Der schlaue Pate
unauffällig gekleideter Mann aus, schlenderte aber nicht zum Eingang, sondern den Fußweg entlang, der an dem Waldstück vorbeiführte. Und plötzlich war er verschwunden. Zwei andere folgten im Abstand von je einer halben Minute.
Prinz und Ollie konnten sie durch ihre Nachtsichtgeräte kurz nacheinander den Trampelpfad durch das Waldstück entlangschleichen sehen. Sie stiegen über den Zaun in den Garten des Kalinka und schlüpften durch die Hintertür hinein. Derselbe Vorgang wiederholte sich während der nächsten Stunde in kurzen Abständen achtmal, genau wie Prinz vermutet hatte. Insgesamt siebenundzwanzig. Igor war nicht zu erkennen, aber nach dem Letzten flüsterte Ollie, dass er sich jetzt mit seinem Handy im Haus befand. Prinz rief Hinten- SS an und gab das weiter.
Genauso, wie sie reingekommen waren, schlüpften sieben der siebenundzwanzig wieder heraus. Zwei postierten sich im Garten und scannten aufmerksam die Umgebung, bemerkten Prinz und Ollie in der Dunkelheit, keine zwanzig Meter entfernt hinter dem Waldstück, aber nicht. Einer verschwand vor dem Haupteingang hinter einer dunklen Tanne, ein weiterer auf dem Grundstück des Hauses am Beginn der Stichstraße hinter irgendwelchem Immergrün. Die drei Übrigen traten auf die Straße und drehten Runden durch das Viertel.
»Jörg«, flüsterte Prinz in das Mikro. »Fahrt los, über die Drusel, zum Freibad Wilhelmshöhe, haltet irgendwo.«
»Verstanden«, hörte er Jörg aus dem Knopf im Ohr.
»Wenn der Polizeifunk meldet, dass sie über den Bach kommen, fahrt woandershin.«
Die Drusel kam aus dem Bergpark herunter und floss durch die Grünanlage mit der Brücke. Wie Prinz vorausgesehen hatte, beschränkten die drei Russen ihre Runden auf das Viertel. Der Polizeifunk meldete, dass sie tatsächlich jeden einzelnen parkenden Wagen kontrollierten, ob jemand drinnen saß. Es gab keinen Verkehr, und kein Fußgänger war unterwegs außer einem älteren Herrn mit einem Pudel, den der russische Bandit nach einem kurzen Blick als harmlosen Anwohner abhakte. Allerdings handelte es sich um einen Kommissar der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift von Polizei und Zoll.
Alle drei kamen nach etwa zwanzig Minuten zurück. Einer gesellte sich zu dem am Beginn der Stichstraße, einer zu dem vor dem Haupteingang, der Letzte zu den beiden im Garten. Dann wurde in Kragenmikros gewispert.
Halb zehn. Jetzt tat sich nichts mehr. Bis auf die Tatsache, dass die Ankunft der Laster sehr erleichtert gemeldet wurde, schwieg auch der Polizeifunk. Zehn Minuten später schlichen sich noch sechs Nachzügler herein, offenbar die Aufpasser aus den SUV s. Einschließlich der Wachposten waren also jetzt dreiunddreißig russische Gangster um Boris Tews versammelt. Ollie trat unruhig von einem Bein aufs andere. Er hätte gern geraucht, aber das ging natürlich nicht.
Alle hofften, dass die Männer da drinnen eifrig dem Wodka zusprachen und den Champagner hauptsächlich zum Begießen der Mädchen nutzten.
Im Garten hinter dem Kalinka hing eine große russische Fahne von einem hohen Mast trübe im Regen. Es schien recht gut schallisoliert zu sein, denn obwohl es drinnen hoch hergehen musste, war nichts zu hören. Alle Fenster waren verdunkelt. Es hatte nicht den Anschein, als ob überhaupt jemand da wäre. Offiziell war geschlossen.
Kurz vor zwölf öffnete Katharina, wieder allein, aber diesmal natürlich angezogen, den Herrschaften von Polizei und Staatsanwaltschaft erst die Tür und dann den Safe.
Um halb eins ging es los, ohne dass der Funk aktiv wurde. Wie aus dem Nichts tauchten einundzwanzig SEK -Männer auf, je drei von ihnen schalteten gleichzeitig und lautlos die sieben Wachen aus, indem einer ihnen von hinten ein Tuch mit einem Betäubungsmittel auf den Mund drückte. Ein anderer entwaffnete den Mann, der dritte hielt seine Füße ruhig. Nach drei Sekunden wurden die Wachen weggetragen.
Selbst Prinz war beeindruckt.
Drei Minuten später war man offenbar überzeugt, dass drinnen niemand etwas gemerkt hatte, denn zwei Experten öffneten geräuschlos beide Türen, die SEK -Männer schlüpften mit vorgehaltenen Waffen hinein. Sekunden später war das sich rasch nähernde Geknatter von mehr als einem Helikopter zu hören. Als aus dem Haus der erste Schuss erklang, waren drei Helikopter fast schon über dem Haus.
Die Pferde drängten sich verschreckt am Rand der Wiese an den Zaun.
Aus dem Hintereingang des Landesstudios stürzte der Redakteur und schrie
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