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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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hatte keine Ahnung und würde ganz bestimmt nicht fragen. Im Halbschatten der Hauswand machte sie ein eng umschlungenes Pärchen aus – was sie betraf, erübrigte sich jede Frage. Plötzlich überkam sie das dringende Bedürfnis, zu ihren Freunden zurückzukehren. Sie schlug den Weg zur Bar ein und ging ein paar Schritte weit, als Chessy plötzlich vor ihr stand.
    Sie hatte ihr langes Haar zu einem Zopf geflochten und trug ein flaschengrünes, griechisch anmutendes Kleid, das eine Schulter frei ließ. Würde ihr nicht das Gift aus sämtlichen Poren dringen, wäre sie wunderschön , dachte April.
    »Na, Miss Schulsprecherin«, sagte sie. »Was ist los? Bist du ganz allein hier, oder ist der wunderbare Gabriel bei dir?«
    »Er ist hier«, antwortete April und machte Anstalten, an ihr vorbeizutreten. »Eigentlich wollte er mir etwas zu trinken holen, deshalb sollte ich wohl …«
    Doch Chessy stellte sich ihr in den Weg.
    »Und wo ist deine kleine Freundin … Davina hieß sie, soweit ich mich erinnere.«
    »Ich glaube nicht, dass sie kommen wird«, meinte April, während ihr wieder einfiel, dass sie sich zumindest in Gegenwart der Blutsauger dem allgemeinen Davina-Bashing anschließen sollte.
    »Das wundert mich nicht«, meinte Chessy lächelnd. »Es wird wohl eine ganze Weile dauern, bis sie sich wieder in der Öffentlichkeit blicken lässt.«
    April sah abermals zur Bar hinüber, in der Hoffnung, Caro oder Gabriel zu entdecken, während sie spürte, wie Chessys Blick sie durchbohrte.
    »Wieso du, Miss Schulsprecherin?«
    »Wieso was?«
    »Wieso hat Tame ausgerechnet dich als sein neues Schoßhündchen ausgesucht? Hat er irgendwelche großen Pläne mit dir? Hast du bei ihm denselben Trick angewendet wie bei Sheldon?«
    April sah Chessy an und fragte sich, was sie wissen und damit andeuten mochte, doch ihre Miene verriet nichts als blanke Boshaftigkeit. Weshalb hatte Chessy sich mit einem Mal gegen sie gewandt? Noch vor nicht allzu langer Zeit waren sie doch gemeinsam in der Stadt gewesen, hatten sich die Nägel machen lassen und sich über alberne Scherze kaputtgelacht. Sie ist ein Vampir, vergiss das nicht , dachte April. Sie wird alles tun oder sagen, nur damit sie bekommt, was sie haben will.
    »Was für einen Trick?«, fragte sie und nippte möglichst lässig an ihrem Bier.
    »Genau das will ich von dir wissen. Genau das.«
    Chessy beugte sich so weit vor, dass sich ihre Gesichter beinahe berührten. Aprils Haut begann zu prickeln.
    »Was hast du Sheldons Meinung nach? Was wollte er von dir? Und wieso musste der arme kleine Benjamin in dieser Nacht so ausflippen? Wieso hat er versucht, dich abzufackeln?«
    April zwang sich, in Chessys kalte Augen zu blicken.
    »Weil er sich in mich verliebt hatte«, antwortete sie. »Und wer kann es ihm verdenken?«
    Chessy warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    »Du bist wirklich gut«, sagte sie und drohte April mit dem Finger. »Du bist sogar sehr gut. Ich werde mich vor dir in Acht nehmen müssen, Miss Schulsprecherin.«
    Damit wandte sie sich um und ging davon. April stieß einen erleichterten Seufzer aus. Vermutlich war es unvermeidlich, dass sie den Argwohn der Blutsauger erregte, vor allem nach dem Brand in Sheldons Haus, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass einer von ihnen so unverblümt die Sprache darauf bringen würde. Andererseits hatte Gabriel möglicherweise recht gehabt – die Vampire aus dem Konzept zu bringen, war vielleicht ihre wirksamste Waffe. Wenn Sheldon und Benjamin getötet werden konnten, waren auch sie nicht so unverwundbar, wie sie glaubten – genau diesen Gedankengang mussten sie ihnen einimpfen.
    In diesem Moment kam Caro angelaufen.
    »April, wir haben ein Problem«, sagte sie, packte sie bei der Hand und zog sie in Richtung Pool.
    »Was ist denn?«
    »Ling. Ich habe gesehen, wie sie mit einem Typen in eines der Zelte gegangen ist, und ich glaube, sie hat es ein bisschen übertrieben.«
    April sah auf den ersten Blick, was vor sich ging. Die Seitenwände der Zelte waren zurückgeklappt und wurden mit goldenen Bändern hinten gehalten – nur bei einem nicht. Es war geschlossen, und ein Junge hatte sich davor postiert, als stehe er Wache. Gedämpfte Stimmen drangen nach draußen, darunter auch Lings, die zu protestieren schien.
    Caro und April tauschten einen Blick.
    »Was ist hier los?«, wollte April wissen und baute sich vor dem Jungen auf.
    »Das geht dich überhaupt nichts an«, antwortete der Typ. Er hatte mindestens zwanzig Kilo

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