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Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur

Titel: Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samia Shariff
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und Zacharias fing an zu quengeln. Ich war erleichtert, als wir endlich aufgerufen wurden.
    Eine Sozialarbeiterin empfing uns in einem unpersönlichen Büro, das eindeutig zu klein für eine sechsköpfige Familie war.
    »Sind das alles Ihre Kinder?«
    »Ja, Madame.«
    »Auch das große Mädchen?«, fragte sie erstaunt und wies auf Norah.
    »Aber ja!«
    »Es wäre mir lieb, wenn die Hälfte in den Warteraum zurückgeht«, meinte sie kühl.
    Melissa und die Zwillinge verließen das Zimmer.
    »Gut! Was kann ich für Sie tun?«
    Ich legte ihr unsere Situation dar. Sie hörte aufmerksam und bewegt zu. Dann fragte sie, ob ich Verwandte in Frankreich hätte.
    »Ja! Aber es ist besser, wenn sie nicht erfahren, dass wir hier sind. Sonst wären wir nicht mehr sicher! Sie würden sofort unsere Familie informieren.«
    »Ich verstehe! Aber Sie brauchen einen Ort, wo Sie mit Ihren Kindern unterkommen können.«
    »Ich kann mich hier an niemanden wenden. Ich will um jeden Preis verhindern, dass meine Familie mich hier aufspürt.«
    »Ist Ihre älteste Tochter volljährig?«
    Diese Frage versetzte mir einen Stich, aber ich nickte.
    »Dann werden Sie sich trennen müssen. Sie wird in einer Unterkunft für Jugendliche in schwierigen Situationen untergebracht werden«, erklärte sie.
    »Ich will meine Familie nicht verlassen«, erwiderte Norah heftig. Sie war den Tränen nahe. »Niemand wird mich von meiner Schwester und meinen kleinen Brüdern trennen.«
    »So lautet das Gesetz, mein liebes Fräulein. Ihr Platz ist bei den jungen Leuten Ihres Alters.«
    »Nein, mein Platz ist bei meiner Familie. Lassen Sie uns bitte zusammenbleiben. Ich bin nicht hierhergekommen, um von meiner Familie getrennt zu werden«, protestierte Norah.
    Die Frau wirkte ratlos. Gewöhnlich lebten junge Mädchen lieber mit jungen Erwachsenen zusammen als mit ihrerFamilie. Norah schien anders zu sein. Ihre Familie gab ihr Halt und Sicherheit.
    Die Sozialarbeiterin telefonierte kurz und wandte sich dann erneut an Norah:
    »Mein Kollege vom Jugendamt hat Verständnis für deine Haltung. Nach dem, was du durchgemacht hast, sieht er momentan keinen Grund, warum du nicht mit deiner Familie zusammenbleiben solltest. Du kannst ihn jederzeit anrufen, falls du deine Meinung änderst. Madame Rafik, Sie werden für drei Tage in einem Hotel wohnen und Essensmarken erhalten, mit denen Sie in bestimmten Lokalen essen können.«
    »Wo liegt das Hotel?«
    »In einem Pariser Vorort. Es ist kein Luxushotel, aber Sie werden nur drei Tage dort bleiben. Anschließend werde ich Ihnen mitteilen, wie es weitergeht.«
    Das Hotel machte keinen guten Eindruck. Von den rissigen Mauern blätterte hier und da Farbe ab. In der Umgebung lag eine Menge Unrat, und die Fenster waren so dreckig, dass die Sonnenstrahlen nur mühsam hereindrangen. Meine Jungen traten nur zögerlich ein, während die Mädchen ihrem Abscheu lauthals Ausdruck verliehen.
    »Was ist denn das für eine Absteige! Hier werden wir nicht schlafen!«
    »Es sind doch nur drei Tage! Wir haben keine andere Wahl! Immer noch besser, als auf der Straße zu schlafen.«
    Tapfer ging ich zur Rezeption, wo ein mürrisch dreinblickender Mann saß. Sein Bauch hing unter seiner Weste heraus. Er hatte einen Dreitagebart, und seine Arme waren bis oben hin tätowiert.
    »Sind Sie die Frau mit den fünf Kindern, die die Sozialbehörde schickt?«, fragte er statt einer Begrüßung mit heiserer Stimme.
    »Ja, Monsieur. Das bin ich, und hier sind meine fünf Kinder.«
    »Ich muss Sie warnen, Madame. Diese Gegend ist nicht für kleine Kinder geeignet. Ich wundere mich, dass die Sozialbehörde Sie hier unterbringen will. Achten Sie darauf, dass Ihre Tür nachts gut verschlossen ist.«
    Das alles wirkte nicht sehr vertrauenerweckend. Ich rief die Sozialarbeiterin an, um ihr meine Bedenken mitzuteilen.
    »Es ist das einzige Hotel, das Sie mit Ihren fünf Kindern nehmen wollte. Versuchen Sie das Beste daraus zu machen. In der Zwischenzeit werde ich nach einer geeigneteren Unterkunft für Sie suchen.«
    Ich war traurig, dass meine Kinder an einem so ungesunden und unsauberen Ort hausen mussten. Man wies uns zwei Zimmer zu. Eines lag in der zweiten, das andere in der dritten Etage. Das Zimmer im zweiten Stock war in einem furchtbaren Zustand: die Vorhänge zerrissen, der Tisch wacklig, das Bett fleckig. Wir warfen nur einen kurzen Blick hinein, dann schlossen wir die Tür wieder. Das Zimmer in der dritten Etage war größer und mit zwei Doppelbetten

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