Der schlafende Engel
Übergewicht, einen rasierten Schädel und trug einen goldenen Ohrstecker. »Es sei denn, du willst unbedingt, dass ich es dir selber zeige, Schätzchen. In den Zelten ist mehr als genug Platz für dich und deine kleine Freundin, wenn du verstehst, was ich meine.«
Er sog scharf die Luft ein und hob vielsagend die Brauen.
»Träum weiter«, stieß Caro hervor. »Und jetzt hau ab, denn unsere Freundin ist dort drin, und sie scheint nicht allzu glücklich zu sein.«
Der Fettkloß trat drohend einen Schritt vor. »Kann sein, aber sie macht Cal ganz bestimmt glücklich. Und wenn er fertig ist, wird sie dasselbe mit mir tun.«
»Super, aber vorher zeige ich dir mal, wie ich dich glücklich machen kann.« Caro trat auf den Kerl zu.
»Na also, wusste ich’s doch, dass du dabei bist.« Ein Grinsen trat auf seine Züge, das jedoch erstarrte und einem Ausdruck entsetzter Verblüffung wich, als Caro mit einer abrupten Bewegung das Knie hob und geradewegs in seinen Unterleib rammte. Er kippte nach vorn und sackte stöhnend auf dem Boden zusammen.
April zog die Zeltplane zur Seite und sah Ling mit mehreren Wunden an Hals und Handgelenken auf dem Boden liegen. Ihr Kostüm war blutbefleckt und zerrissen und sie blickte April mit einer Mischung aus Angst und Entsetzen an. Calvin hatte sich über ihr aufgebaut und hob grinsend den Kopf – April war auf der Stelle klar, dass er ein Vampir war.
»N’Abend, Ladies«, sagte er. »Gibt’s ein Problem?«
»Allerdings«, antwortete April, blickte zu Ling und dann zurück zu Calvin. » Du bist das Problem.«
Calvin legte den Kopf schief. »Dich kenne ich doch, oder?«, meinte er. »Genau, du bist die aus dem Laden der Hexe, richtig?«
April blieb beinahe das Herz stehen, während ihr Millionen Fragen in den Sinn kamen. Woher wusste er das? Hatte er sie beobachtet? Kannte er Jessica?
»Ich glaube, du verwechselst mich mit jemandem«, sagte sie so lässig, wie sie nur konnte. »Mit jemandem, der Vergewaltiger toleriert.«
» Toleriert «, wiederholte er affektiert. »Komplizierte Worte für ein kleines Mädchen.«
»Wie wär’s denn mit diesem hier?«, schaltete Caro sich ein. »Verpiss dich. Ist das einfach genug für dich?«
Sie beugte sich vor und reichte Ling die Hand, doch Calvin machte einen Satz nach vorn und packte Caro bei den Haaren.
»Oh nein, Schätzchen, ich glaube nicht, dass ich mit ihr schon fertig bin«, zischte er und packte noch fester zu. »Aber wenn ich erst mal alles getan habe, was ich mit ihr tun möchte, fällt mir bestimmt noch viel mehr ein, was ich mit dir anstellen werde.«
Caro gab einen schmerzerfüllten Laut von sich.
»Hey, Calvin«, sagte April ruhig.
Als er aufsah, ließ sie die Bierflasche geradewegs auf ihn herabsausen. Mit einem befriedigenden »Fffump« traf sie auf seinem Schädel auf. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn nach hinten, wobei er Caro losließ, sich mit rudernden Armen an den Zeltplanen festklammerte und sie mit sich zu Boden riss.
»Los, Ling«, drängte April und zog das Mädchen auf die Füße. Sie hatte den dumpfen Verdacht, dass Calvins Laune wohl nicht die beste war, wenn er wieder auf die Füße kam.
»Alles in Ordnung, Caro?«, fragte sie, als Caro Lings anderen Arm ergriff.
»Ja, alles bestens«, stieß sie mit zusammengebissenen Zähne hervor und zog Ling mit sich in Richtung Haus. Doch sie kamen nicht allzu weit, denn Calvin rappelte sich hoch und baute sich vor ihnen auf. Blut sickerte aus einer Wunde an seiner Schläfe, und er hatte das Gesicht zu einem bösartigen Grinsen verzogen.
»Weg da!«, schrie April und spürte, wie die Furie in ihr zu wachsen begann. Nicht hier, nicht jetzt, warnte sie eine leise Stimme im Hinterkopf, doch sie konnte sich nicht länger beherrschen. Sie war so unglaublich wütend.
»Oh nein«, erwiderte Calvin und schüttelte den Kopf. »Calvin wird nirgendwo hingehen. Er ist durstig, deshalb braucht er etwas zu trinken.«
Ehe April etwas erwidern konnte, registrierte sie eine Bewegung zu ihrer Linken und dort, wo soeben noch der Vampir gestanden hatte, herrschte gähnende Leere.
»Gabriel!«, stieß Caro hervor, und April drehte sich gerade noch rechtzeitig nach links, um zu sehen, wie sich seine Hände um Calvins Kehle legten und er ihn hochriss.
»Du bist durstig, ja?«, fauchte er und schleuderte ihn zur Seite, sodass er mit voller Wucht auf dem Betonboden neben dem Pool aufschlug. Calvin versuchte, auf die Beine zu kommen, doch Gabriel war schneller. Innerhalb von
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