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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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sagte Davina. »Vampire. Wir sind Vampire. Ich bin ein Vampir. Es bringt nichts, noch länger um den heißen Brei herumzureden, oder?«
    »Aber … aber ich verstehe nicht ganz.«
    Mit einer beiläufigen Geste nahm Davina April das Messer aus der Hand und schnitt sich die Handfläche auf. April sprang so abrupt auf, dass ihr Stuhl umkippte, als dunkles Blut aus der tiefen Wunde quoll und auf die Tischplatte tropfte.
    »Oh Gott, Davina, was tust du da?«
    »Ich will dir etwas zeigen. Es ist vielleicht ein bisschen melodramatisch, tut mir leid. Könntest du mir bitte mal die Küchenrolle rübergeben?«
    Wortlos gehorchte April und sah zu, wie Davina ein Stück Küchenrolle um ihre Hand wickelte und das Blut vom Tisch abwischte.
    »Du weißt es, April«, sagte sie mit sachlicher Stimme. »Du weißt es schon seit Monaten. Wie könntest du sonst auch mit Gabriel zusammen sein? Und ich weiß, dass du und Caro versucht habt, herauszufinden, was in Ravenwood läuft.«
    Aprils Herz begann zu hämmern, vor Schreck, aber auch vor Angst. Wie viel wusste sie? Weiß sie, dass ich die Furie bin? Was würde sie als Nächstes tun? April die Kehle durchschneiden?
    »Entspann dich, Süße«, sagte Davina lächelnd. »Ich bin auf deiner Seite. Zumindest glaube ich das.«
    »Und welche Seite wäre das?«
    »Na ja, ich bin nicht sicher, aber ich gehe davon aus, dass du herausfinden willst, wer deinen Vater ermordet hat, oder nicht?«
    April nickte. »Weißt du es?«
    Davina nippte an ihrem Wein.
    »Ich fürchte, nein. In Wahrheit läuft hier seit Monaten alles aus dem Ruder. Es ist, als wären sämtliche Regeln außer Kraft gesetzt, und eine Million unterschiedlicher Splittergruppen versuchen offenbar, die Macht an sich zu reißen. Außerdem bin ich bloß eine einfache Handlangerin, deshalb erzählt mir sowieso keiner etwas. Zumindest nicht mehr.«
    Aprils Gedanken wirbelten wild durcheinander – vor ihr saß eine Vampirin, die ihr wahres Naturell enthüllte. Nicht einmal in ihren wildesten Träumen hätte April so etwas für möglich gehalten. Doch es geschah tatsächlich, und sie hatte keine Ahnung, was sie sagen, wie sie sich verhalten sollte.
    »Also bist du wirklich … tot?«
    »Nein, eigentlich nicht«, gab Davina zurück. »Eigentlich ist es ganz einfach. Eine Infektion tötet uns, regt aber gleichzeitig unseren Stoffwechsel an. Es ist, als würden wir uns ständig selbst erneuern. Deshalb hat es den Anschein, als würden wir niemals altern, und das ist auch das Geheimnis, wieso wir so etwas hier können.«
    Wie gebannt sah April zu, als Davina das Küchenpapier löste und April ihre Handfläche hinstreckte. Die Wunde hatte sich bereits geschlossen; lediglich eine dunkle aufgeworfene Narbe zeigte, wo die Haut vollends heilte.
    »Schräg, was?« Davina lächelte. »Dass du so etwas heute zu sehen bekommst, hättest du bestimmt nie im Leben gedacht, oder?«
    »Nein, wohl kaum.«
    »Wann ist der Groschen bei dir gefallen?«, wollte Davina wissen. »Was die Vampire angeht, meine ich?«
    April runzelte die Stirn. Wochen- oder gar monatelang hatte sie die Anzeichen bemerkt, den Gedanken aber jedes Mal als völlig verrückt verworfen. Selbst als ihr Vater in einer Blutlache in der Diele gelegen hatte, war sie immer noch blind gewesen.
    »Am Abend der Beerdigung meines Vater«, sagte sie. »Ich bin mit dem Messer auf Gabriel losgegangen.«
    Davinas Augen weiteten sich, dann warf sie den Kopf in den Nacken und brach in Gelächter aus.
    »Du bist mit dem Messer auf ihn losgegangen? Wo?«
    »Bei Cleopatra’s Needle.«
    »Nein, ich meine, welches Körperteil hast du getroffen?«
    Jeder andere hätte »Aber warum hast du das getan?« gefragt. April deutete auf ihren Bauch.
    »Puh, das hat bestimmt wehgetan«, meinte sie, während ihr Lächeln verblasste. April nahm an, dass sie an ihren Stiefvater denken musste. Nicholas Osbourne war kein Vampir gewesen und verfügte folglich nicht über ihre wundersame Unsterblichkeit und die Fähigkeit, seine Wunden spontan heilen zu lassen. Menschen waren anfällig.
    »Ihr seid alle so schwach«, erklärte Davina verbittert. »Verstehst du, weshalb wir euch verabscheuen? Es ist, als würde man durch eine Schafherde gehen – nichts als dumme, schwächliche Tiere, die meiste Zeit halb wahnsinnig vor Angst, obwohl ihr in Wahrheit keine Ahnung habt, dass die Wölfe euch längst eingekreist haben.«
    »Nicht alle sind schwach«, widersprach April verärgert. Vorsicht, April , ermahnte sie sich. Willst du ihr

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