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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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zum Kühlschrank gehen, als er sah, wie jemand ins Wohnzimmer trat. Er blieb verwundert stehen und verließ die Küche. Wie ein aufgeschrecktes Reh wagte Kaidanov nicht, sich vom Fleck zu rühren. Er hörte noch, wie Briggs sagte:
    »Was tun Sie hier?« Er war schon zur Hintertür hinaus, bevor Briggs brüllen konnte: »Schnell weg!«, und bevor Schüsse fielen.
    Kaidanov st ürzte in den Wald, als die Gartentür aufgestoßen wurde. Er hatte seine Fluchtroute vorher geplant, und er zögerte nicht im Lauf. Er konnte hören, wie hinter ihm Zweige brachen und das Unterholz knisterte. Er machte einen großen Bogen und blieb kurz stehen, bevor er weiterrannte, um sicherzustellen, dass sein Verfolger geradeaus weiterlief. Durch eine Baumlücke hindurch sah er jemanden von durchschnittlicher Größe in einem schwarzen Anorak. Eine Maske verbarg das Gesicht des Killers, aber für den Russen gab es keinen Zweifel, dass dies derselbe Kerl war, der im Labor versucht hatte, ihn umzubringen.
    Kaidanov hatte seinen Wagen etwa eine halbe Meile entfernt auf einem Seitenweg, abgestellt, wo er von der Stra ße aus, die am Cottage vorbeiführte, nicht zu sehen und auch, wenn man danach suchte, kaum zu entdecken war. Der Motor sprang sofort an. Kaidanov schaltete die Scheinwerfer erst ein, als er auf dem Highway Richtung Osten war. Er hatte keine Ahnung, wo er hinsollte. Für ihn zählte nur, dass er noch am Leben war.
ZWANZIG
    Der 1-84 f ührt an der Columbia Gorge entlang und gehört zu den landschaftlich reizvollsten Highways in den Vereinigten Staaten, doch Daniel bekam von dem imposanten Ausblick auf den Columbia River und die Steilhänge an beiden Ufern nicht viel zu sehen, da die Sonne fast untergegangen war. Zwanzig Minuten nachdem er die City verlassen hatte, nahm er eine Ausfahrt und fand sich auf einer zweispurigen Straße durch eine dünn besiedelte Gegend wieder. Nachdem er zwei Meilen gefahren war, hielt er nach der Starlight Road Ausschau. Das Fernlicht eines vorbeirasenden Autos blendete Daniel für einen Moment, und er hätte um ein Haar das Schild übersehen. Etwa vierhundert Meter weiter entdeckte er ein unscheinbares Cottage, das ein Stück von der Straße zurückgesetzt lag.
    Ein Mercedes, der so aussah wie der von Arthur Briggs, parkte auf der Kieseinfahrt nicht weit von der Haust ür, doch im Cottage brannte kein Licht. Daniel fragte sich, wieso. Er dachte an den zu schnell fahrenden Wagen. War er aus der Starlight Road gekommen? Er konnte sich nicht erinnern. Daniel parkte sein Auto mit dem Kühler zur Straße für den Fall, dass er schnell wegmusste. Er ließ den Motor laufen und ging zum Haus.
    Er blieb auf den Eingangsstufen stehen und lauschte, doch drinnen war nichts zu h ören. Die Nachtluft war kühl, und ein heftiger Wind peitschte durch die Bäume. Daniel zog gegen die eisige Kälte die Schultern hoch und klopfte an die Tür. Sie ging ein Stück auf.
    »Mr. Briggs!«, rief Daniel in das Dunkel. Er hörte nichts als das Seufzen des Windes. Daniel stieß die Tür auf und wollte gerade noch einmal rufen, als er jemanden am Boden liegen sah. Er kniete sich neben die Gestalt. Es war Arthur Briggs. Um seinen Exboss hatte sich eine Blutlache gebildet, und Daniel achtete darauf, sich nicht zu beflecken. Ein Einschussloch befand sich in Briggs' Stirn und zwei weitere Schusswunden an seinem Körper.
    Daniel streckte gerade die Hand aus, um nach dem Puls zu f ühlen, als er hörte, wie sich ein Wagen dem Haus näherte, dessen Scheinwerfer im nächsten Moment das Wohnzimmer erleuchteten. Er sprang auf und rannte aus dem Haus. Die Scheinwerfer schwenkten in seine Richtung und erfassten sein Gesicht. Daniel warf den Arm hoch, um von dem Fahrer nicht gesehen zu werden, und hechtete in sein Auto. Dann trat er energisch aufs Gaspedal und brauste wie ein Wahnsinniger davon.
EINUNDZWANZIG
    Arthur Briggs war nicht der erste Ermordete, den Daniel zu Gesicht bekam, doch seit seiner ersten Konfrontation mit einem gewaltsamen Tod waren Jahre vergangen. Daniel war f ünfzehn, als er das zweite Mal von zu Hause weglief. Die ersten zwei Nächte hatte er in Hauseingängen geschlafen, und in der dritten Nacht hatte er es vorgezogen, sich zwei anderen Ausreißern anzuschließen und in einem Lager Schutz zu suchen, das die Obdachlosen unter der Broadway Bridge aufgeschlagen hatten. Der Verkehrslärm über ihnen und das Rauschen des Flusses waren unmöglich zu überhören, doch als besonders störend erwiesen sich die ungewohnten

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