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Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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linderte. Der Tapfere kauerte sich ins Gras, und Elli setzte sich
neben ihn und begann sein Fell zu streicheln.
„Wie war’s unterwegs?” fragte das Mädchen ihren großen Freund.
„Ich hatte zwei kleine Unannehmlichkeiten und eine große”, sagte der Löwe, mit der Pfote
die goldene Halskette glättend. „Ich mußte zweimal über den Fluß schwimmen, dort, wo
damals das Hochwasser war, und dort, wo uns der Scheuch abhanden kam.
Diese Abenteuer habe ich leicht überstanden. Doch das dritte … Ach, wenn du wüßtest!”
Der Löwe verzog das Gesicht und stieß einen tiefen Seufzer aus.
„Erzähl doch!” rief Elli ungeduldig.
„Von wem konnte die dritte Unannehmlichkeit kommen, wenn nicht von den Säbelzahntigern! Nachdem mir Goodwin aus dem goldenen Tellerchen Mut zu trinken gab, hatte
ich vor diesen Ungeheuern keine Angst mehr. Aber ich mußte daran denken, wie ich
unversehrt durch ihren Wald komme. Was hätte es auch genutzt, wenn ich wie ein Held im
Kampf gefallen wäre, und du, Elli, hättest Wochen und Monate auf mich gewartet? Ich
beschloß daher, mich unauffällig durch den Tigerwald zu schleichen. Leise ging ich den
Gelben Backsteinweg entlang und träumte nur davon, den gefährlichen Ort - du wirst dich
an die Stelle zwischen den Schluchten gewiß noch erinnern - hinter mich zu bringen.
Plötzlich hörte ich rechts vor mir ein Schnauben, und als ich den Kopf wandte, funkelten
mich zwei glühende Augen aus den Büschen an. Im gleichen Augenblick raschelte es links
von mir. Auch dort lauerte der Feind. Ich vergaß meine wunden Pfoten und machte einen
Satz, wie ihn wohl noch kein Löwe jemals vollbracht hat. Da sprangen aber auch schon
zwei riesige Tiger auf den Weg. Sie wollten mich packen, flogen aber knapp an mir vorbei
und prallten aufeinander. Hättet ihr gesehen, wie sie sich rauften! Sie gaben sich wohl
gegenseitig die Schuld, daß ihnen die Beute entgangen war …
Der Wald dröhnte von ihrem Gebrüll, Haarbüschel flogen auf die höchsten Bäume. Ich
hatte aber keine Zeit, mich an dem Schauspiel zu ergötzen, und machte, daß ich fortkam.
Nun rannte ich, so schnell ich konnte, bis der Tigerwald hinter mir lag. Das war die dritte
und größte Unannehmlichkeit, die mir unterwegs zustieß”, schloß der Löwe seinen Bericht.
Am nächsten Tag kam Kaggi-Karr. Sie sah sehr verstört aus, und Charlie zweifelte nun
nicht mehr daran, daß sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet hatten.
„Sprich!” sagte er barsch zur Krähe.
Diese wagte es nicht, die Wahrheit zu verheimlichen, und erzählte alles. Die Zuhörer
waren sehr bekümmert, als sie erfuhren, daß Urfra über die Ankunft Ellis im Wunderland
Bescheid wußte. Als die Krähe das verstimmte Gesicht Ellis sah, sagte sie gequält:
„Ja, ich bin an allem schuld! Aber verzeiht mir, Freunde! Ich will alles wiedergutmachen
und euch so in die Smaragdenstadt führen, daß Urfins Spione nichts erfahren …”
Charlie und Elli erinnerten sich, daß Kaggi-Karr sie schon einmal - in der Wüste - vor dem
sicheren Tod gerettet hatte, und waren ihr nicht böse.
Nun war die Krähe wieder guter Dinge und begann zu erzählen, was sie alles in der
Smaragdenstadt gesehen und gehört hatte.
DIE BEFREIUNG DER KÄUER
    Der Löwe lag, den Bauch nach oben, im Gras und Ließ sich von Elli die Pfoten salben. Der
Seemann ordnete das Gepäck im Rucksack und verstaute Werkzeug, Nägel, Schnüre und
was er sonst noch brauchte in seinen Taschen.
Dabei entglitt ihm eine runde, flache Dose, die neben Elli auf die Erde fiel. Das Mädchen,
das gerade nach dem Fläschchen Öl langte, trat auf die Dose, und plötzlich schwirrte ein
langes glitzerndes Band auf den Löwen zu.
Flink wie alle Tiere des Waldes machte dieser einen gewaltigen Satz zur Seite, ins
Gebüsch.
„Was ist mit dir?” rief Elli.
„Eine Schlange! Eine Schlange !” knurrte der Löwe hinter den Büschen und lugte ängstlich
nach dem Band, das jetzt unbeweglich im Gras lag.
Elli brach in Gelächter aus.
„Mein Lieber, das ist ja das Sandmaß von Onkel Charlie”, sagte sie, als sie wieder zu Atem
kam. „Na, wie soll ich dir’s erklären, es ist ein Stahlband, mit dem man Längen mißt.”
„Wie, ist es nicht lebendig?”
„Natürlich nicht.”
Elli nahm das Ende des Bandes in die Hand und hielt es dem Löwen vor die Augen. Der
mußte seinen ganzen Willen aufbieten, um nicht Reißaus zu nehmen.
„Warum hat es dann gezischt?”
Elli schob das Band in die Dose, drückte

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