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Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur

Titel: Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samia Shariff
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abzuschließen.
    »Passen Sie auf! In solchen Unterkünften übernachten die unterschiedlichsten Menschen. Manche können durchaus gefährlich sein. Lassen Sie Ihre Kinder niemals allein, begleiten Sie sie auch auf die Toilette. Wenn es Schwierigkeiten gibt, rufen Sie mich. Ich bin immer in der Nähe.«
    »Danke, Rachid. Ich werde sehr vorsichtig sein.«
    »Morgen werden Sie die Sozialarbeiterin dieser Unterkunft kennenlernen. Sie wird eine andere Lösung finden, denn dies ist kein Ort für eine Familie«, fügte er aufrichtig betroffen hinzu.
    »Dieser Ort ist für niemanden geeignet, Rachid. Ich wünsche mir, dass unser Aufenthalt hier nicht ewig dauert, dennich will mit meinen Kindern an einem ruhigen Ort leben. Ich möchte, dass sie in die Schule gehen und nach Hause kommen können wie alle anderen Kinder. Es gibt so viele Dinge, die ich mir wünsche …«
    Bewegt drückte mir Rachid die Hand. Seine Anteilnahme war unverkennbar.
    »Ihre Wünsche sind die Wünsche jeder Mutter, Samia. Es ist normal, dass man sich das alles für seine Kinder wünscht!«
    Seine Bemerkung stimmte mich nachdenklich. Selbst wenn meine Wünsche nicht übertrieben waren, erschienen sie mir im Augenblick völlig utopisch. Würde es mir gelingen, meinen Kindern eines Tages ein anständiges Dach über dem Kopf zu bieten?
    Beim Waschen kümmerten wir Großen uns zunächst um die drei Jungen. Dann wuschen wir uns selbst, wobei eine die Tür bewachte. Erschöpft und zufrieden schliefen wir rasch ein.
    Um sieben Uhr klopfte Rachid an die Tür: Zeit zum Aufstehen. Es war schwer, alle aus dem Bett zu bekommen. Vor allem Elias war ein Langschläfer.
    »Ich bin noch so müde, Mama«, quengelte er. »Ich will nicht nach draußen.«
    Ich streichelte ihn und malte ihm das Frühstück in den schönsten Farben aus, worauf er gut gelaunt aufstand. Wenig später saßen wir im Speisesaal.
    Dort befanden sich viel mehr Leute als am Vorabend. Vermutlich waren einige erst in der Nacht hierhergekommen. Größtenteils handelte es sich um Männer verschiedenen Alters und unterschiedlicher Nationalität. Manche sahen so aus, wie man sich gemeinhin Alkoholiker vorstellt.
    Unsere Familie weckte ihre Neugierde. Schweigend starrten sie uns an …
    Die Sozialarbeiterin der Unterkunft winkte mich in ihr Büro. Ich folgte ihrer Aufforderung, obwohl ich so meinenKaffee nicht austrinken konnte. Schließlich musste ich alles tun, um den kommenden Tag so angenehm wie möglich zu gestalten.
    Diese Frau wirkte schon durch ihre korpulente Statur und ihre riesige, dunkle Brille respekteinflößend. Sie musterte mich mit durchdringendem Blick und kam sogleich zur Sache.
    »Sie befinden sich in einer heiklen Situation«, sagte sie trocken. »Wir werden versuchen, eine Lösung zu finden, aber es wird nicht leicht sein. Haben Sie Geld bei sich?«
    »Unsere Ersparnisse haben gerade für die Flugtickets und die erste Nacht im Hotel gereicht. Jetzt ist alles aufgebraucht.«
    »Ich will ganz offen sein: Sie wirken nicht wie eine arme Frau. Sie sind sauber und sehen gepflegt aus. Man käme nicht darauf, dass Sie sich in einer so schwierigen Lage befinden!«
    »Ich habe Algerien verlassen, weil wir dort mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen hatten. Aber ich kann Ihnen nicht verschweigen, dass wir seit unserer Ankunft hier ebenfalls schon sehr schwierige Situationen erlebt haben! Ich hätte niemals erwartet, dass ich unter so armseligen Umständen mein Leben fristen muss! Hoffentlich lässt sich dafür so schnell wie möglich eine Lösung finden!«
    »Diese schwierige Lage haben Sie sich selbst zuzuschreiben, Madame!«, wies sie mich zurecht, während sie mich abschätzig betrachtete. »Sie hätten es sich zweimal überlegen sollen, bevor Sie mit fünf Kindern und ohne Geld hierherkommen. Was haben Sie sich denn gedacht? Dass eine Wohnung für Sie bereitsteht, wenn Sie hier landen?«
    Das war zu viel! Ich atmete tief durch, um ruhig zu bleiben.
    »Mir war klar, dass ich hier Probleme haben würde, aber das stand für mich nicht im Vordergrund. Ich lebte in einem Land, in dem Angst unser ständiger Begleiter war. Jeden Tag fürchtete ich, eines meiner Kinder zu verlieren oder selbst umgebracht zu werden. Verstehen Sie doch! Das Wichtigstefür mich war, meine Kinder zu retten. Ich war sicher, in einem freien Land auch eine Unterkunft zu finden.«
    War es mir gelungen, mehr Verständnis für meine Situation bei ihr zu wecken? Äußerlich blieb sie ungerührt:
    »Das erklärt einiges,

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