Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
Kinderschuhen. Aber wenn man die beiden Stoffe zum Öffnen auseinanderriss, entstand ein durchdringender, charakteristischer Laut.
Als sie ihn in der Küche hörte, riss sie die letzte Fessel auf und stand auf. Sie stieß mit dem Fuß gegen etwas, als sie zur Tür taumelte. Ein Buch? Es rutschte bis ins Schlafzimmer. Die Tür ging auf, und er stand direkt vor ihr. Perplex.
»Aber das hier muss doch gar nicht übel enden«, sagte er, wo bei sie deutlich die Nervosität in seiner Stimme hörte. Als er zu seiner schwarzen Tasche mit all den Spritzen und Betäubungsmitteln schaute, stürmte sie zur Wohnungstür. Er versuchte, sie zu packen, aber sie schlug wild um sich und traf ihn.
»Nein!«
Er fasste sich an den Kopf, hatte die andere Hand aber um ihr Handgelenk gelegt und sah zu seiner Tasche. Ja, ohne kommst du nicht zurecht, dachte sie. Und tatsächlich ließ er sie los. Sie stürzte zur Tür, um dann aber festzustellen, dass sie mit einem Zahlenschloss verriegelt war, das sie verzweifelt zu öffnen versuchte.
»Hilfe!«, schrie sie, aber ihre Stimme war geschwächt.
Er stand im Wohnzimmer, nur wenige Meter entfernt, und bereitete mit professioneller Geschwindigkeit eine Spritze vor. Er war im gleichen Moment fertig, als sie die Kette geöffnet und die Tür aufgerissen hatte. Doch er holte sie ein, bevor sie aus der Wohnung schlüpfen konnte, und packte ihren Nacken. Sie versuchte noch einmal, um Hilfe zu schreien, aber seine breite Hand hielt ihren Kiefer, während er ihr irgendwo zwischen Hals und Schulter das Betäubungsmittel spritzte. Es tat weh. Vielleicht fand ihr Körper deshalb die Kraft, sich zu einem letzten Protest aufzubäumen: Mit beiden Armen schlug sie nach hinten und traf irgendetwas. Vielleicht war das sein Kopf, denn er ließ sie erneut los. Sie öffnete die Tür, taumelte die Treppe nach unten und klopfte an eine Tür.
»Helfen Sie mir!«
Sie hörte ihn hinter sich. Ohne sich umzublicken, lief sie die Treppe weiter nach unten. Sie war schneller als er, das wusste sie, andererseits spürte sie bereits das betäubende, halluzinogene Mittel, mit dem er ihren Körper verunreinigt hatte. Seine schweren Schritte, die sie hinter sich hörte, gaben ihr die Kraft, die Haustür aufzureißen und auf den Bürgersteig zu laufen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie keine Kleider trug, nicht einmal Unterwäsche. Die vergeudete Sekunde reichte ihm, um sie einzuholen. Dicht hinter sich hörte sie seine Stimme:
»Ich tu dir doch nichts«, sagte er. »Du kannst doch so nicht rausgehen.«
Sie rannte los, aber er hielt sie an den Haaren fest, sodass sie fiel. Sie schrie, trat nach ihm und hielt ihn etwas auf Abstand. Wo war er hin? Sie sah zu den geparkten Lastwagen hinüber. Irgendjemand rief etwas in einer fremden Sprache. Sie rappelte sich wieder auf und rannte weiter, spürte aber, wie schwer ihre Beine bereits geworden waren. Sie durfte nicht fallen, nicht nach geben, das wäre fatal. Dann hätte er sie, würde sie zurück in die Wohnung tragen und den Leuten weismachen, dass alles in Ordnung war und er schon allein zurechtkam.
»Heh, Darling, hast du nicht was vergessen?«
Jemand lachte. Sie wusste, dass er irgendwo hinter ihr war und nur darauf wartete, dass die Betäubung wirkte. Die Menschen trauten ihm. Auch sie hatte ihm vertraut, ihn als »wirklich netten Menschen« eingestuft. Er hätte sie zu allem nur Erdenklichen überreden können.
»Pass auf, du geile Schlampe, und zieh dir was über!«
Sie musste langsamer laufen. Das rote Licht an der Kreuzung hob wie ein Flugzeug in Kastrup ab. Nein. Das war nicht wirklich so. Das wusste sie. Auch bei den letzten Malen hatte die Be täubung mit Halluzinationen begonnen, der Boden hatte zu schwimmen angefangen, und auch die Zimmerdecke hatte sich bewegt. Sie hatte ihn bitten müssen, den Ventilator auszuschalten.
»Du wirst noch überfahren. So lass mich dir doch helfen«, rief er.
Sie drehte sich um. Ein Echo aus weiter Ferne. Einige Autos hielten am Straßenrand an. Vielleicht wegen der Wärme, dachte sie. In dieser Hitze kann doch niemand fahren. Sie schlug nach ihm und taumelte über die Straße. Sah einen Zug, der direkt durch sie hindurchfuhr. Nein, er war irgendwo unter der Brücke. Sie lachte über sich selbst, lange, und hielt sich mit zwei Fingern das linke Augenlid auf, während sie sich der Brücke näherte. Von hier aus konnte sie bis in die Ewigkeit blicken, bis nach Tåstrup und wieder zurück, sagte sie, oder vielleicht dachte
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