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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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entweicht. Der Kühlergrill an Cabots Wagen erbebte. Die Scheinwerferumrandungen klapperten.
    Cabot schaute sich nach dem Krach um. Als er sich wieder mir zuwandte, hob er seinen Stock sogar noch höher, bis die Spitze weniger als drei Zentimeter von meiner Nase entfernt war. Ich behielt sie schielend im Auge. Ich war gefangen. Wie einer von Elmer Manns Heringen.
    »Soll ich den Sheriff rufen, Mr Cabot?«, rief der Hausdrachen von seinem sicheren Posten auf der Veranda.
    »Nein, Daddy, nicht!«, schrie Sarah Jane, sprang über herumliegende Zaunpfähle, schob den Stock ihres Vaters beiseite und trat zwischen uns.
    »Das hier geht dich nichts an, Sarah Jane. Ab ins Haus!«
    »Und ob mich das was angeht!«, antwortete sie und schob sich die langen Haare aus dem Gesicht. »Nichts von dem hier ist Ledgers Schuld. Es ist … meine Schuld!«
    Cabot zuckte am ganzen Körper. Er machte unwillkürlich einen Schritt zurück, und plötzlich stand ihm Panik im Gesicht.
    Ich trat, genauso überrascht, ebenfalls einen Schritt zurück.
    »Was sagst du?«, fragten Cabot und ich wie aus einem Mund. 
    »Ich sage, dass es meine Schuld ist!« SJ machte sich lang und reckte ihr Kinn hoch. »Ich hab den Zaun umgehauen, Daddy! Ich … ich hab geheime Zauberkräfte, die Sachen kaputt machen. Ich schaue mir einfach irgendwas an, und es zerfällt in tausend Stücke. So zum Beispiel … guck!«
    Mr Cabot drehte sich zu seinem Lincoln um, als Sarah Jane ihre Arme in dessen Richtung schwenkte.
    »KRA-WUMM!«, rief sie und stieß dazu ihre Finger durch die Luft. Es passierte natürlich rein gar nichts. Sarah Jane holte tief Luft, als wollte sie es noch einmal versuchen. Nur dass sie mir diesmal, als sie KRA-WUMM! rief, mit dem Absatz auf den Fuß stampfte.
    Ich unterdrückte einen Aufschrei, als sie meine Zehen zerquetschte, konnte aber nicht verhindern, dass der Schmerz meinen Schimmer auslöste – worauf sie spekuliert hatte. Weniger als eine Sekunde nach Sarah Janes zweitem KRA-WUMM knallte der vordere Kotflügel des Lincoln scheppernd auf die Straße, die Autoantenne schnellte wie ein Pfeil gen Himmel und Mr Cabot duckte sich, um der Radkappe auszuweichen, die auf seinen Kopf zuflog.
    »Siehst du, Daddy?« Sarah Jane verschränkte die Arme vor der Brust und beachtete mich nicht, obwohl ich auf einem Bein hinter ihr herumhüpfte. »Ich bin außergewöhnlich . Außergewöhnlicher als der ganze Kram in deinem Arbeitszimmer. Du hast nur nie aufgepasst! D-du hättest meine Zeitungen lesen sollen!«
    »Ich habe alle deine Zeitungen gelesen, Sarah Jane«, antwortete Mr Cabot. »Aber habe ich dir nicht verboten, den Kopierer in Willies Schnäppchenmarkt zu benutzen?« Er schaute, offenkundig verwirrt, von seinem Kotflügel zu den Zaunpfählen und dann wieder zu seiner Tochter.
    Sarah Jane erbleichte, als er den Schnäppchenmarkt erwähnte. Ihre Stimme wurde von einem Wispern zu einem Wimmern: »I-ist das der Grund, warum du Willies Laden zumachst? Weil Willie mich seinen Kopierer benutzen lässt ?«
    »Natürlich nicht!«, erwiderte ihr Vater und stellte sich kerzengerade hin. »Ich schließe ihn, weil er in meinen Besitz übergegangen ist und Willie mir Geld schuldet!«
    Sarah Jane schüttelte den Kopf.
    Cabot schaute mich an und stieß hervor: »Das hier ist deine Schuld!« Sein Gesicht wurde ganz fleckig und scheckig. Ich fühlte mich auch ganz fleckig und scheckig. Was trieb SJ denn jetzt schon wieder? Warum nahm sie die ganze Schuld auf sich, anstatt mich ihrem Vater zu übergeben wie eine Trophäe? Ihre Gedanken nachvollziehen zu wollen war, wie einem Kreisel zu folgen, der sich eine Serpentinenstraße hinabbewegt. Jedes Mal, wenn ich begriffen zu haben glaubte, wie sie tickte, änderte sie die Richtung.
    »Das ist alles deine Schuld«, wiederholte Cabot und sah mich erneut wütend an. »Deine und die deines Onkels. Du weißt gar nicht, wie sehr ich dafür gekämpft habe, dass meine Tochter nicht so eine …«
    »Es ist NICHT seine Schuld!«, kreischte Sarah Jane. Nachdem es auch noch die letzten Rot- und Violett-Schattierungen ausgeschöpft hatte, wurde Cabots Gesicht schließlich weiß. Er packte seinen Stock, starrte an Sarah Jane und auch an mir vorbei und ließ seinen Blick in der Krone des Baums über seinem Haus verharren.
    »Halt den Mund, Sarah Jane.« Mr Cabot schrie nicht mehr, aber seine Stimme verriet immer noch eine gefährliche, schwelende Wut. »Du weißt ja nicht, was du sagst.
    Du …«, sagte er dann und ließ seinen

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