Der Schlangenmensch
Mauer zeigte die Begrenzung an. Im Garten standen
Spielgeräte für Kinder. Das hübsche Haus sah bewohnbar aus.
Im Garten tollte ein
Basset-Hund: enorm lang, schlappohrig, mit so kurzen Beinen, daß der Bauch fast
am Boden schleifte.
Ein etwa 15jähriges Mädchen
warf Stöckchen, die der Hund brav apportierte ( herbeibrachte ).
Kaum hatte er die TKKG-Freunde
entdeckt, rannte er zur Mauer. Sein Versuch, hinüber zu springen, mißlang.
„Pedro!“ rief das Mädchen.
Aber Pedro nahm einen zweiten
Anlauf. Diesmal sprang er von einer Stelle ab, wo hinter der Mauer ein kleiner
Hügel aufgeschüttet war.
Pedro landete vor Gabys Rad,
wedelte mit steilerhobenem Schwanz und bellte freudig.
„Ist der aber nett!“
Gaby stieg ab. Dabei streifte
sie Klößchen. Sie bückte sich, forderte Pedro auf, die Pfote zu geben, was er
sofort tat.
„Du kennst dich wohl mit Hunden
aus“, rief das Mädchen. Sie kam näher, schien aber etwas scheu zu sein.
Gaby sagte, daß sie einen
Cocker-Spaniel habe. Dann fütterte sie Pedro mit Wiener Würstchen.
„Ach“, meinte Klößchen, „du
hast dir auch welche mitgenommen. Und unsereins wird beschimpft, wenn er
Vorratswirtschaft betreibt. Dabei...“
Erst jetzt fiel ihm auf, wie
Tarzan und Karl grinsten.
Ahnungsvoll griff Klößchen in
die Tasche.
„Pedro!“ rief er. „Gib sofort die
Wurst her! Die hat mir Gaby stibitzt. Das ist meine... Zu spät! Du verfressener
Hundebandwurm! „
Lachend kam das Mädchen jetzt
zu ihnen.
Pedro leckte sich das Maul und
gab Gaby gleich noch mal die Pfote.
„In einem hast zu recht“, sagte
das Mädchen zu Willi, „Pedro ist verfressen. Aber eine Seele von Hund.“
„Das kann man von vielen Dicken
sagen“, meinte Gaby, „unser Willi ist auch recht umgänglich. Ich heiße Gaby.
Ich glaube, ich kenne dich vom Sehen. Du gehst aufs Lyzeum (Oberschule für Mädchen ),
nicht wahr?“
„Stimmt. Ich bin in der 9.
Klasse. Und ihr?“
Die Jungs stellten sich vor.
Das Mädchen hieß Gerthilde, wurde aber Gerti genannt. Sie wohnte hier. Ihr
Vater war Architekt und hatte das Haus selbst gebaut.
„Dafür“, sagte Gerti, „ist er aber
nicht verantwortlich.“ Sie wies zu Jeskes Behausung hinüber.
„Eine sicherlich teure
Mißgeburt“, stimmte Tarzan zu. „Aber Hauptsache ist doch, daß nette Nachbarn
darin wohnen.“
„Der Jeske lebt allein“,
erklärte Gerti. „Ein komischer Typ. Nur eine Haushälterin, die auch für ihn
kocht, kommt stundenweise. Er verkriecht sich regelrecht in seinen vier Wänden.
Ist aber klotzig reich. Er sammelt Kunstschätze. Vor allem ägyptische
Kunstwerke aus der Pharaonenzeit. In seinen Keller hat er sich einen atombombensicheren
Raum einbauen lassen.“
„So hat eben jeder seine
Meise“, sagte Tarzan. „Aber solange der Spleen (Tick, Verschrobenheit )
niemandem schadet, mag’s ja noch hingehen.“
„Ich kann Jeske nicht leiden“,
sagte Gerti. „Wenn man ihm begegnet, ist er wie Öl — oder wie Schmierseife. Im
Benehmen, meine ich.“
Im Haus wurde ein Fenster
geöffnet. Eine Frau rief nach Gerti. Sie verabschiedete sich und schleppte
Pedro mit.
„Glück gehabt!“ sagte Tarzan.
„Das war aufschlußreich. Unsere Theorie scheint zu stimmen. Allerdings — wenn
ich darüber nachdenke — scheint mir ein Einbruch ins Ägyptische Museum reiner
Irrsinn zu sein.“
„Wieso?“ fragte Klößchen.
„Weil das Museum besser
gesichert ist — mit Alarmanlagen — als eine Bank.“
„Stimmt!“ nickte Karl. „Und ich
bin überzeugt, daß die . beiden Halunken Malowitz und Gerlich das wissen.“
„Wir brauchen Gewißheit.“
Tarzan biß auf seiner Unterlippe herum. „Damit wir uns nicht bis auf die
Knochen blamieren, falls was ganz anderes dahintersteckt.“
„Ach, da du von Knochen
sprichst“, seufzte Klößchen. „An einem Eisbein, einem Hühnerbein, einer
Kalbshaxe — da hätte ich jetzt Freude. Und mit dir, Gaby, bin ich mindestens
noch zehn Minuten böse.“
„Aber, Willi“, meinte Gaby mit
gespielter Betrübnis. „Das wirst du mir nicht antun. Es war doch die einzige
Möglichkeit, um Pedro auf unsere Seite zu bringen. Dadurch war uns Gerti
gewogen. Und Tarzans geschickte Art, ein Gespräch zu lenken, hat dazu geführt,
daß wir jetzt klüger sind als vorher — im Hinblick auf Jeske.“
„Aber ich bin hungriger“, sagte
Klößchen. „Noch neun Minuten.“
Gaby tätschelte seinen Arm.
„Kannst du nicht wenigstens ein bißchen verkürzen?“
„Also gut! In drei Minuten
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