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Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur

Titel: Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samia Shariff
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sterben. Ich konnte nicht anders handeln!«
    »Ich weiß, mein Liebling. Ich bin dir auch nicht böse, denn du wolltest ja nur unser Bestes. Wir werden eine Lösung finden, um diesen Drohungen zu entfliehen. Wir werden uns an die Behörden wenden. Vielleicht bekommen wir dann sogar eine andere Unterkunft, weil eine besondere Dringlichkeit besteht.«
    Aber trotz unserer beharrlichen Bitten und der Anträge aller möglichen humanitären Organisationen reagierten die Behörden nicht.
    Man riet mir sogar, vor dem Rathaus zu kampieren, um unsere Sache voranzutreiben. Doch vor diesem Druckmittel schreckte ich zurück. Auf diese Weise würde ich die Aufmerksamkeit der Medien wecken und so erst recht eine Zielscheibe für die algerischen Fundamentalisten werden.
    Wieder einmal wappnete ich mich mit Geduld. Trotzallem hoffte ich, dass sich unsere Lage bald zum Besseren wenden würde.
    Und an einem der Nachmittage, die ich mit den drei Jungen bei McDonald’s verbrachte, nahmen meine Hoffnungen konkrete Formen an. Es war ein düsterer Tag, und in meinem Herzen sah es nicht besser aus. Während meine Kinder sich vergnügten, weinte ich leise und möglichst unauffällig vor mich hin. Da legte sich eine Hand sanft auf meine Schulter …

15. Neue Hoffnung
    Langsam trocknete ich meine Tränen und sah auf. Vor mir stand ein junger Mann, dessen Gesicht ich kannte, da er häufig hier zu Gast war. Er war ordentlich gekleidet und wirkte sehr sympathisch. Ich weiß nicht, ob es der Klang seiner Stimme, sein mitfühlender Blick oder die Zartheit seiner Geste war, doch ich fasste unverzüglich Vertrauen zu ihm.
    »Verzeihen Sie mir, Madame, dass ich mich in Ihre privaten Angelegenheiten einmische, aber Sie wirken furchtbar einsam. Sind Sie Algerierin? Ich meinte Ihren Akzent erkannt zu haben, als Sie mit Ihren Kindern sprachen. Normalerweise bin ich sehr zurückhaltend, aber heute musste ich Sie einfach ansprechen, denn Sie scheinen jemanden zu brauchen, mit dem Sie reden können. Erlauben Sie, dass ich mich setze und versuche, Ihnen zu helfen!«
    Seine Gegenwart tat mir gut, und ich brauchte dringend jemanden, mit dem ich reden konnte! Also bat ich ihn, Platz zu nehmen.
    »Warum weinen Sie?«, fragte er leise.
    Bei seinen Worten brachen endgültig alle Dämme, die meine Tränen zurückgehalten hatten. Als ich mich wieder beruhigt hatte, erzählte ich ihm in groben Zügen meine Geschichte und schilderte meine Probleme.
    »Wohnen Sie immer noch im Hotel?«
    »Ja, mittlerweile ist es schon fast ein Jahr. Da meine Kinder nur in den Hotelzimmern spielen können, bin ich öfter hier,als mir angenehm ist. Fast mag es scheinen, als ob ich mich hier eingenistet habe, und es würde mich nicht wundern, wenn man mich eines Tages vor die Tür setzt«, erwiderte ich lächelnd.
    »Ihre Situation ist völlig unzumutbar! Wissen die Behörden der Stadt, was Sie durchmachen?«
    »Allerdings. Jeden zweiten Tag gehe ich mit meinen Kindern zum Rathaus, doch es passiert nichts. Man gibt mir nur immer wieder die Antwort, dass wir warten müssen. Aber wie lange noch? Das weiß offenbar niemand.«
    »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen«, sagte er ernst.
    »Bitte, sprechen Sie. Ich bin für jede Idee dankbar.«
    »Sie sollten Frankreich verlassen! Gehen Sie in ein Land, wo das Leben leichter ist, wo Sie besser geschützt werden und wo man Ihnen hilft, Ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.«
    »Ich habe keine Kraft mehr, um noch einmal woanders von vorne anzufangen.«
    »Hier werden Sie nie eine Wohnung erhalten. Und selbst wenn Sie eines Tages eine bekommen sollten, müssten Sie sich auch dann noch verstecken, weil man Sie weiter verfolgen und bedrohen wird.«
    »Wo soll ich denn Ruhe finden? Wie soll ich die Energie aufbringen, noch einmal aufzubrechen und neu zu beginnen?«
    »Warum verlassen Sie nicht Europa und gehen weit fort?«
    »Wichtig ist für mich vor allem, meine Kinder nicht noch mehr zu verstören. Wir müssen in einem Land leben, wo man französisch spricht.«
    »Ich würde Ihnen raten, nach Kanada zu gehen, und zwar ins frankophone Québec. Einige meiner Bekannten sind dorthin ausgewandert, und keiner hat es bereut. Man hat mir versichert, dass das Leben dort sehr viel einfacher ist.«
    »Kanada ist so weit weg! Und der Winter ist so kalt! Außerdem würde ich sicher keine Visa für mich und meine Kinder erhalten!«
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Vergessen Sie die Kälte! Vier Monate Winter sind doch nichts im Vergleich zu einem

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