Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
Vom Netzwerk:
Chandler gerade ins Gesicht.
    »Diese Kerle wollen Geld, Mr. Alvarez. Wenn sie Ihre Frau umbringen, sehen sie kein Geld.«
    Chandler wartete f ür Sekunden in der Hoffnung, dass sich Martin ein wenig entspannen würde, aber er hoffte vergebens.
    »Bitte sagen Sie mir Wort für Wort, so gut Sie sich erinnern können, was bei dem Anruf gesprochen wurde.«
    »Es war ein Mann, aber er redete mit verstellter Stimme. Er sagte: Wir haben Ihre Frau. Wenn Sie wollen, dass sie am Leben bleibt, kostet Sie das eine Million Dollar. Wir wollen sie in nicht registrierten Scheinen, nicht größer als Hunderter. Ich sagte zu ihm, dass ich einen Tag brauchen w ürde, um das Geld zu besorgen. Er sagte, er werde sich mit weiteren Anweisungen wieder melden. Ich bat darum, mit Patty zu reden. Er legte auf. Das ist alles. Der Anruf dauerte nicht lang.«
    »Okay«, sagte der FBI-Agent.
    »Ich möchte, dass Sie ehrlich mit mir sind, Chandler«, verlangte Martin. »Vollkommen ehrlich. Wie stehen die Chancen für meine Frau?«
    Chandler machte ein d üsteres Gesicht. Er schüttelte den Kopf. »Ich hab keine Ahnung, wie ihre Chancen stehen. Es sind zu viele Unwägbarkeiten im Spiel. Daher werde ich mich aller Spekulationen enthalten und Ihnen auch nicht sagen, wie es im besten Fall ausgehen kann. Die ehrliche Antwort ist, ich weiß es nicht. Das Einzige, was ich Ihnen versprechen kann ist, wir werden alles tun, was
    in unserer Macht steht, um Ihnen Ihre Frau zur ückzubringen.«
3
    Die Entf ührer wiesen Martin an, das Lösegeld unter einen gefällten Baum zu legen, der quer über den Rattlesnake Creek ragte, einen Wildwasserstrom, der einige Autostunden von Desert Grove entfernt in den Bergen entsprang. Martins Bank hatte den Betrag zusammen, doch auf Chandlers Rat hin erklärte Martin den Kidnappern, es würde noch weitere zwei Stunden dauern, bis die Summe zur Verfügung stand. Martin fuhr zur Bank und holte eine mit Geldscheinen vollgestopfte Reisetasche ab, während Chandler sich die Dunkelheit zu Nutze machte, um mit einem schwer bewaffneten Team den Wald um den Bach zu besetzen.
    Thomas Chandler war in Philadelphia aufgewachsen, in Boston aufs College gegangen und in Quantico, Virginia, f ür seinen Job ausgebildet worden. Doch in seiner Kindheit, in seiner Schulzeit oder während seiner FBI-Ausbildung hatte ihn nichts darauf vorbereitet, vier Stunden lang in einem kalten, feuchten Wald auf steinigem, hartem Boden zu liegen. Nur für kurze Zeit hatte es Chandler geschafft, sich nicht zu rühren. Schon bald wechselte er alle paar Minuten die Körperstellung und bewegte sich so leise, wie es einem Stadtjungen eben möglich war.
    F ür eine Weile konnte er sich von dem körperlichen Unbehagen ablenken, indem er die Gegend um den Gebirgsstrom gründlich in Augenschein nahm. Der breite, tiefe Wasserlauf wand sich durch den Wald und sprudelte über mehrere Gesteinsbrocken, die seine Richtung änderten. Durchs Nachtglas sah die Gegend wie ein Videospiel mit Neonbeleuchtung aus.
    Chandler schlug sich zum Schutz gegen die kalte Bergluft den Kragen hoch, als ihn ein Ger äusch erstarren ließ. Er sah auf die Uhr. Es war kurz nach zehn, und Alvarez musste jeden Moment ankommen. Ein Zweig knackte, und der Agent sah den Lichtstrahl einer Taschenlampe den Trampelpfad entlanghuschen, der sich zwischen den Bäumen bis zum Rattlesnake Creek schlängelte. Chandler richtete sein Nachtglas auf den vom Blitz gefällten Baum, der über den Creek ragte. Einen Moment später trat Martin Alvarez ins Blickfeld, eine große Reisetasche auf der kräftigen Schulter. Chandler beobachtete, wie Alvarez die Tasche unter den Stamm klemmte, aufstand und sich kurz umsah, bevor er denselben Weg zurückging, den er gekommen war.
    Sobald Martin wieder verschwunden war, hielt Chandler sein Fernglas auf die Tasche gerichtet, doch nichts geschah. Das Gep äckstück lag unter dem Baum, das Wasser strömte schnell zwischen den Ufern dahin, und die Waldesstille lag wie eine Decke über allem. Chandler merkte, dass es ihm unmöglich war, unverwandt auf die Tasche zu starren. Außerdem wusste er, dass im ganzen Wald Scharfschützen auf der Lauer lagen, und auch die anderen Männer im Team waren in höchster Alarmbereitschaft. Er machte es sich ein wenig bequem und schloss die Augen.
    Er war kurz davor einzunicken, als ihn die Angst vor dem Einschlafen mit einem Ruck zur Pflicht rief. Chandler schimpfte im Stillen mit sich, gab sich ein paar Ohrfeigen, um sein Adrenalin anzuregen, und

Weitere Kostenlose Bücher