Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
wir nun an?” fragte Elli erschrocken. „Wir können unsere Freunde doch nicht
im Stich lassen!”
Da sagte Kaggi-Karr:
„In meiner Kindheit hörte ich einmal von meinem Großvater, daß es einen unterirdischen
Gang zum Turm gibt. Dieser Gang, sagte er, wird aber schon lange nicht mehr benutzt,
weil dort Ungeheuer hausen …”
„Ich habe nur vor den Polizisten Angst”, rief Elli. „Wenn wir mit den Säbelzahntigern
fertig geworden sind, so werden wir uns doch nicht vor unterirdischen Ungeheuern
fürchten!”
..Aber wie finden wir diesen Gang?” fragte der Seemann.
„Ich hab eine Idee”, rief die Krähe. „Elli soll mit ihrer Zauberpfeife Ramina rufen - die
Mäuse treiben sich doch überall herum, sie werden bestimmt auch den unterirdischen Gang
kennen.”
„Und wenn das Pfeifchen nicht mehr wirkt?” fragte Elli. „Versuchen wir’s doch!” schlug
Totoschka vor.
Pochenden Herzens blies Elli in die Silberpfeife.
Da raschelte es auf einmal im Gras, und hervor trat Ramina, eine winzige goldene Krone
auf dem Kopf.
Im Wunderland hatte das Pfeifchen seine Zauberkraft zurückbekommen. Totoschka wollte
sich aus Gewohnheit auf die Maus stürzen, doch Elli packte ihn rechtzeitig am Fell.
Die Mäusekönigin sagte:
„Guten Tag, liebe Fee. Dieses kleine schwarze. Tier mag uns Mäuse noch immer nicht?”
„Oh. Eure Majestät!” rief Elli aus. „Verzeiht, daß ich Euch wieder belästige … Ich wollte
Euch um Beistand bitten. In der Nähe soll sich ein unterirdischer Gang zum Kerkerturm
befinden. Wollt Ihr uns helfen, ihn zu finden?”
„Warum nicht? Das ist sicher leichter, als einen Löwen aus dem Mohnfeld zu schleppen”,
erwiderte Ramina.
Sie klatschte in die Pfoten, und im Nu standen mehrere Hofdamen vor ihr.
„Ruft meine Untertanen, die in dieser Gegend leben”, befahl die Königin.
„Zu Befehl, Eure Majestät!”
Die Hofdamen verschwanden, und gleich darauf waren
unzählige kleine, mittelgroße und ganz große Mäuse zur Stelle. Drei junge Mäuse trugen
ein Fikusblatt, auf dem ihre Urgroßmutter lag.
Auf Befehl der Königin stoben die Mäuse wieder auseinander, und nur die Alte blieb da.
„Ihr braucht Ruhe, Großmütterchen”, sagte die Königin. „Ihr habt in Eurem Leben ohnehin
viel gearbeitet.”
„Ja, ich hab in meinem Leben viel und gut gearbeitet”, murmelte die Alte mit zahnlosem
Mund. „Wieviel feinen Käse, wie viele fette Würste hab ich zernagt! Wie viele Katzen hab
ich genarrt, wie viele Mäuschen in meiner schönen Höhle großgezogen!”
Die Alte schloß die Augen und versank in einen wohltuenden Schlaf.
„Liebe Schwester”, sagte die Königin zu Elli. „Euer Entschluß, den unterirdischen Gang zu
benutzen, ist richtig. Ihr müßt aber mit einer großen Gefahr rechnen.”
„Ihr meint die Ungeheuer, die dort hausen?” fragte das Mädchen.
„Von Ungeheuern ist mir nichts bekannt. Aber unter der Erde befindet sich das Land der
Erzgräber.”
„Ein Land von Erzgräbern unter der Erde?” wunderte sich Elli. „Wie ist das möglich?”
„Im Wunderland ist alles möglich”, erwiderte Ramina.
„Sind die Erzgräber böse Leute?” fragte das Mädchen ängstlich.
„Wie man’s nimmt … Sie tun niemandem etwas zuleide. Aber sie dulden es nicht, daß ein
Fremder sie beobachtet, geschweige denn, daß er sich in ihre Angelegenheiten einmischt.
Dann können sie sehr gefährlich werden. Falls ihr ihnen begegnet, hütet euch, sie zu
erzürnen!”
„Warum nennt man sie denn Erzgräber?”
„Weil sie allerlei Erze ausgraben und aus ihnen Metall schmelzen. Übrigens ist das Land
nicht nur an Metallen reich, sondern auch mit Smaragden gesegnet.”
„Gibt es dort auch eine Smaragdenstadt?”
„Nein. Sie tauschen ihre Smaragden und ihr Metall gegen Korn, Früchte und andere
Nahrungsmittel der oberirdischen Bewohner ein. Sie haben auch Goodwin die Smaragden
gegeben, freilich mußte er nicht wenig dafür bezahlen. Er geizte aber auch nicht, als er
seine herrliche Stadt aufbaute.”
„Dann müssen die Erzgräber wohl ab und zu an die Oberfläche steigen?”
„Ihre Augen vertragen das Sonnenlicht nicht, und das Tauschgeschäft findet nur nachts
statt, vor dem Eingang
zu ihrem Land.”’ Elli wollte noch mehr über das Leben der Erzgräber erfahren, konnte aber
nicht weiterfragen, denn die Mäuse hatten inzwischen die Umgebung abgesucht und
kehrten nun zurück. Sie waren sichtlich verlegen, denn keine einzige hatte
den unterirdischen Gang entdecken
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