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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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getan hätte», gab sie lächelnd zu, «weil Aubrey immer die gleichen Interessen verfolgte wie ich - bis jetzt.»
«Obwohl er nur einen einzigen Monat verlieren würde, überläßt er Sie ungerührt Ihrem Schicksal?» rief Arbuthnot verwundert aus.
«So ist er nun einmal», entgegnete sie trocken.
«Aber Sie begeben sich in Gefahr», protestierte er.
Lässig schnippte sie die Asche von ihrer Zigarette. «Da bin ich anderer Meinung. Und ich verstehe nicht, warum sich alle so darüber aufregen, wo doch zahlreiche Frauen ein viel wilderes Terrain bereist haben als diese Wüste.»
Er musterte sie prüfend. Offenbar wußte sie nicht, worin die Gefahr dieser Reise lag - in ihrer Jugend und Schönheit. Doch er entschied sich für ein unverfänglicheres Argument: «Offenbar sind zwischen einigen Wüstenstämmen Unruhen ausgebrochen», sagte er eindringlich. «Neuerdings kursieren beängstigende Gerüchte.»
Sie tat das mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. «Ach, so was behaupten die Leute immer, wenn sie einem Steine in den Weg legen wollen», seufzte sie ungeduldig. «Diesen Unsinn haben mir diverse Beamte auch schon erzählt. Als ich nach Fakten fragte, drucksten sie verlegen herum. Ich fragte, ob sie befugt wären, mich zurückzuhalten, und sie gestanden, dazu hätten sie kein Recht, empfahlen mir aber, auf die Reise zu verzichten. Da erklärte ich ihnen, nichts könne mich von meinem Entschluß abbringen - es sei denn, die französische Regierung würde mich festnehmen. Warum sollte ich die Expedition abblasen? Ich fürchte mich nicht. Und es besteht auch gar kein Grund zur Sorge. Von diesen Gerüchten über die Unruhen glaube ich kein Wort. Die Araber sind doch immer rastlos und ständig unterwegs. Außerdem habe ich einen tüchtigen Karawanenführer engagiert, für den sogar die Behörden bürgen, und ich bin bewaffnet. Ich kann sehr gut für mich selber sorgen und bin eine gute Schützin und gewöhnt, im Freien zu kampieren. Allzuweit werde ich ohnehin nicht ins Wüstengebiet vordringen, weil ich Aubrey versprochen habe, am Monatsende in Oran zu sein.»
Ein eigensinniger Unterton schwang in ihrer Stimme mit. Als sie verstummte, saß Arbuthnot schweigend neben ihr - voller Besorgnis, gefangen von ihrer Schönheit, gepeinigt von dem Verlangen, ihr seine Gefühle zu gestehen. Plötzlich wandte er sich zu ihr, blaß und verzweifelt. «Bitte, Miss Mayo - Diana, verschieben Sie diese Expedition und erlauben Sie mir, Sie zu begleiten. Ich liebe Sie. Und es ist mein sehnlichster Wunsch, Sie zu heiraten. Sicher bleibe ich nicht für alle Zeiten ein mittelloser Unteroffizier. Eines Tages würde ich Ihnen eine Position bieten, die Ihrer würdig wäre. Wir sind schon lange gute Freunde, und Sie wissen alles über mich. Mein ganzes Leben will ich Ihnen weihen, um Sie glücklich zu machen. Für mich hat sich die Welt verändert, seit ich Ihnen zum erstenmal begegnet bin. Tag und Nacht denke ich nur an Sie. Ich liebe Sie, ich begehre Sie. Mein Gott, Diana! Eine Frau, die so schön ist wie Sie, kann einen Mann zum Wahnsinn treiben.»
«Genügt es einem Mann, wenn seine Frau einfach nur schön ist?» fragte sie in kühler Verwunderung. «Ein klarer Verstand und ein gesunder Körper erscheinen mir viel wichtiger.»
«Aber wenn eine Frau alle drei Vorzüge besitzt, so wie Sie, Diana ...» flüsterte er leidenschaftlich und ergriff die schmale Hand, die in ihrem Schoß lag.
Energisch riß sie sich los, mit einer Kraft, die man den zarten Fingern nicht zugetraut hätte. «Bitte, hören Sie auf! Tut mir leid. Wir waren gute Freunde, und ich dachte niemals, Sie würden mehr erhoffen und mich lieben. Das verstehe ich nicht. Als der Allmächtige mich erschuf, versäumte er, mir ein Herz zu schenken. Noch nie in meinem Leben habe ich einen Menschen geliebt. Mein Bruder und ich kommen miteinander aus, tiefere Gefühle verbinden uns nicht. Überrascht Sie das? Versetzen Sie sich doch in Aubreys Lage! Ein Neunzehnjähriger, von Natur aus kühl und reserviert, muß plötzlich für seine kleine Schwester sorgen - eine unwillkommene und völlig unerwartete Pflicht. Wie sollte er mir da Liebe entgegenbringen? Die wollte ich gar nicht, da ich mit dem gleichen kalten Wesen auf die Welt kam wie er. Er ließ mich wie einen Jungen aufwachsen, und diese Erziehung härtete mich ab. Aus meinem Leben wurden alle wärmeren Empfindungen verbannt. Was sie bedeuten, weiß ich nicht. Und ich will es auch nicht herausfinden. Ich bin sehr zufrieden mit meinem

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