Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
Vom Netzwerk:
auf keinen Fall zeigen, wie viel du schon weißt , sagte sie sich.
    »Ich dachte, es ginge nur um Ravenwood.«
    »Ravenwoods. Plural«, korrigierte Davina. »Die Schulen sollten im ganzen Land gegründet werden. Aber offensichtlich ging es einigen nicht schnell genug.«
    »Wen meinst du? Die Geldgeber?«
    Davina schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich meine Benjamin. Er hat Sheldon vergöttert; aus denselben Gründen wie ich, nehme ich an. Sheldon hat Ben gefunden, als er sich auf dem Friedhof herumtrieb und sich von Füchsen ernährte. Füchse! Wie tief kann man eigentlich sinken?«
    »Was meinst du damit?«
    Davina verzog angewidert das Gesicht. »Findest du diese Viecher nicht auch ekelhaft? Wie Ratten mit langem Fell. Keine Ahnung, wieso, aber Vampire fanden Füchse schon immer abstoßend. Es ist ein bisschen so wie mit Blutern und Spinnen. Allein wenn ich sie sehe, kriege ich eine Gänsehaut.« Sie erschauderte. »Jedenfalls hätte Ben danach alles für den Falken getan. Absolut alles. Aber Ben war jung und ungestüm. Er wollte nicht länger warten, bis jemand ihm ein bisschen Macht verleiht, sondern wollte sie jetzt gleich haben. Wie oft haben wir uns deswegen gestritten. Aber es war sinnlos. ›Robert Sheldon sollte unser Anführer sein‹, hat er mit diesem irren Glitzern in den Augen gesagt. Ich glaube, Bens Bewunderung hat Sheldon in seinem Ehrgeiz nur noch mehr angestachelt. Und am Ende haben die beiden es mit ihrem Ehrgeiz ein bisschen übertrieben.«
    Davina blickte auf ihr leeres Glas. Mit einem Mal wirkte sie traurig und erschöpft.
    »Er fehlt mir. Ich weiß, das klingt verrückt, aber wir waren tatsächlich wie eine Familie. Natürlich keine echte, sondern ein aus vorwiegend egoistischen Gründen zusammengewürfelter Haufen, aber man kann nicht als Mutter, Vater, Bruder und Schwester zusammenleben, ohne dass eine Art Bindung entsteht. Ben war offenbar der Durchgeknallteste von uns, aber auch das, was einer Familie für mich am nächsten kam. Klingt das verrückt in deinen Ohren?«
    April schüttelte den Kopf. In vielerlei Hinsicht war es sogar absolut nachvollziehbar. Weshalb sollten die Osbournes keine Bindung zueinander entwickeln? Es gab eine Menge »richtiger« Familien, die weit weniger miteinander verband.
    »Und was jetzt?«, fragte April.
    Davina hob die Hände.
    »Sag du es mir. Kein Job, keine Familie, also alles zurück auf Anfang. Aber vorher muss ich noch etwas erledigen. Sogar mehrere Dinge.«
    »Was denn?«
    »Rache, mein Schatz. Rache. Ich lasse mich von keinem für blöd verkaufen. Die haben keine Ahnung, wie sauer ich bin.«
    »Wen meinst du? Von wem bekommt Dr. Tame seine Order?«
    Grinsend drohte Davina April mit dem Finger.
    »Versuchst du gerade, Informationen aus mir herauszulocken, April Dunne? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, was?«
    »Wieso auch nicht? Wenn die Männer, die hinter Ravenwood stehen, Angst vor Dads Recherchen hatten, muss ich davon ausgehen, dass sie ihn auf dem Gewissen haben.«
    »Stimmt«, meinte Davina achselzuckend. »Genau das ist der Grund, weshalb ich gesagt habe, dass wir auf derselben Seite stehen. Du willst herausfinden, wer deinen Vater ermordet hat, und ich will wissen, wer meine Familie zerstört hat.«
    »Der König?«
    »Du hast deine Hausaufgaben gemacht, was?« Davina lächelte schief.
    »Weißt du, wer er ist?«
    »Wenn ich es wüsste, hätte ich ihn längst getötet, glaub mir.«
    Beim Anblick ihrer Miene erschauderte April.
    »Nein, bisher hat ihn noch nie jemand gesehen«, fuhr Davina fort. »Zumindest keiner, der auf derselben Ebene ist wie ich. Allerdings gibt es allerlei Gerüchte – er gehöre dem Kabinett an, er sei der Besitzer einer Fluggesellschaft, ein Mitglied der königlichen Familie, aber eines steht fest: Obwohl er eine groß angelegte Machtergreifung durch die Vampire organisiert hat, ist es ihm gelungen, die ganze Zeit im Verborgenen zu bleiben. Ganz schön beeindruckend, was?«
    »Du bewunderst ihn.«
    Davina beugte sich vor; sie hatte die Augen zusammengekniffen, und ihre Nasenflügel bebten.
    »Nein, April Dunne, das tue ich nicht«, fauchte sie. »Ich hasse ihn für das, was er Ben und Nicholas angetan hat, und ich werde dafür sorgen, dass er dafür bezahlt. Aber man darf ihn nicht unterschätzen. Er ist schlau, einfallsreich und ein Vampir durch und durch.«
    Wieder griff sie nach dem Messer und fuhr mit dem Daumen über die Klinge.
    »Aber wenn man ihnen den Kopf abschneidet, sterben sie alle, egal ob verwandelt

Weitere Kostenlose Bücher