Der schlagende Beweis
kommt heute nicht mehr ins Büro. Er ist erst morgen Früh wieder zu erreichen.«
Daniel überlegte einen Moment.
»Mr. Briggs hat mir eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Er sagte, es gebe eine neue Entwicklung im Insufort-Fall. Er wollte heute Abend mit mir darüber sprechen. Ich soll ihn in einem Cottage an der 1-84 nahe der Columbia Gorge treffen. Haben Sie eine Ahnung, wieso er mich in diesem Cottage treffen will statt im Büro?«
»Nein, aber Arthur war heute wegen irgendetwas ziemlich aufgeregt. Der Anruf ist doch ein gutes Zeichen, nicht wahr? Vielleicht stellt er Sie wieder ein.«
»Ja, mag sein«, sagte Daniel geistesabwesend. »Hören Sie, falls Mr. Briggs sich heute noch mal bei Ihnen meldet, würden Sie ihn wohl bitten, mich anzurufen?«
»Sicher.«
»Danke.«
Daniel legte auf und rief Kate an, doch sie war nicht da. Er lehnte sich zur ück und starrte gegen die Wand. Was sollte er tun, wenn Briggs ihm tatsächlich anbot, wieder bei ihm einzusteigen? Er hatte sich eingeredet, dass er nicht wieder für diese Firma arbeiten wolle, aber meinte er es ernst damit? Für Reed, Briggs zu arbeiten war sein Traumjob gewesen.
Daniel kam zu einem Schluss. Er war sich nicht sicher, ob er seinen Job zur ückhaben wollte, aber er wollte auf jeden Fall hören, was Arthur Briggs zu sagen hatte. Und er war äußerst gespannt auf die neue Entwicklung im Insufort-Fall, die Briggs erwähnt hatte. Vielleicht hatte er Briggs davon überzeugt, dass etwas mit dem Medikament nicht stimmte, und Briggs war plötzlich auf seiner Seite. Das konnte er aber nur herausfinden, wenn er sich mit dem Mann traf, der ihn gerade gefeuert hatte.
NEUNZEHN
Dr. Sergey Kaidanov kauerte wie ein gehetztes Tier in einem Pappelw äldchen und beobachtete das Cottage, während es allmählich dunkel wurde. Kaidanov hatte seit seiner Flucht aus dem Labor keinen richtigen Schlaf mehr bekommen. Ein klammer, ungepflegter Bart bedeckte seine untere Gesichtshälfte, und seine Kleider wirkten an seinem ausgezehrten Körper eine Nummer zu groß. Der Wald war feucht, und Kaidanov fröstelte in dem unbarmherzigen Wind, der von der Schlucht herüber blies, doch seit er um sein Leben rennen musste, hatte sich Kaidanov an Entbehrungen gewöhnt, und er war raffiniert und vorsichtig geworden. Außerdem war er verzweifelt.
In den Zeitungen stand, dass im Labor jemand umgekommen war. W äre der Affe nicht gewesen, hätte die Polizei zwei Leichen gefunden. Und dann seine Flucht in Las Vegas. Sein Wagen hatte auf dem Parkplatz des Motels im Schatten gestanden. Er hatte gerade losfahren wollen, als ein anderer Wagen auf den Platz vor seinem Motelzimmer einbog und Kaidanov in dem Fahrer seinen Angreifer im Labor wiedererkannte. Kaidanov hatte seinen Verfolger beobachtet, bis er hineinging. Er war nur einige Häuserblocks vom Motel entfernt, als ihm klar wurde, dass er mit seiner Kreditkarte eine Spur gelegt hatte. Es dauerte noch einen Moment, bis ihm einfiel, dass er der Prostituierten gesagt hatte, er müsste früh am Morgen ein Flugzeug bekommen. Kaidanov hatte auf den Flug verzichtet und seit Vegas nur sparsamen Gebrauch von seinen Kreditkarten gemacht, von Fastfood gelebt und im Auto geschlafen. Er stank und war unrasiert, aber immerhin noch am Leben. Nach diesem Abend w äre er vielleicht sogar in Sicherheit.
Das Cottage wurde pl ötzlich von Scheinwerfern erleuchtet. Wenig später hielt ein Mercedes davor an. Kaidanov sah auf die Uhr. Es war neunzehn Uhr neunundzwanzig. Arthur Briggs hatte sich mit ihm für neunzehn Uhr dreißig verabredet, sodass sie genügend Zeit hätten, miteinander zu reden, bevor Briggs' Junioranwalt eintraf.
Im Cottage gingen die Lichter an. Kaidanov huschte über die Landstraße. Er hatte sich die Hütte vorher genau angesehen, und er wusste, dass es eine Gartentür gab. Er lief in einem großen Bogen ums Haus. Neben dem Cottage befand sich eine Farm, doch an der Rückseite schloss sich dichter Wald an. Kaidanov rannte aus der schützenden Baumgruppe zur Gartentür hinüber und klopfte an. Im nächsten Moment führte ihn Arthur Briggs in eine kleine Küche.
»Dr. Kaidanov?«, fragte er.
Der Wissenschaftler nickte. »Haben Sie etwas zu essen?«, fragte er. »Ich hab seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.«
»Aber sicher. Ich hab zwar nicht viel im Haus, aber ich kann Ihnen ein Sandwich machen.«
»Egal, was. Und ich könnte etwas zu trinken vertragen.« Briggs drehte sich zum Küchentisch um und wollte gerade
Weitere Kostenlose Bücher