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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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denen man sich ständig stößt.«
    Er lächelte, und für einen Augenblick kam es Niels so vor, als wäre er klüger als jemals zuvor, voller Weisheit und Liebe. »Ich werde jemanden bitten, dich nach Hause zu fahren«, schloss Leon. Und dann war er weg – an einem Abend wie diesem muss ten Tausende von Entschlüssen gefällt werden. Ein Abend, an dem Niels auf dem Weg nach unten war. Im freien Fall nach einem Versprechen, das er einem Menschen gegeben hatte, den es jetzt nicht mehr gab . Die Kriminaltechniker hatten ihren Leichnam abgedeckt. Einige Menschen weinten noch immer. Niels musterte die Leute auf dem Bahnsteig. Irgendwo dort unten versteckte sich derjenige, der sie zu dieser Handlung getrieben hatte. Niels hatte die Furcht in ihren Augen gesehen. Nicht Angst. Angst ist unkonkret. Furcht ist reell. Man kann sie fühlen. Wir haben Angst vor Raubtieren, Autos, dem Verkehr, Krankheiten. Angst ist etwas anderes. Man kann sie nicht fassen, sie weicht aus wie Wasser. Bei der Frau aber war alles sehr konkret gewesen: Sie hatte sich umgesehen, nach dem Tier Ausschau gehalten, das in der viel zu heißen Stadt auf sie lauerte, und es so sehr gefürchtet, dass sie lieber in den Tod gesprungen war. Niels ging zu seinem Wagen. Er wollte selbst fahren. Seine eigenen Gedanken denken. Einen Sinn in alldem finden. Er sah den Mann, als er die Autotür öffnete. Eine Silhouette. Jemand, der sich umdrehte und dann eilig den Ort des Geschehens verließ. Niels warf die Autotür zu und lief ihm nach.

8.
    Vesterbro, 23.59 Uhr
    Die Wachmacher in seinem Blut ließen die Straße ein bisschen schwanken. Wie hatte dieser Polizist ihn erkennen können? Nur weil er sich umgedreht hatte? Wie Lots Frau, als sie aus Sodom geflohen war.
    Sein Vorsprung war groß, das wusste er. Trotzdem fürchtete er das Schlimmste. Dieser Mann wirkte irgendwie besessen. Sollte er weiterlaufen oder sich irgendwo verstecken? Nein, er brauchte sein Material. Andernfalls würde ihn das entlarven. Er ging das Risiko ein und warf einen Blick nach hinten. Es war niemand da. Aber gleich würde der Mann um die Ecke biegen und ihn sehen. Die Tür ihres Hauses ging auf. Ein verdammt früher Zeitungsbote. Er nickte ihm zu und trat in den Hausflur. Lief die Treppe nach oben und hörte die Tür ins Schloss fallen.
    Ihre Wohnungstür war noch immer angelehnt. In der Küche brannte Licht. Er ging ins Wohnzimmer und packte seine Sachen zusammen. Auf dem Boden war Wasser. Vielleicht sollte er ein Fenster öffnen, damit es schneller trocknete. Nein, es kam jetzt in erster Linie darauf an, zu verschwinden. Er warf einen letzten Blick ins Wohnzimmer, schaltete das Licht aus und schloss die Tür hinter sich.
    Am Fenster des Treppenhauses wartete er im Dunkeln. Er wollte erst all die Streifenwagen und Ambulanzen vorbeifahren lassen. Plötzlich sah er ihn durch die leicht matten Scheiben unten auf der Straße. Die Bewegungen dieses Polizisten wirkten fast schon manisch. Er sah unter die Autos, suchte alles ab, blickte in alle Seitenstraßen. Dann verschwand er.
    Er blieb eine ganze Stunde im Treppenhaus stehen, bevor er das Haus verließ. Stand im Dunkeln da und dachte, wie schnell an diesem Abend alles hätte schiefgehen können. Die Müdigkeit. Sie lag die ganze Zeit auf der Lauer und wartete darauf, ihn zu überfallen. Er hastete zu seinem Auto, das er ein ganzes Stück von ihrer Wohnung entfernt geparkt hatte, und stieg ein. Es war noch immer Polizei in der Gegend. Dann ließ er den Motor an und fuhr los. Er wollte raus aus der Stadt, musste am Fælledparken aber noch einmal anhalten. Einen Moment einfach dasitzen, bevor er weiterfahren konnte. Seine Hände zitterten wegen der Stoffe in seinem Blut. Sein ganzer Körper. Er konnte die Unruhe jetzt nicht mehr im Zaum halten. Musste sein Hirn reinigen und nachdenken. Es war noch nicht vorbei, auch wenn es beim ersten Versuch nicht geklappt hatte. Das spürte er. Bestimmte Dinge musste man einfach wieder und wieder probieren. Er nahm seine Liste zur Hand. Die Liste derjenigen, die schon einmal tot gewesen waren. Lange. Und die doch zurückgeholt werden konnten. Diese Menschen hatten bewiesen, dass sie einige Minuten im Reich der Toten aushalten konnten. Sie hatten den Tod erlebt und waren mit der Nachricht zurückgekehrt, dass es dort nichts zu fürchten gab. Er strich den obersten Namen durch und blickte auf den nächsten. Die Nummer zwei auf seiner Liste: Hannah Lund.

MONTAG

9.
    Bispebjerg-Klinik – Zentrum für Kinder- und

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