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Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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das Segel ein, aber der Karren raste wie ein, scheues Pferd dem
Verderben entgegen.
Charlie konnte gerade noch schreien: „Elli, halt dich am Mast fest!” - da schlug das Schiff
krachend gegen den Stein. Passagiere und Gepäck flogen in wirrem Durcheinander nach
vorn.
Durch die Wucht des Aufpralls wurde Elli vom Mast weggerissen, ihre Stirn schlug gegen
das Deck und bekam eine Beule. Charlie Black fiel auf den Rücken, blieb aber unverletzt.
Totoschka, der unter das Wasserfaß geraten war, winselte vor Schmerz, doch als Elli ihn
hervorzog, beruhigte er sich wieder. Auch die Krähe war, durch ihr festes Bauer geschützt,
unversehrt geblieben, obwohl sie laut krächzte.
Charlie stand auf und blickte um sich. Der Karren lag zur Seite geneigt wie ein Schiff, das
auf ein Riff aufgelaufen ist. Die Vorderachse war zerbrochen.
„Ach, ich alter Räucherhering!” wetterte der Seemann. „Als ob ich nie ein Steuer in der
Hand gehabt hätte! Wie konnte mir das nur passieren? Ich könnte schwören, daß der
verfluchte Stein an allem schuld ist! Wie ein Magnet hat er das Schiff angezogen!”
Charlie verfluchte sich, das Schiff und den Stein, während er nach dem Werkzeug suchte,
das er zur Reparatur brauchte. Elli, die inzwischen auf Deck aufgeräumt hatte, sprang in
den Sand und ging hinter den Stein, wo sie vor dem Wind Schutz zu finden hoffte.
Ihr Auge glitt über den zerfurchten Stein, und plötzlich schien ihr, als ob die Risse sich zu
Buchstaben fügten. Sie trat näher, sah aber nur ein wirres Geflecht von Linien. Als sie
jedoch etwas weiter zurücktrat, konnte sie tatsächlich ein paar riesengroße Buchstaben
unterscheiden: G … I … N …
„Gingema!” schrie Elli auf.
,,Was ist los?” fragte Charlie.
„Onkel Charlie, sieh doch, was da steht!”
Der Seemann trat näher.
„Das sieht ja aus, als wären es Buchstaben aber nein, nicht möglich …”
„Doch, ich sehe es genau”, stieß Elli hervor. ,,Das ist ein Name, Gingema, siehst du’s denn
nicht?!”
Charlie griff sich an den Kopf.
„Ja, wirklich … Oh, mir geht ein Licht auf! Das ist kein gewöhnlicher, sondern ein
verzauberter Stein! Er hat unser Schiff angezogen. Die verdammte Hexe, sie gibt uns auch
nach ihrem Tod keine Ruhe … !” Charlie schüttelte die Faust.
Dann kletterte er auf den Stein und hielt Ausschau: Zur Rechten gewahrte er, ein paar
Meilen entfernt, einen schwarzen Fleck im gelben Wüstensand. Charlie nahm das Fernrohr
aus der Tasche, und als er es auf den Fleck richtete, fing seine Hand zu zittern an.
In der Ferne ragte ein schwarzer Stein, ebenso groß wie der, auf dem der Seemann stand.
Jetzt war alles klar: Gingema hatte die Steine weit voneinander hingestellt und ihnen
Zauberkraft verliehen, und sie bildeten jetzt eine unpassierbare Schranke.
„Na warte, alte Hexe, frohlocke nur nicht zu früh!” rief Charlie hinabkletternd. Er sagte
dem Mädchen nichts von seinen Beobachtungen und schlug das Zelt auf, in dem Elli,
Totoschka und die Krähe vor der Hitze und dem fliegenden Sand Schutz fanden. Dann
ging er an die Reparatur des Karrens.
IM BANNE DES SCHWARZEN STEINS
    Als Charlie seine Arbe it beendet hatte, war es schon dunkel. Am Himmel funkelten die
Sterne. In dieser Nacht schlief der Seemann aber nicht so sorglos wie gewöhnlich. Er
wälzte sich auf seinem Lager und zerbrach sich den Kopf, wie er die letzte Zauberei der
alten Gingema unwirksam machen könnte.
So angestrengt er aber auch nachdachte, es kam ihm nichts in den Sinn. Am Morgen
schlummerte er ein, doch bald wurde er von Elli zum Frühstück geweckt.
Als sie gegessen hatten, sagte er: „Wenn es unserem Schiff in diesem Hafen so gut gefällt,
daß es nicht weg will, so werden wir eben zu Fuß weitergehen müssen.”
,,Und das Schiff bleibt hier?” fragte Elli erschrocken.
„Wir haben keinen anderen Ausweg. Aber mach dir keine Sorgen, Kind, bis zu den Bergen
sind es höchstens zwanzig Meilen, wir schaffen sie in anderthalb, zwei Tagen.”
Charlie Black verstaute den Proviant und den Wasservorrat im Rucksack und packte das
Zelt und das allernotwendigste Werkzeug ein, alles andere blieb auf dem Karren. Die
Wanderer warfen noch einen letzten Blick auf ihr Schiff und brachen dann auf. Nach etwa
hundert Schritt fühlten sie sich jedoch in ihren Bewegungen gehemmt, als ob eine
geheimnisvolle Kraft sie am Gehen hinderte.
Jeder weitere Schritt kostete sie größere Mühe. Es war ihnen, als ob ein unsichtbares
Gummiseil sie zum Stein

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