Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
seinen
Holzsoldaten die Menge auseinanderzujagen.
Dann eilte er in die Stadt und meldete Urfin, daß der Scheuch eine aufrührerische Rede
gehalten und die Ankunft Ellis im Wunderland verkündet habe, des Mädchens, das vor
einem Jahr die bösen Zauberinnen Gingema und Bastinda vernichtet hatte.
Urfin wurde aschfahl im Gesicht, tat aber so, als habe er keine Angst, und befahl:
„Steckt den Meuterer für drei Tage in einen unterirdischen Karzer, das Mädchen Elli aber
soll festgenommen und in die Smaragdenstadt gebracht werden, damit ich über sie richte!”
Als die Soldaten mit ihren Knüppeln die Menge auseinandergejagt hatten, sagte
Kaggi-Karr vorwurfsvoll zum Scheuch:
„Schau, was du mit deinem klugen Gehirn angerichtet hast!”
Der Scheuch schlug die Augen nieder. Da schwieg auch die Krähe, denn sie wußte ja, daß
sie selber an allem schuld war.
Jetzt mußte man sich überlegen, was in dieser Lage zu tun sei. Aber noch bevor die drei
einen Entschluß fassen konnten, hatten Holzsoldaten die Turmtreppe erstiegen.
Die ersten zwei flogen, von den Fäusten des Eisernen Holzfällers getroffen, die Stiegen
hinunter. Dem Riesen war nicht so leicht beizukommen, die Soldaten mußten Verstärkung
holen. Als sie den oberen Teil des Aufgangs verstopft hatten, so daß es einfach keinen
Platz mehr gab, wohin sie hätten fallen können, drückten sie. mit ihrer Masse den Eisernen
Mann an die Wand und banden ihm die Hände.
Der Scheuch wurde in den Karzer geschafft und an einen Nagel an die Wand gehängt. Er
lächelte aber nur geringschätzig und begann Rechenaufgaben im Kopf zu lösen.
Kaggi-Karr zerhackte mit ihrem Schnabel die Fesseln des Holzfällers und riet ihm, sich
ruhig zu verhalten, bis sie Elli herbeigeholt habe.
„Sonst werden sie dich wieder fesseln! Ich fliege nur schnell in das Land der Käuer.
Wenn du wüßtest, wie ich’s bedauere …”
Was sie bedauerte, hatte die Krähe nicht gesagt, aber der Holzfäller verstand. Sie
bedauerte, daß sie ihre Zunge nicht im Zaum gehalten und den unberechenbaren Scheuch
in Versuchung geführt hatte.
DIE BEGEGNUNG MIT DEM TAPFEREN LÖWEN
Drei Wochen mußte Elli auf die Ankunft des Tapferen Löwen warten. Sie war schon ganz
verzweifelt, als sie plötzlich sein donnerartiges Gebrüll im nahen Wald hörte. Sie lief ihm
entgegen, umschlang seinen mächtigen Hals, auf dem die goldene Kette glänzte, die die
Zwinkerer ihm geschenkt hatten, streichelte seine mächtige Mähne, küßte ihn auf den
rauhen Schnurrbart und auf die großen gelben Augen. Der Löwe streckte sich im Gras hin,
scharrte mit den Vordertatzen die Erde und schnurrte glücklich.
„Ach, Elli, Elli, Elli!” wiederholte er in einem fort. „Wie froh bin ich, dich wiederzusehen!
Was macht’s, daß ich mir auf dem weiten Weg die Pfoten zerschunden habe …”
Elli blickte auf die Tatzen des Löwen, und ihr Herz verkrampfte sich vor Mitleid.
„Wir werden sie heilen, lieber Löwe! Onkel Charlie hat eine wunderbare Salbe aus Nußöl,
sie wird dir bestimmt helfen…”
Der Seemann begrüßte höflich den Löwen, und dieser schloß ihn sogleich in sein Herz.
Aus dem Wald kam Totoschka gelaufen, der auf Vögel Jagd gemacht hatte.
Die Begegnung zwischen dem Löwen und Totoschka war sehr herzlich. Die beiden
reichten sich die Pfoten, und dann tat der riesige Löwe so, als wolle er das Hündchen
fressen, worauf dieses sich den Anschein gab, als habe es schreckliche Angst. Gleich
darauf begann es um den Löwen herumzutanzen und versuchte, ihn an der Schwanzquaste
zu schnappen. Jetzt tat der Löwe, als habe er Angst: Er zog den Schwanz ein und begann
sich im Kreise zu drehen.
Elli lachte, daß ihr Tränen in die Augen traten, und Charlie Black rief:
„Bei meinem Holzbein! Das ist das komischste Schauspiel, das ich jemals gesehen habe!”
„Wo bleibt denn Kaggi-Karr?” fragte Elli. „Ist sie nicht mitgekommen?”
„Nein, ich habe die Reise allein gemacht”, erwiderte der Löwe. „Als sie mir deine
Botschaft überbracht hatte, sagte sie, sie müsse noch etwas in der Smaragdenstadt
besorgen.”
Der Seemann schüttelte mißmutig den Kopf.
„Was will sie denn dort? Ich fürchte, sie wird wieder was anstellen …”
„Aber, Onkel, Kaggi-Karr ist ja ein kluger Vogel”, nahm Elli die Krähe in Schutz.
„Klug schon”, brummte der Seemann, „aber ihre Prahlsucht …”
Charlie schmierte die Pfoten des Löwen mit Nußöl ein und verband sie mit weicher Rinde,
was den Schmerz sofort
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