Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
stellte das Zelt mitten in einem wunderschönen, mit Obstbäumen bestandenen Hain auf.
Die Käuer hatten noch niemals Zelte gesehen und waren daher sehr erstaunt, als in
wenigen Minuten zwischen den Bäumen ein Häuschen entstand. Sie wollten die Wanderer
beim Herrichten des Nachtlagers aber nicht stören und verabschiedeten sich.
Am nächsten Morgen kamen sie wieder. Sie brachten so viel Essen mit, daß Charlie sie
bat, einen großen Teil davon zurückzunehmen. Der Älteste sagte, die frohe Kunde von der
Rückkehr der Fee des Tötenden Häuschens habe sich bereits über das ganze Land
verbreitet, aber unter den Käuern werde sich I bestimmt niemand finden, der dies Kabr
Gwin verraten
würde.
Unsere Freunde schickten die lieben Menschlein nach Hause und beratschlagten dann, was
weiter zu tun sei. Nach langem Überlegen kamen Charlie, Elli, Kaggi-Karr und Totoschka
zu der Einsicht, daß ihre Kräfte für eine weite und gefahrvolle Reise in die Smaragdenstadt
noch nicht ausreichten. Sie beschlossen daher, den Tapferen Löwen zu Hilfe zu rufen, der
ihnen ein mächtiger Bundesgenosse sein konnte.
Der Löwe in seinem fernen Wald wußte natürlich nicht, in welcher Lage sich seine
Freunde befanden. Kaggi-Karr sollte daher zu ihm fliegen, um es ihm mitzuteilen. Unter
dem Schutz des Königs der Tiere werde die Reise dann zweifellos viel leichter und
ungefährlicher sein.
Der Krähe wurde eingeschärft, daß die Ankunft Ellis und ihrer Gefährten im Wunderland
streng geheimgehalten werden müsse und daß außer dem Löwen niemand davon erfahren
dürfe.
Die Krähe versprach, das Geheimnis zu hüten.
KAGGI-KARR PLAUDERT DAS GEHEIMNIS AUS
Ohne Zwischenfälle kam die Krähe in den Wald, in dem der Tapfere Löwe herrschte. Als
sie ihm von der Gefangennahme des Scheuchs und des Eisernen Holzfällers erzählte,
füllten sich seine Augen mit Tränen, die er mit seiner Schwanzquaste trocknete.
Die Mitteilung, daß Elli im Wunderland eingetroffen sei, war ihm ein Trost. Der Löwe
beauftragte den Tiger, in seiner Abwesenheit die Staatsgeschäfte zu führen, und machte
sich auf den Weg. Kaggi-Karr, die viel schneller war als er, beschloß, einen Abstecher in
die Smaragdenstadt zu machen.
Vor allem flog sie zu dem Turm, in dem sich der Scheuch und der Eiserne Holzfäller
befanden. Als die beiden die so lange vermißte Botin erblickten, brachen sie in Jubel aus.
Kaggi-Karr war so lange fort gewesen, daß sie sie schon für tot hielten und auf das
Schlimmste gefaßt waren.
Und da beging Kaggi-Karr einen unverzeihlichen Fehler. Vor lauter Freude über das
Wiedersehen mit ihren alten Freunden vergaß sie, daß die Ankunft Ellis im Wunderlande
geheimgehalten werden müsse, und plauderte alles aus.
Die Krähe konnte sich nicht enthalten, damit zu prahlen, wie glänzend sie ihren Auftrag
ausgeführt habe. Sie habe sich, sagte sie, nicht nur der Hilfe Ellis, sondern auch ihres
Onkels Charlie Black versichert, der weit in der Welt herumgekommen sei und sich auf
alles verstehe.
Die Freunde umarmten Kaggi-Karr so stürmisch, daß ihr fast der Atem ausging. Erst jetzt
fiel ihr ein, daß sie eine große Dummheit begangen habe, doch war daran nichts mehr zu
ändern. Sie beruhigte sich ein wenig, als die Freunde ihr das Wort gaben, das große
Geheimnis an niemanden zu verraten.
Der Scheuch beschwichtigte sie:
„Verlaß dich auf mein kluges Gehirn. Es weiß, was ein Geheimnis ist und wie es gewahrt
werden muß. Übrigens kann auch ich dir eine wichtige Neuigkeit mitteilen: Der Holzfäller
hat mich zählen gelehrt und mir alle Grundrechnungsarten mit Zahlen bis zu Tausend
beigebracht. Jetzt kann ich solche Rechnungen im Kopf machen. Das hat uns die
Langeweile vertrieben, und es wird mir gewiß zustatten kommen, wenn ich wieder auf
dem Thron der Smaragdenstadt sitzen werde.”
Zerstreut beglückwünschte die Krähe den Scheuch zu diesem Erfolg und flog mit einem
bangen Gefühl in die Stadt. Früher konnte man diese schon von weitem im grünen Glanz
der Smaragden funkeln sehen, jetzt aber lag sie düster und traurig da.
Die Smaragden waren aus dem Stadttor herausgebrochen und auch von den Türmen des
Schlosses entfernt worden. Sogar die gewöhnlichen Kristallsplitter, die in die Wände und
das Pflaster eingesprenkelt waren. gab es nicht mehr. Die farbenprächtigen Wasserspiele
waren verschwunden; die üppigen Blumenbeete ausgetrocknet, die Anlagen verwelkt.
Auf der Schloßmauer, auf der einst Din Gior in funkelndem
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