli mietete. Manche von den jungen Hengsten bevorzugten die verschwiegenen Stundenhotels. Aber wer sich wie Carl Lütke tage- und nächtelang im Vergnügungsviertel herumtrieb, war zweifellos mit einer dortigen Deckadresse besser bedient.
    Wallmann versuchte, Rabenklau noch weitere

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