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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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gesetzliche Bestimmung, die Flynn zitiert hat, und das Gericht musste ein neues Verfahren anordnen.«
    Martin verlie ß das Büro des Staatsanwalts. Während er heimfuhr, fiel ihm ein, dass Joan McCann als Gene Arnolds Kanzleisekretärin arbeitete. Falls sie von dem Autodiebstahlsprozess wusste, dann war ihr vermutlich auch klar, dass Richter Schrieber ein neues Verfahren für Paul anordnen musste, falls Melissas Aufzeichnungen verloren gingen. Liebte Joan ihren Mann so sehr, dass sie Melissa Arnold und Lester Dobbs tötete? Diente die Lösegeldforderung lediglich zur Tarnung des Plans, Paul McCann aus dem Gefängnis zu befreien? War Joan fähig, einen Doppelmord zu begehen?
    Martin versuchte, sich alles, was er über Joan McCann wusste, ins Gedächtnis zu rufen. Sie hatte in letzter Zeit offensichtlich unter größter Anspannung gestanden. Martin hatte angenommen, dass sie sich einfach nur um das Schicksal ihres Mannes Sorgen machte, aber wenn nun ihre abgekauten Fingernägel und ihr Gewichtsverlust die physischen Anzeichen einer unerträglichen Schuld waren?
13
    Eine Woche verging. Es gab keine neuen Anhaltspunkte hinsichtlich des Mordes an Lester Dobbs. Melissa Arnolds Leiche und die B änder fehlten immer noch, und Ramon Quiroz war nicht in der Lage gewesen, eine juristische Begründung vorzulegen, die es gerechtfertigt h ätte, Paul McCann weiter hinter Schloss und Riegel zu halten. Am frühen Freitagmorgen schlüpften Quiroz und Aaron Flynn zur Hintertür des Gerichts hinein und schlichen sich über den Flur in Schriebers Richterzimmer. Es war sieben Uhr, und sie begegneten niemandem. Ramon hatte am Abend den Richter angerufen und ihn davon überzeugt, dass wegen der Drohung, die Martin Alvarez gegenüber Flynn ausgesprochen hatte, ein geheimes Treffen notwendig sei.
    »Guten Morgen, Ramon, guten Morgen, Aaron!«, sagte Richter Schrieber. Er sah nicht glücklich aus, als er das Papier unterschrieb, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Ich lasse die Anklage gegen Paul McCann fallen und unterzeichne diese Entlassungsurkunde. Drüben im Gefängnis ist alles so geregelt, dass McCann zur Tür hinausgehen kann, sobald Sie das hier vorlegen. Ich habe dafür gesorgt, dass Sie durch die Hintertür hineinkommen und das Gefängnis auf demselben Wege wieder verlassen können. Außerdem habe ich das Gefängnispersonal wissen lassen, dass derjenige, der McCanns Entlassung an die Öffentlichkeit bringt, wegen Missachtung des Gesetzes angeklagt wird. Das sollte die Sicherheit Ihres Mandanten garantieren, wenigstens für heute.«
    Flynn fuhr mit dem Wagen zur R ückseite des Gefängnisses und klopfte an die Hintertür. Sheriff Cobb wartete mit McCann, der dieselbe Kleidung trug wie bei seiner Festnahme. Der Sheriff las die Entlassungsurkunde und erklärte Paul, er könne gehen. Cobb wirkte ungefähr so glücklich über den Verlauf der Dinge wie zuvor der Richter.
    Kaum waren sie im Auto, schloss Flynns Mandant die Augen, legte den Kopf zur ück und sagte: »Halleluja, ich bin so scheiß dankbar, aus diesem Drecksloch raus zu sein, dass ich wahrhaftig Lust h ätte, in die Kirche zu gehen.«
    »Wenn ich Sie wäre, dann würde ich mir eine Kirche am anderen Ende der Welt aussuchen. Ich glaube nicht, dass Martin Alvarez die Sache auf sich beruhen lassen wird.«
    »Ach, zum Teufel mit Alvarez«, erwiderte Paul ärgerlich, »der macht mir keine Angst.«
    »Und was haben Sie jetzt vor?«
    »Heiß duschen, anständig essen, ordentlich ficken und richtig ausschlafen.«
    »Und danach?«
    »Ich weiß nicht, vielleicht zieh ich um. Dieser Prozess hat mir klar gemacht, wie viele Freunde ich in Desert Grove habe. Außerdem kann ich Sunnyvale abschreiben, und Ihr Honorar zieht mir den letzten Cent aus der Tasche.«
    Flynn fuhr so dicht wie m öglich an Pauls Haustür heran und hoffte, dass Martin Alvarez nicht mit einem Nachtzielfernrohr am Gewehr in der Wüste wartete. Im selben Moment, als der Wagen anhielt, kam Joan aus dem Haus gerannt. Sie hatte Paul die Arme um den Hals geschlungen, bevor er ganz ausgestiegen war. Er ließ sich ihre Küsse gefallen, doch Flynn konnte keine große Begeisterung bei ihm erkennen. Dann kam Joan zu Flynns geöffnetem Fenster herüber und legte ihre Hand auf die seine.
    »Das werde ich Ihnen nie vergessen, Mr. Flynn. Gott segne Sie!“
14
    Der Anruf von Joan McCann kam um elf Uhr nachts. Sie machte auf Martin den Eindruck einer Frau, die kurz vor dem Zusammenbruch stand.
    »Ich rufe vom Auto aus an. Ich

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