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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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Sekunden hatte er sich auf ihn gestürzt, packte ihn bei den Haaren und tauchte seinen Kopf unter Wasser.
    Inzwischen hatten die anderen Partygäste den Tumult mitbekommen und sich um die Kontrahenten geschart. »Eintauchen! Eintauchen!«, skandierten sie, ehe die Rufe erstarben, als sie sahen, dass Gabriel den Kopf des zappelnden Calvin mit aller Kraft unter Wasser hielt. Mit Armen und Beinen strampelnd, versuchte Calvin verzweifelt, sich seinem Griff zu entwinden und den Kopf aus dem Wasser zu ziehen.
    »Gabriel! Nein!«, schrie April, doch Gabriel ließ nicht locker, sondern drückte Calvin weiter unter Wasser, bis sein Strampeln allmählich schwächer wurde.
    April ließ sich auf die Knie fallen und zerrte Gabriel am Arm. »Bitte nicht«, flehte sie. »Lass ihn los.«
    Er wandte sich ihr zu, seine Miene war wie versteinert, ohne jegliche Gefühlsregung, so als tue er irgendetwas völlig Banales, wie ein Regal oder ein Waschbecken montieren. Der Vampir musste sterben, und er war derjenige, der diese Aufgabe übernehmen musste.
    »Tu’s für mich, Gabriel«, flüsterte sie. »Bitte.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte er, dann nickte er kaum merklich, zog Calvin aus dem Wasser und schleuderte ihn auf den Rasen, als wäre er ein abgegessener Apfelstrunk.
    Inzwischen herrschte Stille, nur die hämmernde Musik und die Würgelaute des Jungen auf dem Rasen waren zu hören.
    »Komm«, sagte April und nahm Gabriels Hand. »Wir sollten jetzt lieber gehen.«
    Caro nahm Ling, die inzwischen in Tränen ausgebrochen war, am Arm und folgte ihnen. Nach ein paar Metern drehte April sich noch einmal um und sah zu ihrem Entsetzen, dass Calvin sie voller Hass und Wut musterte.
    »Du verdammte Hexe!«, schrie er. »Ich weiß, wer du bist und wo du wohnst. Das hier ist noch lange nicht vorbei. Noch lange nicht.«
    Gabriel wandte sich um, doch April hielt ihn zurück. »Bitte, kannst du mich einfach nur nach Hause bringen? Ich will nur noch nach Hause.«

Sechzehntes Kapitel

    A pril stieß einen erleichterten Seufzer aus, als sich die U-Bahntüren mit einem Zischen schlossen. Erst jetzt gestattete sie sich, die Anspannung von ihr abfallen zu lassen. Bis auf eine Gruppe Mädchen in Partykleidern, die mit einer Flasche Wein am anderen Ende des Waggons abfeierten, waren sie allein.
    April erkannte ihr eigenes und – erstaunlicherweise auch – Gabriels Gesicht in der Fensterscheibe. Auf Fotos oder Videos war er nicht zu sehen, doch Spiegel schienen genauso bei ihm zu funktionieren wie bei gewöhnlichen Menschen. Normalerweise gefiel es ihr, wie die helle Deckenbeleuchtung und das leicht konkave Glas der Waggonscheiben die Wangenknochen hervortreten ließen und den Anschein erweckten, als lägen die Augen tiefer in den Höhlen, wodurch das Gesicht schmaler und irgendwie attraktiver wirkte, doch heute fand sie, dass sie wie Leichen aussahen. Vielleicht waren sie ja genau das. Leichen, die auf das Ende warteten.
    »Könnten wir jetzt darüber reden?«, fragte sie und sah Gabriel an. Seit sie aufgebrochen waren, hatte er praktisch kein Wort gesagt. Sie waren zu Caros Eltern gefahren, wo Mrs Jackson augenblicklich in den »Krisenmodus« verfallen war und heißen, gesüßten Tee, Möhrenkuchen und saubere Sachen für Ling geholt hatte, während diese sich alle Mühe gegeben hatte, sich ihr Entsetzen über die Blümchentapeten nicht anmerken zu lassen. Caros Dad hatte seine Kontakte bei der Polizei aktiviert – April hatte völlig vergessen, dass Caro ihr erzählt hatte, die Mitglieder ihrer Familie seien »entweder kriminell oder bei den Bullen« – und darum gebeten, dass sie zum Haus von Lings Eltern fuhren und den »Festivitäten« ein Ende bereiteten, ehe er Ling zurückgebracht und sich persönlich davon überzeugt hatte, dass ihr dort nichts passieren konnte. Die ganze Zeit über hatte Gabriel dagesessen, scheinbar gedankenverloren und wortlos. Selbst als sie zur U-Bahn hinuntergegangen waren, hatte er sich geweigert, mit ihr zu reden, sondern hatte ihre Fragen lediglich mit einem mürrischen Blick quittiert.
    »Was soll ich denn deiner Meinung nach sagen?«
    »Darum geht es doch gar nicht, Gabriel. Ich will einfach nur wissen, was vorhin bei Ling passiert ist.«
    »Was glaubst du denn, April? Ich habe dich beschützt.«
    »Ich bitte dich. Versuch nicht, dich damit aus der Affäre zu ziehen.« Sie wandte sich ihm zu. »Caro und ich sind wunderbar ohne dich klargekommen. Es ging um etwas völlig anderes.«
    »Dann sag du es

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