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Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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alle Tiere sprechen!”
„Was einem die Leute sagen, ist eins, und was man selbst erlebt, etwas ganz anderes”,
entgegnete der Seemann. „Also sind wir wirklich im Wunderland? Ich kann’s einfach nicht
fassen!”
Wie entgeistert blickte Charlie bald auf die Krähe, bald auf Totoschka.
„Das ist alles ganz einfach”, ließ sich die Krähe hören. „Da gibt’s nichts zu staunen. Man
sieht, daß Ihr aus einem Land kommt, wo keine Wunder geschehen.”
„Na, wo du schon zu sprechen angefangen hast, Kaggi-Karr, so erklär uns doch, was die
geheimnisvolle Botschaft bedeutet, der wir diese beschwerliche Reise zu verdanken
haben.”
„Ja, bitte, Kaggi-Karr”, rief auch Elli.
„Meine Geschichte wird sehr lang sein”, erwiderte die Krähe, „und ich möchte sie lieber
auf morgen verschieben. Aber zu eurer Beruhigung will ich euch sagen, daß der Eiserne
Holzfäller und der Scheuch am Leben und gesund waren, als ich nach Kansas aufbrach.
Man hält sie einfach gefangen, in einem hohen Turm …”
„Einfach gefangen’.” wiederholte Elli, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Sie tun dir
wohl überhaupt nicht leid!”
Kaggi-Karr fühlte sich durch diese Worte gekränkt. Sie schwieg eine Weile und sprach
dann bitter:
„So, so, sie tun mir also nicht leid! Aber natürlich! Ich hab sie ja gleichmütig ihrem
Schicksal überlassen, ich bin mit ihrem Brief nicht Tag und Nacht geflogen, über Berg und
Tal, habe mich nicht zahllosen Gefahren ausgesetzt …”
Elli schämte sich ihrer Worte.
„Liebe, gute Kaggi-Karr, verzeih mir bitte. Wie konnte ich so etwas auch nur denken!”
„Schon gut. Das nächste Mal überleg, was du sagst. Ich hab euch mitgeteilt, daß sie im
Turm sitzen, doch das Wichtigste wißt ihr nicht. Der Feind, der sie gefangenhält, droht, sie
umzubringen, wenn sie sich seinem Willen nicht fügen …”
Elli sprang auf:
„Warum sitzen wir noch da! Auf, laßt uns den Freunden zu Hilfe eilen!”
„Wieder bist du mir ins Wort gefallen!” sagte die Krähe. „Sie haben ein halbes Jahr
Bedenkzeit. Davon sind nur etwas mehr als drei Monate vergangen. Also haben wir noch
Zeit genug.”
„Es versteht sich, wir dürfen nicht zaudern”, machte Charlie Black dem Gespräch ein
Ende. „Schon morgen brechen wir auf. Heute aber wollen wir ausschlafen. Und zum
Abend müssen wir etwas Ordentliches zu essen auftreiben. Gibt es Fische in diesem
Bach?”
„Natürlich, Onkel Charlie, sogar sehr gute”, sagte die Krähe. „Ich für mein Teil esse gern
rohen Fisch.”
„Und ich gebratenen!” sagte Elli.
„Und ich gekochten!” ließ sich Totoschka hören.
Charlie begann eine Angel anzufertigen. Aus dem Futter seiner Schiffermütze holte er
Schnur und Haken hervor, und mit dem Messer schnitt er eine lange Gerte von einem
Baum. Den Schwimmer machte er aus Schilf.
„Jetzt brauchen wir nur noch einen Köder”, sagte er.
Zwischen den Bäumen schwirrten smaragdgrüne Käfer mit roten und goldenen Tupfen. Sie
waren aber so flink, daß weder der Seemann nach Elli einen fangen konnten. Da kam ihnen
Kaggi-Karr zu Hilfe. Sie hackte im Fluge mit ihrem starken Schnabel nach den Käfern,
die, einer nach dem anderen, zur Erde fielen: dort einer, da noch einer, dort wieder einer,
konnte sie gar nicht so schnell auflesen.
Nicht weit von der Stelle, wo die Wanderer ihr Lager aufgeschlagen hatten, ergoß sich der
Bach in einen großen Teich, der mit Wasserrosen bewachsen war.
Charlie setzte sich mit der Angel ans Ufer und hieß seine Nichte Reisig für ein Feuer
sammeln.
Es dauerte gar nicht lange, bis der Schwimmer erzitterte. Charlie hob die Angel, die
Schnur straffte sich, und mit geübter Hand zog der Seemann einen großen, zappelnden
Fisch heraus. Er sah wie ein Schlei aus, hatte aber azurblaue Schuppen.
„Dieser Fisch heißt bei uns Krox”, sagte Kaggi-Karr, die den Vorgang aufmerksam
verfolgt hatte.
In einer halben Stunde hatte Charlie etwa ein Dutzend Kroxe gefangen. Vom Lagerfeuer,
das Elli angezündet hatte, stieg bereits Rauch auf.
Die im eigenen Saft gebratenen Kroxe wurden mit großem Appetit verzehrt. Als
Nachspeise gab es leckere Weintrauben und große Nüsse mit dünner Schale und zarten
wohlschmeckenden Kernen.
Nach dem Essen streckten sich die Wanderer wohlig im weichen Gras aus.
„Kaggi-Karr”, sagte der Seemann, „erzähl uns doch, wie du zu den Weintrauben
gekommen bist.”
Die Krähe plusterte sich auf und begann mit wichtiger Miene:
„Ihr Menschen versteht

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