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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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japsen.
    »Haben wir’s ein bisschen eilig? Hoffentlich wirst du nicht verfolgt.«
    April runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte hier nicht. Die Mädchen in Chessys Schlepptau hatten dieses hinterhältige, selbstzufriedene Grinsen aufgesetzt, nach dem Motto »Wir gehören dazu, aber du nicht«.
    »Nein, nein, mir geht’s prima«, erklärte April.
    »Das freut mich sehr«, fuhr Chessy fort. »Leider geht es nicht allen so gut, stimmt’s, Mädels?«
    Chessys Möchtegern-Schlangen – ausnahmslos frisch rekrutierte Mädchen, wie April bemerkte – kicherten und folgten ihrer Anführerin den Korridor hinunter. April wandte sich zum Gehen, blieb jedoch abrupt stehen. Verdammt, verdammt, verdammt , dachte sie und kehrte um. Irgendetwas stimmte hier nicht – Doctor Death würde warten müssen. Vorsichtig öffnete April die Tür zur Toilette und blieb stehen.
    »Hallo?«, rief sie. »Ist jemand hier?«
    Keine Antwort. Gerade als sie kehrtmachen wollte, hörte sie das Rauschen der Spülung und eine der Kabinentüren ging auf. April erkannte das Mädchen, das heraustrat, kaum wieder.
    »Davina?«
    Ihr Haar war zerzaust, ihre Lippe blutete, und auf ihrem Oberarm prangte ein leuchtend violettes Mal, das sie vergeblich unter dem Riss in ihrem Blusenärmel zu verbergen versuchte.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, rief April und schloss die Tür.
    Davina trat zum Waschbecken, sichtlich um ihre Würde bemüht. »Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit«, antwortete sie, beugte sich zum Spiegel und betupfte ihre Lippe mit einem Papiertuch.
    »Eine Meinungsverschiedenheit?«, wiederholte April. Für mich sieht es eher aus, als hätten sie dich windelweich geprügelt.
    »Ich dachte, ich könnte in Ruhe zur Toilette gehen, aber sie waren offenbar anderer Meinung.«
    Mit zitternden Fingern öffnete sie ihr Schminktäschchen, wobei beinahe ihre Sachen herausfielen, und nahm ihren Kajalstift.
    »Alles in Ordnung, Vina?«, fragte April und näherte sich ihr ganz vorsichtig, als wäre sie ein Pferd, das jederzeit durchgehen konnte.
    »Mit mir?« Sie verstaute den Kajalstift in ihrem Täschchen. »Natürlich, was soll denn los sein?«
    »Sei nicht albern. Lass uns darüber reden. Was zum Teufel ist hier los?«
    Doch Davina starrte in den Spiegel, als könnte sie sich nicht überwinden, April in die Augen zu sehen.
    »Das sieht doch jeder. Offenbar gibt es hier eine temporäre Machtverschiebung.«
    Behutsam legte April ihr die Hand auf die Schulter. Davina fuhr zusammen.
    »Komm, wir reden irgendwo, wo uns keiner hören kann.«
    Davina holte zitternd Luft, dann nickte sie. »Wenn es sein muss.«
    Sie führte Davina hinaus auf den Spielplatz und zu »ihrer und Caros« Bank. Erwartungsgemäß begann der Schnitt in Davinas Lippe bereits zu heilen, sodass vermutlich bald schon nichts mehr davon zu sehen wäre. Doch im hellen Licht des Tages gab es keinen Zweifel, dass nicht nur die Auseinandersetzung mit den Schlangen Spuren auf Davinas Gesicht hinterlassen hatte. Im Vergleich zu Gabriel sah sie aus, als hätte sie sich von einem Schiffswrack an Land geschleppt. Ihre Sachen waren zerknautscht, ihr Haar ungekämmt, und was am allerschlimmsten war – ihre Handtasche passte nicht zu ihren Schuhen.
    »Es macht dir doch nichts aus, wenn ich hier sitze, oder?«, fragte Davina.
    »Nein, überhaupt nicht«, antwortete April. »Im Gegenteil. Es freut mich, dass du hier bist.«
    »Danke«, sagte Davina und blickte auf den Picknicktisch. »Es tut gut zu wissen, dass mich nicht alle hassen.«
    »Weshalb sollte dich jemand hassen?«
    Sie lachte freudlos.
    »Das ist süß von dir, aber die Antwort darauf kennen wir wohl beide. Ich glaube, so was nennt man Schadenfreude.«
    Davina lächelte, als sie sah, dass April die Brauen hob. »Lass uns den Tatsachen ins Auge blicken – es gab schon immer eine Menge Leute, die sich darauf gefreut haben, mich eines Tages auf die Nase fallen zu sehen.«
    »Aber weshalb denn?«
    Innerhalb von Sekunden schlug Davinas Selbstmitleid in Wut um.
    »Mein dämlicher kleiner Bruder ist schuld«, fauchte sie. »Wie konnte er nur so blöd sein?« Sie sah April an. »Tut mir leid, eigentlich dürfte ich so etwas nicht laut sagen, oder? Du hast weiß Gott allen Grund, ihn zu hassen.«
    »Schon gut«, wiegelte April ab. »In Wahrheit tut er mir eher leid.«
    Genauer gesagt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn getötet habe, dachte sie.
    Davina legte die Hand um Aprils Oberarm und drückte so fest zu, dass April beinahe

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